Landtag,
21. Sitzung vom 27.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 44
weil das zu entsprechenden Problemen in der Bauwirtschaft und natürlich auch in anderen Bereichen würde führen.
Ich denke auch, da ist mit der offensichtlich
künftigen Vorsitzenden des Wirtschaftsbundes ein vernünftiges internes Gespräch
zu führen, das dann wahrscheinlich auch realistischere Erwartungshaltungen
hervorrufen wird. Ich würde das sehr anregen, weil man da eine Menge lernen
kann, so wie auch ich hier heute eine Menge gelernt habe im Hinblick auf große
Finanztöpfe, die es in der Stadt Wien irgendwo verborgen geben soll. Sie dürfen
sicher sein, dass ich sofort hinausgehe und mir dieses Schatzkästlein am Ende
des Regenbogens suchen werde.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Vierte Zusatzfrage:
Herr Abg Serles. – Bitte.
Abg Dr Wilfried Serles (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Nach dem poetischen Schluss ist es fast
schwierig, eine letzte Frage zu stellen. Ich tue es trotzdem.
Herr Gusenbauer hat offensichtlich irgendwie diese
Rücklagen im Auge gehabt, als er davon gesprochen hat, dass die
Wohnbauförderungsmittel in vielen Fällen nur noch ein Körberlgeld für die
Landeshauptleute sein sollen. Teilen Sie diese Einschätzung Ihres
Bundesparteivorsitzenden?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Ich kann das so
nicht sagen und nicht bestätigen. Das wird man jeden einzelnen Landeshauptmann
fragen müssen, Sie haben ja die Gelegenheit, zum Beispiel den Kärntner zu
fragen. (Abg Dr Wilfried Serles: Den kann ich hier nicht fragen!) Da
darf ich Ihnen versichern, dass das dort nicht der Fall ist, weil er die
Wohnbauförderungsmittel schon anderweitig verbraucht hat, wie wir wissen,
durchaus auch zweckmäßig, es hat ja die Wohnbauförderungsmittel, die Barauszahlungen
nicht besonders beansprucht. Aber in verschiedenen anderen Bereichen, wo das
wesentlich war, sind sie bereits entsprechend eingebracht und verwendet worden.
Es ist jedoch nicht meine Aufgabe, die Politik
anderer Bundesländer und die Politik anderer Landeshauptleute zu kommentieren.
Das überlasse ich auch gerne dem Kärntner Landeshauptmann.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. - Damit ist die Fragestunde beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der Grüne Klub im Rathaus hat eine Aktuelle Stunde
mit dem Thema "Verdoppelung des Autoverkehrs? Totales Chaos? Es gibt
Alternativen!" verlangt.
Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der
Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte den Erstunterzeichner, Herrn Abg Mag
Chorherr, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine
Redezeit mit 10 Minuten begrenzt ist. - Bitte, Herr Abgeordneter.
Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren!
Zu Recht haben die Medien am letzten Samstag, obwohl es
der Tag vor der Bundespräsidentenwahl war, mit großen Artikeln auf diese Studie
reagiert. In Wirklichkeit ist das eine Bombe, die nicht mehr und nicht weniger
besagt - um es noch einmal zusammenzufassen: Wenn die Wiener Verkehrspolitik so
weitergeht wie bisher, gibt es ein Total-Chaos und kommt es zum Total-Zusammenbruch!
Ich möchte Sie nur auf eine einzige Graphik hinweisen
- Sie sehen sie von weitem, Sie haben das bekommen und können es auch im
Internet nachlesen: Da ist für das Jahr 2035 eine Karte, auf dieser Karte gibt
es sehr viele, dutzende rot eingeringelter Straßen. Ich würde sagen, es sind an
die hundert Straßen. Das heißt, auf diesen roten Straßen wird es im Jahr 2035
durchschnittlich fünf Stunden Stau pro Tag geben! Damit Sie sich das ein bisschen
besser vorstellen können, habe ich Ihnen oder habe ich uns etwas mitgebracht:
Das ist ein Wecker, ich habe ihn so eingestellt, dass er in fünf Stunden läuten
wird; ich hoffe, dass die Landtagssitzung überhaupt so lange dauert. Wenn ich
mir vorstelle, wie lange fünf Stunden sind: Auf rund hundert Straßen staut es
zumindest fünf Stunden!
Blau ist ein Großteil der Straßen eingezeichnet, das
sind drei bis fünf Stunden Stauzeit. Diese entsteht durch die Verdoppelung des
Autoverkehrs.
Ist das ein Naturgesetz? - Nein.
Kann man etwas dagegen tun? - Ja.
Tut die SPÖ etwas dagegen? - Nein!
Zu den Ursachen in aller Kürze, wir diskutieren das
hier immer wieder: Wo wird gewidmet? Wo wird gebaut? Interessiert das die
Planung und die Verkehrspolitik? Ich stelle nur am Rande fest: Der
hauptverantwortliche Herr Planungs- und Verkehrsstadtrat ist nicht einmal da. (Amtsf
StR Dipl Ing Rudolf Schicker meldet sich von einem Platz hinter den
Sitzreihen.) Entschuldigung! Ich begrüße den Herrn Stadtrat, vielleicht
lauscht er dieser wichtigen Debatte auch gebührend.
Woran liegt das? - Das liegt daran, dass insbesondere
dort gewidmet und gebaut wird, wo es abseits öffentlicher Verkehrsmittel liegt.
Es äußert sich darin, dass wir eine besondere Zunahme der Wohnungen im 22. und
21. Bezirk haben, es äußert sich darin - ich zitiere den
Rechnungshofbericht, der dem Stadtsenat vorliegt -, dass wir Entwicklungsachsen
vorgeben, aber dazwischen bauen.
Vielleicht nur zwei Großprojekte: Wienerberg - wo ist
ein öffentliches Verkehrsmittel? Nirgendwo! Irgendwann für das Jahr 2011
überlegt StR Schicker - er befindet sich schon wieder gut im Gespräch, so sehr
interessiert ihn das -, vielleicht eine Straßenbahn zu verlängern. Geplant und
gebaut wird dort, wo es gute Beziehungen zum Rathaus gibt, aber nicht dort, wo
öffentliche Verkehrsmittel vorliegen. Was passiert? - Mehr Autoverkehr!
Ein anderes Beispiel: Monte Laa - wo ist die U-Bahn?
Weit, weit entfernt! Gebaut wird dort, wo es gute Verhältnisse zum Rathaus
gibt. Das ist die erste Ursache.
Dann gibt es die permanente
Stadtflucht aus Wien, die damit zu tun hat, dass die Lebensqualität in Wien
offensichtlich nicht hoch genug ist und dass so gebaut
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular