Landtag,
21. Sitzung vom 27.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 44
Antwort kommt wie wir sie auf eine Anfrage erhalten haben - eben das, was auch die Kollegin vorhin bereits gesagt hat -, nämlich der Hinweis darauf, dass das Pferd ein Steppentier ist. In der Steppe kann das Pferd ja doch frei entscheiden, wann es läuft und wann es sich ruhig verhält; das Fiakerpferd hingegen kann das nicht, weil es den Anweisungen seines Kutschers Folge leisten muss. Und wenn es eben in der prallen Sonne stehen oder gehen muss, dann kann sich das Pferd das leider nicht aussuchen. Es wäre daher sehr wichtig, den Fiakerpferden zumindest zwischen den Fahrten einen etwas schattigen Platz zur Verfügung zu stellen, wo sie sich ausruhen können.
Ich ersuche Sie daher, die Änderungs- und
Verbesserungsvorschläge im Sinne der Fiaker, der Fremdenverkehrsstadt Wien,
aber auch im Interesse der Wienerinnen und Wiener - denn ich denke, durch eine
funktionierende Reinigung ist uns allen geholfen - zu würdigen und positiv zu
sehen, damit auch in Zukunft das gute Zusammenleben von Anrainern und Fiakern
möglich ist, damit auch weiterhin viele Touristen unsere Fiaker zu Fahrten
durch unser schönes Wien benutzen können und damit wir noch lange das zu hören
bekommen können, womit mein Kollege Ramharter bei der letzten Diskussion über
die Fiaker und die Reinigung und so weiter seine Ausführungen beendet hat,
nämlich: Fahr ma, euer Gnaden! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Dr Mayer. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Dr Alois Mayer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Meine sehr verehrten Damen
und Herren!
Wenn ich mir jetzt die beiden Abänderungsanträge nur
so sinngemäß einmal anschaue, dann würde das, wenn man das zusammenbaut,
bedeuten, dass wir beim Status quo bleiben, nämlich bei dem, was wir zuerst
gehabt haben, und mit der Diskussion wieder von vorne beginnen: Wie lösen wir
die Probleme?
Kollegin Sommer-Smolik hat schon Recht: Ich lehne es
grundsätzlich ab, Diskussionen über Hunde oder Pferde nur auf Exkremente zu
reduzieren, sondern dabei geht es um mehr. Bei diesem Gesetz geht es vor allem
auch um die Verkehrssicherheit, um den Tierschutz und um die Reinhaltung und
die Sauberkeit in unserer Stadt.
Es mag schon richtig sein, dass es in diesem
Zusammenhang Dinge gibt, die nicht hundertprozentig funktionieren, wie der
bereits so oft erwähnte Pooh-Bag, aber er stellt immerhin eine Möglichkeit dar,
die Verunreinigung so weit zu reduzieren, dass die Belästigung so gering wie
möglich ausfällt.
Warum wir dagegen sind, dass private Firmen diese
Reinigung übernehmen, liegt ja wohl auf der Hand: Wie schon oft hier
kritisiert, haben wir leidvolle Erfahrungen mit privaten Reinigungen in Wien
gemacht - ich möchte jetzt nicht das Beispiel der privaten Schneeräumung
strapazieren -, beziehungsweise es wird ja nicht hinter jedem Pferd
nachgeräumt.
Wir sind der Meinung, dass wenn auf den Wiener
Straßen gereinigt wird, das von der MA 48 gemacht werden soll, die das
wirklich seit Jahren oder Jahrzehnten zu unserer besten Zufriedenheit erledigt.
Aber ich glaube, dieses Gesetz umfasst viel mehr. Es beginnt mit den
Betriebszeiten. Da wissen wir sehr wohl, dass es notwendig ist, hier
Betriebszeiten festzulegen, und zwar nicht nur für die Verkehrssicherheit,
sondern auch für den Tierschutz. Und wenn hier argumentiert wird, dass es bei
Hochzeiten und Bällen notwendig sei, dass die Fiaker nach 23 Uhr fahren,
fehlt mir ein bisschen das Verständnis dafür, denn nach 23 Uhr nach einer
Hochzeit habe ich eigentlich noch nie einen Fiaker fahren gesehen. Ich würde
auch sagen, eine absolute Notwendigkeit erkenne ich nicht, sollte das jemand
gerne für sich in Anspruch nehmen.
Kollege Klucsarits hat hier seine Bedenken geäußert,
und ich möchte doch ein paar persönliche Worte an ihn richten. Du, ich
versichere dir, keiner in unserer Fraktion hätte die Absicht gehabt, den
Pooh-Bag der Bundesregierung zuzuschieben, auch wenn man damit am Ballhausplatz
vorbeifährt. Wir haben eigentlich nicht beabsichtigt, da irgendwelche
Schuldgefühle bei euch zu wecken, und weder der noch amtierende noch der
zukünftige Bundespräsident ist unserer Meinung nach schuld daran, dass der
Pferdemist draußen liegt. Also das kannst du vergessen. Wir sehen das als
Wiener Problem und wissen auch, dass uns die Fiaker was wert sind und dass wir
sie gerne hier haben, allerdings meinen wir, dass es hier auch Regeln geben
muss, um die anderen Leute so wenig wie möglich zu belästigen.
Und da du dir Sorgen um die Bewohner der Innenstadt
gemacht hast: Es ist doch so, dass die Innenstadt sehr, sehr viele Vorzüge hat,
wenn man dort wohnt, sie hat aber auch einige Nachteile. Ich denke, dass sich
jeder Innenstadtbewohner nicht nur seinen Wohnort selbst ausgesucht hat,
sondern manche haben sogar darum gekämpft, dass sie dort eine Wohnung bekommen.
Ich denke, dass der Fiaker zur Innenstadt genauso dazugehört wie die Oper oder
das Burgtheater, und ich glaube, die Innenstadtbewohner werden weiterhin damit
zurechtkommen. Wobei ich jetzt natürlich auch die Argumentation akzeptiere,
dass der Urin mehr stinkt als der Pferdemist, nur gibt es hier wohl kaum eine
Lösungsmöglichkeit außer einen Dauerkatheter, und ich glaube, so weit wollen
wir doch nicht gehen bei den Pferden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Einverstanden
bin ich – und da müssen wir eine Lösung finden – mit dem Sonnenschutz. Die
Lösung kann aber nicht über den Verkehrsstadtrat angeordnet werden, sondern wir
können hier nur anbieten. Wir haben Ersatzplätze angeboten, sodass bei
Sonneneinfall – bekannterweise wandert die Sonne ja – ein anderer Platz
eingenommen werden kann und die Pferde im Schatten stehen können.
Nicht ganz verstehe ich die
Argumentation in der Presseaussendung der GRÜNEN: Da die Kutscher die
Einführung der Exkremententaschen ablehnen, werden die Exkremententaschen nicht
sorgfältig angelegt und es kommt zu Verletzungen der Pferde durch Wundscheuern.
– Das würde ja bedeuten, dass hier ein böser
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular