Landtag,
19. Sitzung vom 29.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 48
Verschärfung! Sie wissen das, Herr Kollege, dass es
wesentliche Verschärfungen gibt! ) Also ich sage einmal, in vielen Bereichen
gibt es keine wesentliche Verschärfung, und die, die ich und meine Fraktion
vorschlage, wird ja von euch unter anderem nicht getragen. Wir werden ja
unseren Standpunkt noch beziehen dürfen. Aber insgesamt ist es keine
Verschärfung, sondern eine Verbesserung, und ich werde das auch erläutern. (Beifall
bei der FPÖ.)
Und ich muss dazusagen:
Wir haben es uns auch nicht leicht gemacht. Nicht nur, dass wir lange versucht
haben, den Prozess mitzugestalten und abzuwägen, haben wir es uns auch in der
Fraktion selbst nicht leicht gemacht, denn es gibt natürlich den einen oder
anderen Punkt, wo man darüber nachdenken kann, ob man den für richtig oder für
falsch hält. Da ist aber nicht meine persönliche Einstellung gefragt, da ist
nicht mein alleiniges Streben gefragt, sondern ich habe mich als Mitglied
dieser gesetzgebenden Körperschaft zu fragen, ob ich durch die Novelle zu einem
Gesetz einen allgemeinen Zustand herstelle oder verbessere, den die
Allgemeinheit wünscht, für die ich Gesetzgeber bin, und das sind alle Formen
von Betroffenen, die im Zusammenhang mit Prostitution stehen, die
Prostituierten selbst, die Anrainer in den betroffenen Liegenschaften, die
genutzt werden, und wer auch sonst in diesem Umfeld noch steht. An dem habe ich
mich zu orientieren und zu fragen, ob ich für die Betroffenen eine Norm
schaffe, die ihr Leben verbessert, erleichtert oder was auch immer, und nicht,
ob ich meine persönlichen Ziele erreicht habe. Da geht es nicht um
Wählermaximierung. Da geht es um gar nichts. Gerade bei solchen
gesellschaftspolitisch relevanten und hochsensiblen Themen geht es rein um die
Frage, ob ich eine allgemeine Norm geschaffen habe, die eine Verbesserung
bringt.
Natürlich wird es am Vollzug liegen, natürlich wird
das eine oder andere nachjustierbar sein, vor allem dort, wo wir nicht
Gesetzgeber sind. Über das werden wir uns auch noch unterhalten. Aber am
Schluss habe ich die Frage zu stellen, ob ich eine Norm schaffe, die für die
Allgemeinheit Verbesserung bringt, und davon bin ich überzeugt, und deswegen
stimmen wir zu. (Beifall bei der FPÖ.)
Um bei so einem Maximalstandpunkt zu bleiben: Zu
Beginn dieser Diskussion hat es auch die Frage gegeben, ob wir eine generelle
Freierbestrafung einführen, nach schwedischem Vorbild. Die Frau Stadträtin war
damals der Meinung, wir alle haben darüber diskutiert, wir haben gemeinsam,
muss man sagen, im Ausschuss bei den sonstigen Diskussionen die Meinung
geändert, weil uns das schwedische Modell auch gezeigt hat, dass es nicht der
richtige Weg ist. Andere Punkte waren ableitbar. Dieser Punkt wurde verworfen,
und es wäre falsch gewesen. Er ist auch nicht mehr drinnen. Und das zeigt, dass
wir in der Diskussion vorangekommen wird.
Wir haben uns mit dieser Problematik
auseinandergesetzt, weil wir den Freier nicht vollständig aus der Verantwortung
entlassen können, dazu durchgerungen, jenen Punkt als quasi besondere
Anstandsverletzung in den § 1 Abs 1 Z 3 des Wiener Landes-Sicherheitsgesetzes
aufzunehmen, wo es darum geht, dass eben niemand gegen seinen Willen in seiner
sexuellen Sphäre belästigt oder gestört werden darf und niemand zu solchen
Handlungen aufgefordert werden darf. Und das ist auch richtig. Das ist richtig,
denn es entspricht dem Recht sonstiger Betroffener, insbesondere der
AnrainerInnen, auf den Schutz ihrer persönlichen Sphäre, und da muss sich der
Freier zurücknehmen. Und wer das nicht versteht, der tut mir Leid, aber auf den
muss das Gesetz angewendet werden und er muss, wenn er es nicht versteht, die
entsprechende Strafe bekommen. Davon ist nicht umfasst die berühmte Frage, ob
irgendjemand Zeit hätte, sondern es geht ganz klar darum, jemanden in seiner
sexuellen Sphäre zu bedrängen, ihn direkt anzusprechen, und das Entscheidende
ist das Nein danach. Erfolgt dieses Nein danach, dann hat der Freier seine
Suche am Ort und bei dieser Person einzustellen. Denn alles andere ist eine
besondere Anstandsverletzung, ist ein Eindringen in die Sphäre anderer
Menschen, die mit dieser Sache nichts zu tun haben, und dem muss und wird durch
dieses Gesetz ein Riegel vorgeschoben, und auch deswegen stimmen wir zu.
Und wer glaubt, dass es das alles nicht gibt, den
lade ich ein, in den entsprechenden Bezirksteilen 2. Bezirk, Stuwerviertel, 15.
Bezirk, Mariahilfer Straße, Felberstraße, wo auch immer, einen Tages- oder Abendspaziergang
zu machen und sich die Sache anzusehen. Da kann er mitnehmen, wen er will, aber
der Punkt ist: Dort ist alles klar. Dort gibt es niemanden, von keiner
Fraktion, der nicht erkennt, dass hier Handlungsbedarf ist.
Und ich negiere nicht die Ansätze zu sagen: Gehen wir
auch noch andere Wege, die wir auch im Gesetz gegangen sind, nämlich dort, wo
wir die Bestrafungen verringert haben, aus vernünftigen Gründen. Dort, wo wir
sagen: Diskutieren wir über die Anerkennung. Das können wir alles machen. Es
war auch gescheit, den Antrag zuzuweisen und nicht abstimmen zu lassen, weil
wir können über das diskutieren, auch wenn ich bei dem einen oder anderen Punkt
noch nicht überzeugt bin. Aber dort, wo die Sache klar ist, wo es um die
Belästigung geht, dort ist die besondere Anstandsverletzung gut. Die Strafe ist
vielleicht, so wie sie jetzt im Gesetz vorgesehen ist, unangemessen. Ich hätte
mir persönlich eine höhere Strafe gewünscht. Aber wir werden sehen, was der
Vollzug bringt.
Und es ist richtig, dass wir den Freiern sagen, dort
ist Schluss, und es war richtig, dass wir es als Landesgesetzgeber getan haben,
denn wir müssen erkennen, was können wir
regeln und was können wir nicht
regeln. Aber dort, wo wir es können, dort wurde es getan.
Und die Diskussion war auch
deswegen wichtig, weil sie gezeigt hat, dass wir es in solchen Materien – es
wird noch andere geben, die man quasi wirklich emotionslos parteiübergreifend
diskutieren kann, ob das der Umweltschutz ist, ob das der Tierschutz ist;
Kinderschutz ist keine Landesmaterie – schaffen, einen Konsens zustande zu
bringen und daher, und zwar ohne ideologische Scheuklappen, ohne
Berührungsängste, im Versuch,
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