Landtag,
20. Sitzung vom 04.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 56
kinderfeindliche Pädagogik, weil die Kinder nicht in
einen Prozess eingebunden werden und auf ihr Alter nicht Rücksicht genommen
wird. Also diesbezüglich hat unsere Tätigkeit damit überhaupt nichts zu tun,
sondern wir setzen uns für den Ausbau der Kinderrechte - und nicht der
Elternrechte - ein. (Beifall bei der SPÖ
und den GRÜNEN.)
Gewalt als Thema in den Medien ist, glaube ich, auch
ein sehr wichtiger Punkt. Wir waren diejenigen, die immer wieder das Thema
Gewalt an Kindern und Jugendlichen in die Medien gebracht haben. Aber wir
wenden uns dagegen, dass Kinder und Jugendliche dort nur der Show wegen
dargestellt werden und eigentlich dann in Zukunft darunter leiden müssen, weil
sie bekannt wurden als Menschen, die Gewalt erlitten haben, und dann auf der
Straße angesprochen werden. Wir haben solche Fälle, und daher sind wir da sehr
sensibel. Aber prinzipiell waren es ja wir, die dieses Thema in die Medien
gebracht haben.
Abschließend noch einen Punkt zum Thema Drogen und
Sucht. Ich darf Ihnen ein Beispiel erzählen, das zeigt, wie schwierig es
eigentlich ist, mit diesem Thema zu arbeiten. Sie wissen ja, Wien,
Niederösterreich und das Burgenland haben jetzt ein einheitliches Jugendschutzgesetz,
und alle drei Bundesländer haben sich vorgenommen, einen Punkt noch zu
korrigieren, und zwar dahin gehend, dass man unter 16 Jahren auch keine
Alkohol- und Nikotinprodukte erwerben darf. - Heute darf ja theoretisch auch
ein Zehnjähriger in die Trafik gehen und ein Päckchen Zigaretten kaufen.
Dabei scheitern wir momentan an einem einzigen Punkt
- und wie wir diesen lösen sollen, wissen wir nicht: Es gibt
Zigarettenautomaten. Jeder Zigarettenautomat hat einen Besitzer. Zu diesen
Automaten gehen auch Jugendliche hin. Wenn wir jetzt eine gesetzliche
Bestimmung einführen, wonach man unter 16 Jahren keine Zigaretten erwerben
darf, dann würde sich erstens einmal der Zigarettenautomatenbesitzer, also der
Unternehmer strafbar machen. Zweitens würde sich der Jugendliche strafbar
machen, indem er hingeht und sich ein Päckchen Zigaretten herausholt.
Nun, wie lösen wir diesen Konflikt? - In sechs
Bundesländern in Österreich ist der Konflikt so gelöst, dass derzeit eigentlich
jeder Zigarettenautomatenhersteller über das Jugendschutzgesetz strafrechtlich
verfolgt werden kann. So wollen wir das im Osten Österreichs nicht machen, und
wir arbeiten daher noch an einer Lösung. Das ist also alles eine sehr
komplizierte Materie. Daher ersuche ich auch darum, in diesem Punkt ein
bisschen so zu agieren, dass man Vorschläge, das Problem allein durch
Drogentests zu lösen, oder Vorschläge, das Problem durch die Freigabe von
Drogen zu lösen, als nette Diskussionsbeiträge betrachtet, sich dabei aber
immer vor Augen hält, dass wir im Endeffekt an der Realität beinharte Arbeit
leisten müssen.
Ich möchte mich dafür bedanken, dass ich hier
sprechen durfte, und danke auch für die heutigen positiven Aussagen. – Danke
schön. (Beifall bei der SPÖ und bei
Abgeordneten der GRÜNEN.)
Präsident Johann Römer: Die
Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin LhptmStin Grete Laska:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte mich auch für diese Diskussion bedanken,
vor allem deshalb, weil sie gezeigt hat, wie ein Bericht und die
Aufgabenstellung der Kinder- und Jugendanwaltschaft letztendlich die Themen
aufzeigen, mit denen wir uns politisch auseinander zu setzen haben. Es ist
nicht Aufgabe der Kinder- und Jugendanwaltschaft, politische Lösungen zu
bringen - das könnte sie auch nicht -, sondern es ist dies die Aufgabe der
demokratisch gewählten Parteien und der Gremien, in denen dann Lösungen
umgesetzt werden müssen für Probleme, die aus der Sicht der Kinder- und
Jugendanwaltschaften Österreichs aus einer bestimmten Lobbyismusfunktion, aber
in vielen anderen Bereichen durch Anwaltschaften wie diese, und zwar
unabhängige, aufgezeigt werden und gesellschaftspolitisch zu diskutieren sind.
Dieser Unterschied ist wichtig.
Die Themen, die auch heute hier in der Diskussion aufgezeigt
wurden, sind ja diejenigen, die uns immer wieder beschäftigen. Ich nenne nur
etwa die Partizipation, in weiterer Folge das Wahlrecht, das damit
zusammenhängt, Prävention in allen Bereichen, vor allem in den Bereichen
Gewalt, Sucht und Abhängigkeiten, und natürlich auch die Schwerpunktsetzungen
bei Budgets, was sich letztendlich dann im Thema Bildung oder Armut und
dementsprechenden unterschiedlichen Positionen der einzelnen Parteien
widerspiegelt und letztendlich auch den Niederschlag in den jeweiligen
Umsetzungsvorgängen findet.
Trotzdem - und gerade deshalb - ist eine solche
Diskussion zu diesem Bericht wichtig. Deshalb bin ich sehr froh, dass die
Diskussion auch genau so geführt wurde, nämlich dass einerseits aufgezeigt
wurde, wo die politischen Themen sind - die Entscheidungen über die Lösungen
werden sicherlich nicht im Zusammenhang mit der Diskussion des Berichts stehen
-, und dass auf der anderen Seite die Würdigung der Arbeit erfolgte und auch
der Dank für die Mithilfe beim Aufzeigen von Problemen, vor allem aus der Sicht
der für die Kinder und Jugendlichen eingenommenen Position, ausgesprochen
wurde.
In diesem Sinne darf ich Sie noch einmal um
Zustimmung ersuchen. (Beifall bei der
SPÖ.)
Präsident Johann Römer: Wir kommen nun zur Abstimmung.
Ich bitte jene Mitglieder des Landtags, die den
vorliegenden Tätigkeitsbericht 2002/2003 der Kinder- und Jugendanwaltschaft
Wien zur Kenntnis nehmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Danke. Das ist
somit einstimmig angenommen.
Postnummer 3 betrifft die erste Lesung der
Vorlage eines Gesetzes über die Zuweisung von Bediensteten der Gemeinde Wien an
den Fonds Soziales Wien (Fonds Soziales Wien - Zuweisungsgesetz).
Berichterstatterin hiezu ist Frau
amtsf StRin Mag Brauner. Ich bitte sie, die Verhandlungen
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