Landtag,
21. Sitzung vom 27.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 44
Schiene - all das geht auf das Konto der SPÖ. Vermurkst hat die SPÖ natürlich auch die Verkehrspolitik in Donaustadt - wir haben es schon gehört. Die so viel diskutierte Bezirksdurchfahrung anstelle eines Umfahrungsringes spricht ja Bände.
Aber was wollen die GRÜNEN? - Die GRÜNEN wollen noch
höhere Benzinpreise - nur einige wenige Privilegierte sollen sich ein Auto
leisten können. Die GRÜNEN wollen einen Ausbau des Radwegenetzes statt
verkehrsentlastender Umfahrungsstraßen. Und die GRÜNEN wollen den Bau wichtiger
grenzüberschreitender Straßenverbindungen verhindern. Wirtschaftsfeindlicher
geht es ja schon nicht mehr!
Wir Freiheitliche setzen mit Infrastrukturminister
Gorbach auf Abstimmung und Koordination der einzelnen Verkehrsträger, einen
weiteren Ausbau der Schiene und Investitionen in den Lärmschutz, um die für
Österreich so wichtige internationale wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit im
Auge zu behalten. Und was den Umweltschutz betrifft, da treten wir für eine
Ökologisierung der Kfz-Steuer ein. Schadstoffarme Autos sollten in Zukunft
weniger bis gar keine Steuern zahlen.
Wenn man nicht so wie die GRÜNEN in einer
Einbahnstraße denkt, kann man auch in Fragen der Verkehrspolitik Ökologie und
Ökonomie miteinander verbinden.
Dass wir hier in der Aktuellen Stunde wieder einmal
eine Verkehrsdebatte der GRÜNEN führen, hängt wohl mit dem zukünftigen StR
Chorherr zusammen. Er hat sich ja selbst mediengerecht ins Spiel gebracht:
Chorherr als Stadtrat auf dem Stadtrad. - Wie fest er im Sattel sitzt, das wird
die Zukunft zeigen. Ob Kollege Schicker noch kräftig in die Pedale treten muss,
wenn er nach den nächsten Gemeinderatswahlen auch noch Planungsstadtrat der SPÖ
werden möchte? - Man wird sehen. Aber ich fürchte, das totale Chaos wird
herrschen, wenn es diese grünen Alternativen gibt. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg
Mag Schieder. – Bitte schön.
Abg Mag Andreas Schieder (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und
Herren! Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Die Shell-Studie, glaube ich, sollte man einfach als
das nehmen, was sie ist, und sie nicht überbewerten, so wie es in den letzten
Tagen geschehen ist. Sie ist einfach eine Szenarieneinschätzung, eine vieler
Prognosen, die immer wieder zu Verkehrsfragen abgegeben werden. Man kann auch
sagen, selbstverständlich ist die MA 18 als planende Einrichtung immer an
allen Prognosen, die erstellt werden, interessiert, aber man kann deswegen
nicht gleich behaupten, dass die MA 18 an dieser Studie mitgewirkt hat.
Ganz im Gegenteil, das Endprodukt ... (Abg David Ellensohn: Was heißt
"Ganz im Gegenteil"?) "Ganz im Gegenteil" heißt: Es ist
eben nicht so, sondern die MA 18 hat sogar nicht einmal den
Endbericht zur Einsicht bekommen, bevor er veröffentlicht wurde. Das heißt, die
MA 18 ist genauso mit dem Ergebnis konfrontiert worden wie die Öffentlichkeit.
Zweitens sollte man bei solchen Studien auch immer
die Interessenslage hinterfragen, die dahinter steht. Und ich sage schon, dass
ein Ölkonzern, der davon lebt, Benzin zu verkaufen, es auch nicht schlecht
findet, wenn der motorisierte Individualverkehr und damit auch der Verbrauch
seines eigenen Produkts in der Zukunft ansteigt.
Drittens möchte ich auch noch anmerken, dass die
Studie nicht in allen Bereichen jene wissenschaftliche Präzision erlangt hat,
die notwendig wäre, damit man alles, was darin enthalten ist, für bare Münze
nehmen könnte. So wurden viele Maßnahmen, die wir schon längst 2003 im
Verkehrsmasterplan beschlossen haben, dort auf einmal als Forderungen
hineingeschrieben. Das ist natürlich schon eine "tolle" Leistung:
Dinge, die schon längst in Publikationen der Stadt Wien veröffentlicht sind,
dann als Forderung zu entwickeln. Es handelt sich um diese zwei Publikationen -
ich darf sie Ihnen zeigen -, in denen wir das ja bereits nach eingehender
Debatte hier im Rathaus festgelegt haben. Das ist also ein bisschen
abgeschrieben - was uns aber nicht stören soll, weil es andererseits wiederum
zeigt, dass viele Maßnahmen, die die Stadt ergreift, auch als durchaus richtig
eingeschätzt werden.
Ich möchte noch zu der vorgeschlagenen Bemautung eine
Anmerkung machen. In Wien - so lautete der Vorschlag - soll die Maut doppelt so
hoch sein wie im Umland. Ich möchte jetzt gar nicht auf die in der Studie
prognostizierte Stauzone Kohlmarkt eingehen, sondern nur anmerken: Die
vorgeschlagene doppelt so hohe Bemautung Wiens - im Gegensatz zum Umland - ist
eigentlich eine Bestrafung all jener, die jetzt schon bessere
Umweltverbundwerte haben. Zwei Drittel des Verkehrs sind ja im Umweltverbund,
und ein Drittel des Wiener Verkehrs ist nicht im Umweltverbund, sondern
motorisiert. Es wird auch in der Studie selbst bestätigt, dass eben in Wien auf
Grund des besseren Angebots der Marktanteil des öffentlichen Verkehrs und des
nicht motorisierten Verkehrs - Fußgänger und Radfahrer - größer und der Anteil
des motorisierten Individualverkehrs kleiner als im Umland ist; das steht auch
in der Shell-Studie drinnen. (Abg Mag Rüdiger Maresch: Aber das ändert sich
nach der Studie!)
Des Weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass wir
als Stadt Wien im Masterplan Verkehr schon festgelegt haben, wofür wir sind:
Wir sind für eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs auf
25 Prozent - Zeitraum: jeweils bis 2020 -, für eine Erhöhung des
Radverkehrs auf 8 Prozent, der Öffis auf 40 Prozent, und der
Fußgängeranteil soll in etwa gleich gehalten werden.
Viele der Maßnahmen, durch die
diese Ziele erreicht werden sollen, führt die Stadt ja auch bereits durch:
30 Millionen EUR, die in das Radwegenetz fließen, die Citybikes, die
S80, die S45, die Donaulände-Ostbahn-Attraktivierung, der Bahnhof "Wien
Europa Mitte", die Sanierung der Bahnhöfe Hütteldorf, Wien-Mitte,
Heiligenstadt und so weiter, vor allem die Verlängerung der U1 in den Süden,
der U2 in den Norden, des 67ers, 16ers, 6ers, O-Wagens, die
"Talent"-Waggons, die für
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