Landtag,
21. Sitzung vom 27.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 44
Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Herr Chorherr, Sie haben Recht: Wir stehen alle im
Stau. (Abg Mag Christoph Chorherr: Ich nicht!) Weil Sie kein Auto haben!
Die dieser Aktuellen Stunde zu Grunde liegende
Studie, die wir am Freitag präsentiert bekommen haben, zeigt wiederum
eindringlich: Jenseits der Donau, meine Herrschaften, wird das Wachstum des
Verkehrs in Wien am stärksten werden. 20 Prozent mehr PKW-Verkehr soll es
bis zum Jahr 2035 geben. Das heißt, für einen Bezirk wie die Donaustadt,
dessen Lebensqualität schon in den letzten Jahren unter der Zunahme des
Autoverkehrs zu leiden hatte, schrillen eigentlich schon die Alarmglocken; wir
können sagen, sie sind schon unüberhörbar. Und wir fragen uns, ob diese
horrende Entwicklung im Maßnahmenprogramm des Masterplans Verkehr 2003 auch
wirklich ausreichend Berücksichtigung gefunden hat.
Die Studie sagt diesbezüglich ganz klar nein, denn
selbst wenn die Stadtregierung die Masterplan-Maßnahmen umsetzt, wird der
Anteil des motorisierten Verkehrs weiter stark zunehmen, und es werden uns - so
die Studienautoren wörtlich - noch einige zusätzliche Stauzonen im Ausmaß der
Nordosttangente beschert. Es liegt auf der Hand, dass sie alle im Zusammenhang
mit den Staugebieten jenseits der Donau stehen. Es haben die Tageszeitungen ja
auch schon sehr viel darüber geschrieben. Deswegen dränge ich als Vertreter der
Donaustadt auch auf eine Wiener Verkehrspolitik, die dafür garantieren kann,
meine Damen und Herren, die immer stärker auf uns zurollende Autolawine zu
kanalisieren, sodass wir nicht schon 2020, oder eben 2035, im Verkehr
ersticken. Vor allem unsere Ortskerne würden darum bitten und darüber jubeln.
Ich kann mir nur eines vorstellen, meine Damen und
Herren: Wir diskutieren hier schon viele Jahre über eine mögliche Entlastung
des Verkehrs in den transdanubischen Bezirken - wenn Sie so schön wollen -,
aber passieren tut nicht viel. Und das, was passiert, wird viel zu lange
hinausgezögert. Wenn ich mir vor Augen halte, dass 2012 vielleicht irgendwann
einmal etwas fertig sein wird, dann kann ich mit unseren Bürgern darüber nicht
wirklich sehr schön reden. (Abg Mag Christoph Chorherr: Die U-Bahn ist
früher fertig!) – Dazu komme ich noch.
Lieber Herr Chorherr, die U-Bahn: Ich weiß, die
U-Bahn ist für mich auch ein Thema. Ich bin sehr froh darüber, dass wir die
U-Bahn bis Aspern bekommen, wäre aber natürlich noch viel glücklicher, wenn die
U-Bahn bis nach Groß-Enzersdorf führen würde. Ich weiß, das ist ein Thema, wo
viele sagen, es liegt an der Personenauslastung, nur glaube ich, wir sind
wieder zu spät dran: Wenn die U-Bahn einmal nach Groß-Enzersdorf gehen würde,
wenn sie jetzt schon gebaut würde, dann könnte man sagen, in 20, 30 Jahren
wäre das vielleicht für die Leute annehmbar, und wir könnten schon dort sein.
Aber wir kommen immer im Nachhinein wohin, und dann sind wir - das ist richtig
- zu spät dran.
Wir wissen auch alle noch nicht genau, welchen
Einfluss die Ostöffnung auf das Verkehrsaufkommen in Wien wirklich haben wird,
aber dass sie einen haben wird, das ist uns klar, und dafür muss Wien gerüstet
sein. Wenn ich mir die Zahlen und Schlussfolgerungen der Shell-Studie und jene
des Masterplans ansehe, dann erscheint mir der Charakter und die Zielsetzung
des Masterplans Verkehr 2003 ganz klar: Der Masterplan, wie er sich jetzt
präsentiert, ist ein bisschen wie eine Beruhigungspille für die Wiener - aber,
meine Damen und Herren, eine mit Nebenwirkungen. Denn wenn die dämpfende
Wirkung einmal nachlässt, finden wir uns alle in einem Verkehrsdesaster wieder,
das dann jene zu verantworten haben, die uns diese Beruhigungspille verabreicht
haben.
Ich kann nur dafür plädieren: Wir in der Donaustadt
brauchen eine anständige, schnelle Lösung für unser großes Verkehrsproblem! -
Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg
Trammer. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Heike Trammer
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Verdoppelung des Autoverkehrs, totales Chaos. - Es
gibt Alternativen! Nur heißen diese Alternativen nicht, die grünen
Alternativen, sondern Infrastrukturminister Gorbach setzt auf Straßenraum für
alle, menschengerechte Planung und nachhaltige Verkehrskonzepte.
Zu betrachten ist jedenfalls immer der Gesamtverkehr,
nämlich Straße, Schiene, Luft- und Schifffahrt. Die meisten Menschen wollen
nicht vorrangig nur Auto fahren, Bus oder Bahn benutzen oder Fahrrad fahren,
sondern ihre Ortsveränderungen so optimal und so individuell wie möglich
gestalten. Das geht aber nur durch ein sinnvolles Miteinander aller
Verkehrsträger.
Aber die autofeindlichen GRÜNEN sehen durch ihren
begrenzten Blickwinkel den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht. Sie
sehen nicht, dass ein grenzüberschreitendes Korridormanagement mit den
angrenzenden EU-Ländern natürlich auch Straßenverbindungen beinhaltet - und es
liegt nun einmal in der Natur der Sache, dass auf diesen Straßen auch Autos
fahren müssen. Sie sehen nicht, dass ein Ausbau des Straßennetzes für die
Wirtschaft unerlässlich ist, weil die GRÜNEN mit ihrer Radfahrermentalität die
notwendigen verkehrspolitischen Rahmenbedingungen für die bevorstehende
Zusammenlegung der Wirtschaftsräume noch immer nicht verstanden haben.
Wir können das Rad aber nicht zurückdrehen! In
unserer schnelllebigen Zeit ist Mobilität ein hohes Gut und der Schlüssel zur
Teilnahme am täglichen Leben. Der Arbeitsplatz liegt meist nicht um die Ecke.
Berufstätige Mütter haben Job, Kindergarten, Schule, Einkäufe, Arztbesuche et
cetera täglich unter einen Hut zu bringen, und so sind besonders die Frauen in
der Großstadt, am Stadtrand auf das Auto angewiesen.
Dass das so ist, das haben wir in
Wien der jahrzehntelangen verfehlten Stadt- und Verkehrsplanung der SPÖ zu
verdanken. Der Bau von Monstersiedlungen bis an den Stadtrand ohne
U-Bahn-Verbindungen, ein fehlender Umfahrungsring und ein unzureichender Ausbau
der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular