Landtag,
21. Sitzung vom 27.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 44
Exkremente der Tiere entfernen kann. Und da kam es eben zu dieser Alternativregelung in der letzten Novelle, dass man einerseits mit Pferdewindeln arbeiten kann oder andererseits den Dreck nachher wegzuputzen hat.
Und jetzt muss ich als Innenstadtmandatar sagen - ich
lebe auch in der Innenstadt -: Also funktioniert hat das nicht! Weder in die
eine noch in die andere Richtung. Ohne jeden Zweifel hat das einfach nicht
funktioniert. Es ist nicht weggeputzt worden. Die Äpfel sind stundenlang, um
nicht zu sagen fast tagelang liegen geblieben. Das ist, wie ich schon eingangs
ausführte, nicht besonders lustig für die Innenstadtbewohner und für die
Touristen. Erst als vor einigen Monaten über eine Novellierung gesprochen
wurde, haben dann die Fuhrwerksunternehmer begonnen, sich über die Reinigung
wirklich Gedanken zu machen. Erst durch diesen Druck waren sie überhaupt
bereit, das privat zu organisieren. Ich habe vor einigen Tagen dann erstmals
einen Reinigungswagen der Fuhrwerksunternehmer in der Stadt gesehen. Obwohl ich
dauernd in der Innenstadt unterwegs bin, habe ich ihn in den letzten Wochen
wirklich nur ein einziges Mal gesehen. Das ist ein reines Placebo. Also mit dem
Reinigen allein werden wir der Sache nicht Herr werden.
Also haben wir jetzt in dieser Novelle wieder einen
neuen Anlauf für die Pferdewindel. Es funktioniert in anderen Städten. Das
funktioniert in Prag, das funktioniert in New York. Wir können von mir aus über
das Modell der Windel reden. Ich möchte das jetzt nicht weiter ausführen, aber
es gibt hier verschiedene Vorschläge. Es gibt, wie ich gelesen habe, ein
eigenes Modell eines Wiener Fiakerunternehmers, die so genannte
Koppensteiner-Windel, die verträglicher sein soll als andere.
Ich glaube, über diese Dinge kann man reden. Ja,
okay, reden wir darüber. Vielleicht kann man das dann wirklich noch einmal
novellieren oder in einer Verordnung festhalten, welche Windel, aber dass wir
sie brauchen, steht für uns in der Innenstadt vollkommen fest. Daran führt kein
Weg vorbei.
Es gibt noch ein paar andere nützliche Dinge, die in
dieser Novellierung drinnen sind. Das haben wir eh schon gehört. Es sind die
Mikrochips zur Nachverfolgung. Die Kutschen sollen in einem verkehrs- und
betriebssicheren Zustand sein. No na ned! Aber
offensichtlich war selbst das in der Vergangenheit nicht immer
selbstverständlich. Die Kontingentierung auf den Standplätzen erscheint
sinnvoll, und und und. Also es ist, glaube ich, ein guter, wenn auch später
richtiger Schritt in die richtige Richtung.
Nun komme ich noch ganz kurz dazu, wie wir uns zu den
Beschluss- und Resolutionsanträgen der Grünen
und der Freiheitlichen verhalten werden. Da muss ich überhaupt feststellen:
Also eines muss man den Fiakern lassen, sie haben ein gutes Lobbying. Das haben
sie immer gut gemacht. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass die
Fiaker quasi das Wappentier des Herrn Bürgermeisters sind. Das mag vielleicht
in diesem Zusammenhang stehen. Aber nicht nur bei der Sozialdemokratie, sondern
auch bei den anderen Fraktionen machen sie das mit dem Lobbying ausgezeichnet.
Wir alle haben, glaube ich, tonnenweise Vorschläge von der Transportinnung und
von den Fiakern bekommen, was sie alles abgeändert haben wollen. Zum Teil ist
es, wie man sieht – wir haben das im Klub ja auch bekommen –, beinahe eins zu
eins bei den Kollegen von den Oppositionsparteien auf fruchtbaren Boden
gefallen.
Bei den Freiheitlichen gibt es gleich mehrere Punkte
zu Abänderung. Ich nehme nur zwei heraus. Das eine ist die Ausdehnung der
Betriebszeiten. Frau Kollegin, 9 bis 23 Uhr sollte reichen. Ich fürchte,
wenn wir da zu viele Sonderregelungen machen, dann wird das wieder ein
Schlupfloch, durch dessen Hintertür vor 9 Uhr und nach 23 Uhr erst
wieder gefahren wird. Also so viele Hochzeiten vor 9 Uhr zum Beispiel gibt
es wirklich nicht und so viele Filmaufnahmen nach 23 Uhr auch nicht. Also
ich denke, man kann mit diesem Zeitrahmen – wie gesagt, im Interesse der
Innenstadtbewohner – durchaus das Auslangen finden. Außerdem sind
Sonderregelungen ja ohnehin nach wie vor machbar.
Über den Punkt vier in Ihrem Abänderungsantrag habe
ich ja bereits gesagt, dass ich glaube, dass wir mit dieser Duallösung einfach
nicht hinkommen werden. Das bietet viel zu viele Schlupflöcher. Da ist die
Pferdewindel der einzig gangbare Weg.
Jetzt komm’ ich noch zum Antrag der Grünen. Frau Kollegin Sommer-Smolik,
Sie schreiben in Ihrer Presseaussendung von einem Schildbürgerstreich. Also ich
halte die Argumentation in Ihrer Aussendung für einen Schildbürgerinnenstreich.
Sie meinen nämlich hier, damit die Windel funktioniert, wäre auch die Mithilfe
des Fuhrwerksunternehmers, also des Fiakers nötig. "Nur auf Grund" –
wortwörtliches Zitat – "der gutwilligen Mithilfe seitens der Kutscher wäre
dies gewährleistet. Gerade dies wird aber nicht gegeben sein, da die Kutscher
die Einführung der Exkremententaschen ablehnen." Das würde ja bedeuten,
dass der Kutscher, nur weil er das Gesetz ablehnt, seinem Pferd übel mitspielt
und es verwahrlosen lässt. (Abg Claudia
Sommer-Smolik: Sie glauben, dass das funktioniert?) Natürlich wird der
mithelfen, dass es funktioniert. (Abg
Claudia Sommer-Smolik: Das glaube ich eben nicht!) Der wird doch mithelfen,
dass es funktioniert. – Also diese Argumentation halte ich wirklich für
abstrus.
Weiters schreiben Sie: "Die verpflichtende
Einführung der Exkrementtaschen ist deshalb überflüssig, weil die
Fiakerunternehmer einen eigenen Reinigungsdienst beauftragt haben." – Da
komme ich wieder zu dem bereits vorher Gesagten zurück: Das wäre jetzt einmal ein
kurzzeitiges Placebo, weil diese ganze Sache gerade am Laufen ist, und würde
sehr schnell wieder einschlafen. Also es gibt nur diese einzige Möglichkeit mit
den Pferdewindeln, und über die Durchführung kann man mit uns durchaus noch
reden.
Ich denke, dass das vorliegende
Gesetz ein tragbarer Kompromiss, wenn Sie so wollen, zwischen Pferd und Mensch
ist. Letzteren, nämlich den Menschen, möchten wir von der Volkspartei nicht
ganz aus unserem Betrachtungswinkel herauslassen. – Danke schön. (Beifall bei
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