Landtag,
21. Sitzung vom 27.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 44
ein international operierender Multi und ein großer Mineralölkonzern ist, wie wir gehört haben, aber offensichtlich hat er auch einige MitarbeiterInnen der Firma Magistrat der Stadt Wien, MA 18, unter Vertrag, und zwar: Frau Dipl Ing Brigitte Jilka, Herr Dipl Ing Roman Riedel waren Mitarbeiter, weiters noch Herr Dipl Ing Harald Semela und der bekannte Herr Dr Othmar Thann - den werden Sie ja auch kennen aus der Nähe der SPÖ. Diese sind ganz sicherlich keine Mitarbeiter der Firma Shell, sondern waren eine projektbegleitende Arbeitsgruppe. Deswegen ist es für uns auch durchaus valid, davon zu sprechen, dass das eine ganz interessante Studie ist, auch wenn sie von der Firma Shell ist.
Nochmals ganz kurz zurück zu folgendem Punkt - wir
haben da ja schon einiges gehört: Kollege Aichinger meint, in Wirklichkeit
brauchen sich ja eigentlich nur die jeweiligen Wirtschaftskammern von Wien und
Niederösterreich abzusprechen, und dann wird es schon gehen. - Da ist er ein
bisschen zu spät dran, denn die Stadtgemeinde Gerasdorf hat bereits einen
Haufen Flächen für ein riesiges Einkaufszentrum außerhalb Wiens gewidmet. Sie
können sicher sein, dass die Floridsdorfer und Floridsdorferinnen dann nicht
mehr Am Spitz einkaufen, sondern nach Gerasdorf fahren. Gerasdorf wird sich ins
Fäustchen lachen, weil mit den EinkäuferInnen auch die Kommunalsteuer nach
Gerasdorf fährt.
Kollege Madejski hat in Wirklichkeit bei seinem
4-Punkte-Programm zum Erklären des Chaos ein bisschen was vergessen: Er hat
drei Chaos-Verkehrsminister vergessen, die in der Zwischenzeit verbraucht
wurden - beziehungsweise einer davon ist eigentlich noch in Amt und Würden,
aber möglicherweise nur mehr kurz -, und zwar Herr Schmid, Frau Forstinger und
Herr Gorbach. Sie haben uns durchaus Chaos-Management beschert. - So weit, so
gut.
Ein bisschen Recht hat er schon gehabt, und zwar was
den Generalverkehrsplan und die niederösterreichische Schrebergartenmentalität
betrifft. Die hat man jetzt über Bord geworfen. Die niederösterreichischen
Verkehrsplaner, allen voran Herr Zibuschka, bemühen sich sehr, jene Autobahnen
nachzuholen, die in den siebziger Jahren nicht gebaut werden konnten. - Aber so
weit, so gut.
Kollege Reiter, der immer wieder gegen die City-Maut
anreitet, sollte sich in Wirklichkeit überlegen - das ist ganz, ganz wichtig -,
ob die Stadtpolitik oder der Masterplan Verkehr nicht eigentlich ein bisschen
so wie der Wilde auf seiner Maschine sind: Man weiß zwar nicht, wo man
hinfährt, aber man ist schneller dort. - Dafür sorgen die Autobahnen rings um
Wien, die auch Sie ganz gerne hätten.
Aber jetzt ganz kurz zum Thema Transitlawine. Die drei
letzten Verkehrsminister von der FPÖ waren uns ja da wirklich eine große Hilfe
und haben den Transit durch Österreich nicht nur nicht aufgehalten, sondern
haben uns diesen sogar noch beschert. Aber der Sager "Eine Transitlawine
gibt es nicht, man macht sich diese selbst" gilt nach wie vor, und die
Stadt Wien ist gerade hurtig dabei, sich eine zu besorgen - in diesem Fall -,
und zwar in Form der so genannten Lobau-Autobahn oder der Lobau-Querung oder
der S1, wie sie verschämt bezeichnet wird, denn dort werden ganz viele Autos
und vor allem LKWs aus den neuen Beitrittsländern vorbeifahren, die jetzt
eigentlich ohnehin auf einer Autobahn fahren, und zwar von Brünn nach
Bratislava.
Erzeugt wird ein Speckgürtel, und man kann wirklich
sagen, die Immobiliengesellschaften - das merkt man an der Südumfahrung Wiens -
sind schon unterwegs, sie sind schon vor Ort, und die besten Plätze sind
bereits vergeben.
Wenn man sich die Studie der Firma Shell, die ja vom
Institut Sammer auf der Boku durchgeführt wurde, anschaut, dann stellt man
fest, dass diese nichts anderes besagt, als dass zwischen 2003 und 2035 der
Anteil der so genannten Einkaufsfahrten in Wien und Umgebung von sage und
schreibe jetzt immerhin schon 25 Prozent der Fahrten auf 38 Prozent
ansteigen wird. Das heißt, es gibt praktisch keine Nahversorgung, sondern ich
muss überall hinfahren. In Österreich und gerade in Wien ist es im Moment so,
dass die Leute 2,9 Wege pro Tag mit dem Auto haben - in den USA fährt man
schon 4,4 Wege pro Tag. Im Grunde genommen bedeutet das eine irrsinnige
Steigerung des Verkehrsaufkommens: 90 Prozent mehr PKW-Kilometer, wenn
nichts unternommen wird.
Eine der Möglichkeiten ist natürlich ein Mautsystem,
und zwar nicht diese seltenen Balken mit der GO-Box im Auto, sondern ein funktionierendes
GPS-System – so, wie es in der Bundesrepublik eigentlich angedacht war, aber
nicht wirklich funktioniert. Und da glaube ich einfach, dass es in Wien
notwendig wäre umzudenken und nicht dauernd zu sagen: Ja, wir brauchen
unbedingt eine Lobau-Unterquerung, -Nebenquerung und was sonst noch alles, denn
- und da ist die FPÖ wirklich genauso gut wie die ÖVP und die SPÖ - alle
europäischen Großstädte haben einen Umfahrungsring, und Wien braucht so etwas
auch, denn ohne diesen wird es nicht gehen.
Ganz zum Schluss: Was das Kyoto-Ziel - von dem
natürlich alle immer wieder reden, aber nichts dafür tun – betrifft, so wird
ein Trend-Szenario beschrieben, wonach es zu einer Überschreitung um
67 Prozent kommt. Es kommt also nicht zur Reduktion um 13 Prozent,
sondern zu einer Überschreitung um 67 Prozent!
Und ganz zum Schluss: Was den Vorschlag betrifft, auf
das Parkraummanagement zu setzen, Kollege Reiter, so müssten Sie sich den
Rechnungshofbericht durchlesen. Da steht nämlich drinnen: Starke Vermehrung der
Garagen (Abg Günther Reiter: Rohbericht!), keine Reduzierung im
Straßenraum, und deswegen schlechtere Lebensqualität. – Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster
zum Wort gemeldet ist Herr Abg Parzer. Ich erteile ihm das Wort. (Abg Mag
Christoph Chorherr – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg Robert
Parzer: Auch Parzer steckt im Stau!)
Abg Robert Parzer (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Auch Parzer steckt im Stau. – Grüß Gott, Frau
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