Landtag,
19. Sitzung vom 29.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 48
die ÖBB in den Abgrund getrieben. Da gibt es in Wirklichkeit jetzt keine Alternativen mehr, denn schauen Sie sich einmal an, wo soll der Transport herkommen? Auf der ÖBB? Auf den wenigen Linien, die es da in den Osten gibt? Na, ganz sicher nicht!
Jetzt kommen Sie, Herr Madejski, heraus und sagen,
die Kontrollen müssen effektiviert werden. Der Herr Kralovec mit diesem
Sozialdumping und all seinen Dingen damals, das war ein niederösterreichischer
Unternehmer, und da frage ich mich die ganze Zeit, wo war da die
Bundesregierung? In Österreich hätte er eine Verwaltungsstrafe bekommen, aber
nach Luxemburger Recht ist er strafrechtlich verfolgt worden, genauso wie in
der Bundesrepublik. Wo waren denn da die Kontrolleure der Bundesregierung?
Jetzt geht es ums Kontrollieren und ums Schikanieren, aber war denn da etwas
vorher? Einfach nicht vorhanden.
Jetzt zur Lobau-Autobahn und zu der ewigen
Behauptung, jede Stadt braucht eine Autobahnumfahrung. Das stimmt erstens
einmal überhaupt nicht und zweitens wissen Sie ganz genau, Ihr Projekt der
7. Donauquerung in Fischamend braucht genau niemand. Das ist zum
Krenreiben gewesen. Jetzt sind Sie draufgekommen, und weil der Kollege Gorbach
von Ihnen die Außenvariante einfach besser findet, präferieren Sie die. Das
heißt die WienerInnen in der Donaustadt können sich aussuchen entweder Transit
vom Westen oder vom Osten, vom Norden oder vom Süden und mitten drinnen ist die
Donaustadt. Das ist überhaupt kein Konzept, das ist einfach ein Unsinn, was Sie
da heute erzählt haben.
Das Nächste ist: Wer soll das alles bezahlen? (Abg Franz Ekkamp: Der Finanzminister soll
das bezahlen!) Die Lobau-Autobahnen kosten 2 Milliarden EUR. Das
ist ja ein Wahnsinn! Haben Sie den Goldesel erfunden? Jetzt wollen Sie noch
eine 7. Donauquerung in Fischamend. Das haben Sie uns in Wirklichkeit die
ganze Zeit erzählt.
Das heißt für mich – noch einmal ganz kurz, ich
möchte mich da wirklich kurz halten –: Ich brauche keinen Transit in Wien, ich
brauche keine Lobau-Autobahn, ich brauche keinen Gorbach, und ich brauche keine
FPÖ. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Römer: Als Nächste zu
Wort gemeldet ist Frau StRin Dipl Ing Dr Rothauer. Ich erteile es ihr.
StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer:
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Nachdem wir uns jetzt ausführlich mit der
gegenseitigen Schuldzuweisung beschäftigt haben, komme ich wieder auf das Thema
zurück, nämlich auf die Frage, die sich mir stellt: Wo bleiben die Wiener
Gegenkonzepte?
Ich würde aus meiner Sicht sagen: Konzepte sind da,
aber es geht nichts weiter, es geschieht nichts. Wir haben in den letzten zehn
Jahren kein einziges wichtiges Infrastrukturprojekt fertiggestellt bekommen. Da
unterscheide ich mich schon wesentlich von meinem Vorredner, der meint, wir
brauchen das alles nicht, weil sich der Verkehr von selber auflöst. Der Verkehr
entsteht nur, wenn man ihn auf Straßen Richtung Wien herführt, und dann haben
wir ihn in Wien. Wenn man ihn gar nicht herführt, das stimmt schon, dann haben
wir ihn nicht. Aber wo bleibt er denn, wo wollen Sie ihn denn lassen? Wollen
Sie ein Auffangnetz an den Grenzen errichten? Da gibt es eine witzige Zeichnung
von Loriot oder jemand anderem. Da gibt es ein Netz, in das fallen alle Autos
hinein, und man ist sie los.
Ich bleibe dabei, wir brauchen die
Infrastrukturprojekte, sie sind wichtig, und ich bleibe dabei, wir brauchen sie
zur Realisierung und nicht nur, um Konzepte zu erstellen. Es fehlt das Tempo,
meine sehr geehrten Damen und Herren. Absichtserklärungen, Absichtsäußerungen
sind hier einfach zu wenig. Wir haben sie zum Teil leider auch wieder in dem
Masterplan Verkehr, und ich werde gleich darauf zurückkommen.
Auch die Planungsvorgänge kommen in Wien ins Stocken,
wenn man berücksichtigt, wie weit schon manche Planungen rund um Wien
vorangeschritten sind. Ich fange bei einem Beispiel an, das vielleicht nicht so
kontroversiell ist, weil es nicht den Autoverkehr betrifft, sondern die
Güterterminals. Es ist ja Gott sei Dank im Osten Österreichs im Gegensatz zum
Westen Österreichs so, dass wir einen sehr erheblichen Anteil des
Transitverkehrs bei der Güterbeförderung noch auf der Schiene abwickeln. Das
soll nicht nur so bleiben, das muss man festigen, das bleibt nicht von selber
so, und da soll man auch noch daran arbeiten, dass es besser wird. Da stelle
ich schon die Versäumnisse in den Vordergrund, die rund um die Güterterminals
geschehen sind.
Ich kenne dieses Thema seit vielen, vielen Jahren. Es
gibt Konzepte sonder Zahl. Es gab sogar ein sehr konkretes Konzept, und nun
lese ich im Masterplan Verkehr 2003 wieder, dass das notwendig wäre, nämlich
kurzfristig der Terminal Inzersdorf und Hafen Wien und mittelfristig einer im
Nordosten Wiens.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das wissen wir
ja alle, aber das kommt ja nicht von selber daher. Da muss man sich bemühen, da
muss man nicht nur planen, sondern da muss man auch an der Realisierung
arbeiten. Warum das so wichtig ist, habe ich gerade gesagt. Es muss unser
Ehrgeiz sein, dass wir den Gütertransitverkehr im Osten Österreichs weiterhin
in einem hohen Maß auf der Schiene behalten.
Nun wissen wir, dass dieser echte
Transitgüterverkehr nur etwa 5 Prozent des Gesamtverkehrs ausmacht, wir
wissen aber auch, dass die Zunahme der Verkehrsleistung nach den Prognosen bis
2015 ungefähr 10 Prozent des hausgemachten Verkehrs ausmachen wird, und
das wird sich auf der Straße abspielen. Aber egal ob hausgemachter Verkehr oder
Transitverkehr, zum Abwickeln des Straßenverkehrs brauchen wir nun einmal den
Straßenbau. Ich appelliere auch an Wien, sich für die Nordumfahrung nicht mehr
weiter Zeit zu lassen, denn die Planung für die A5 im Norden auf
niederösterreichischem Gebiet hat einen erheblichen Vorsprung, und wenn das so
weiter geht, dann passiert wirklich das, was ich zu Beginn eigentlich mehr
zynisch gemeint habe, nämlich dass die Autos auf der
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