Landtag,
21. Sitzung vom 27.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 44
verfolgen.
Zunächst einmal habe ich vier Institutionen in Wien
geortet, die dafür verantwortlich sind. Das Erste sind die Bezirke selbst, das
Zweite ist die Stadtebene, drittens sind es die jahrzehntelang regierenden
SPÖ-Regierungen mit ihren Verkehrsministern, und viertens ist es auch das Land
Niederösterreich. Darauf möchte ich nun im Einzelnen zu sprechen kommen.
Was die Bezirke betrifft, möchte ich als Beispiel den
9. Bezirk herausgreifen, der selbst eine Verkehrspolitik gestaltet hat,
die wirklich unglaublich war, sodass dort der Verkehr in vielen Straßenzügen im
öffentlichen Verkehr, im ruhenden Verkehr zusammengebrochen ist. Heute muss die
neue Frau Bezirksvorsteher in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien die Scherben
zusammenklauben, die der ehemalige, in Frühpension geschickte Benkö
hinterlassen hat. Oder ich verweise auf die unkoordinierten untergeordneten
Radwegnetze in den einzelnen Bezirken. - Das nur am Rande, weil wir nicht viel
Zeit haben.
Das Zweite ist die Stadt selbst. Die Stadt hat in den
siebziger und achtziger Jahren eine vollkommen unkoordinierte
Stadterweiterungspolitik betrieben, und zwar ohne Stadterhaltung, ohne in der
Innenstadt etwas zu machen. Sie hat aber vergessen, Arbeitsplätze mit Wohnraum
zusammenzulegen, und die Folge davon war dann die Tangente, die Folge war in
Wirklichkeit, dass man die Leute vom Wohnen zum Arbeitsplatz bringen muss. Das
war ja auch der Ausgangspunkt vieler Querverbindungen in Wien.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Der nächste Fehler war natürlich, dass die U-Bahn in
Wien viel zu spät gekommen ist - auch unter Ihrer Herrschaft! Da lag die SPÖ
weit über 65 oder 70 Prozent, und Ihre Stadtplaner haben viel zu spät
erkannt, wie wichtig dieses Verkehrsmittel ist. Sie haben viel zu spät damit
angefangen - oder ich möchte es so sagen: Wenn wir den Kaiser nicht gehabt
hätten, hätten wir heute wahrscheinlich nicht einmal die U6 oder die U4, oder
nur in Fragmenten, weil dort auf einem Netz aufgebaut worden ist, was durchaus
vernünftig war.
Es gab
keine Ideen zu einer Umfahrung von Wien in Zeiten, als andere Großstädte
bereits Umfahrungen hatten. Autoverkehr hin, Autoverkehr her, das ist egal:
Eine Großstadt braucht eine weiträumige Umfahrung! Aber es gab darüber nicht
einmal Ideen. Wenn ich mir das anschaue: Die Simmeringer Abfahrt ist ein
Mahnmal des verkehrspolitischen SPÖ-Schwachsinns, weil dort nämlich seit 20
oder 25 Jahren eine Abfahrt besteht, die ins Niemandsland führt, und es
gibt keine Möglichkeit, nach Südosten oder nach Süden zu fahren. Damit wird
erst in den nächsten Jahren begonnen, nachdem dort neu konzipiert wird.
Meine
Damen und Herren! Nun zur Bundes-SPÖ und Ihren Ministern: Betreffend Umfahrung
hat es überhaupt keine gemeinsame Planung zwischen dem Bund, Niederösterreich
und Wien gegeben. Erst unter freiheitlichen Ministern sind die Spatenstiche
erfolgt, und unter freiheitlichen Ministern gibt es jetzt endlich
Generalverkehrspläne, gibt es endlich Überlegungen über Umfahrungen und über
die Bahn.
Die Bahn
haben Sie in einem desolaten Zustand hinterlassen, seien es die Bahnhöfe oder
die Anschlüsse. Wo sind die Anschlüsse oder die Linien in die neuen EU-Staaten
Slowakei, Tschechien, aber auch Ungarn? Das alles gibt es nicht. Wo ist die
Straßenverbindung in diese neuen Länder? Seit zehn Jahren wissen wir, dass die
EU-Osterweiterung kommt, vor 15 Jahren ist der Eiserne Vorgang gefallen,
aber nichts ist passiert, damals unter verantwortlichen SPÖ-Ministern und auch
–Stadtpolitikern!
Auch
Niederösterreich - meine Redezeit beträgt noch eine Minute - möchte ich nicht
ausnehmen. Niederösterreich hat, was Verkehrspolitik betrifft, eine
Schrebergartenpolitik gemacht. Dort haben sie nur darauf geachtet, dass sie die
Leute hinausbringen. Die Häuselbauer haben zersiedelt, haben dort mit Hilfe der
Stadt Wien richtigerweise einen Speckgürtel geschaffen. Aber es ist nicht
einzusehen, dass die Wiener Bürger jeden Tag den Dreck schlucken, den die Pendler
verursachen, die dort draußen im schönen Grünen wohnen, die von
Niederösterreich geködert worden sind, nach Wien fahren und am Abend in der
frischen Luft sitzen - und wir haben den Dreck, wir müssen alles zahlen. Das
ist für die Wiener absolut nicht einsehbar! (Zwischenruf des Abg Dr Harald
Troch.)
Meine Damen und Herren! Die Verkehrspolitik in Wien
hat in der Vergangenheit nicht stattgefunden. Herr Stadtrat, in der Gegenwart
ist sie nicht erkennbar, und in der Zukunft ist es fünf vor zwölf. Herr Stadtrat,
nutzen Sie diese 5 Minuten, die Sie noch zur Verfügung haben! Aber nicht
für Gefälligkeitsprojekte mit Ihren grünen Partnern, sondern nehmen Sie unser
Angebot an, eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik mit uns Freiheitlichen in
Wien durchzusetzen. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächster Redner ist Herr Abg Reiter gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Günther Reiter (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Präsidentin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren des Landtags!
Diese von Chorherr angesprochene und sogar
zelebrierte Studie "Mobilitäts-Szenarien 2035" - gesponsert, wie man
weiß, von einer Mineralölfirma - ist sicher eine Option, mögliche Entwicklungen
aufzuzeigen, das ist keine Frage, und auch die notwendigen Maßnahmen zu setzen.
Ich finde aber - weil er es so oft und schön hergezeigt hat -, dass der
Masterplan Verkehr, den wir hier im Haus im November 2003 beschlossen haben,
meine sehr geehrten Damen und Herren, viel effizienter und zielführender ist!
Es hat keinen Sinn, hier
Schreckensszenarien zu entwickeln und die Bevölkerung zu verunsichern. Das ist,
wie ich meine, nicht der richtige Weg. Nehmen Sie zur Kenntnis, meine Damen und
Herren von der Opposition, dass dieser Masterplan Verkehr sehr umweltfreundlich
ist, dass er auf sanfte Mobilität setzt und dass er wirklich eine gute
Grundlage zur Bewältigung der
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