Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 104
hier gravierende Veränderungen vorgenommen wurden und
warum das vorgenommen wurde, das halte ich auch für undemokratisch bis zum
Letzten. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren,
unsere Kritik am Fonds Soziales Wien war ja in erster Linie, dass unter dem
Deckel der Ausgliederung parlamentarische Kontrollrechte entzogen werden und
das in einem Bereich, ich sage es noch einmal, welcher Ihr so genanntes
Herzstück ist, nämlich Gesundheit und Soziales, wo immerhin zirka
800 Millionen EUR anzusiedeln sind.
Ich sage nur, der Mensch
zählt. Aber die Opposition wird aus jeglicher Kontrolle ausgeschlossen und Frau
StRin Vassilakou hat ja auch darauf hingewiesen, dass hier so nach dem Motto
vorgegangen wird, wo es keine Kontrolle gibt, gibt es auch keine Kritik und da
kann man auch keine unangenehmen Fragen stellen. Das ist wieder einmal Ihr
Verständnis von Demokratie, das ist die Arroganz der sozialistischen Allmacht
und das ist Ihre Demut vor dem Bürger.
Wie sind denn die
Mitwirkungsrechte im Fonds Soziales Wien? Im Kuratorium sitzen
weisungsgebundene Beamte, vom Bürgermeister und von den Stadträten nominiert.
Übrigens, diese Beamten können auch jederzeit abberufen werden. Also, liebe
Beamte, ordentlich aufführen. Diese Konstellation finde ich nämlich auch sehr
interessant. Die Opposition ist überhaupt nicht vertreten, obwohl es eigentlich
bisher gute Sitte war, dass bei Ausgliederungen die Oppositionsparteien, die
Fraktionen, mit Sitz und Stimme in jenem Gremium waren, wo es um das Budget
geht.
Ich denke an den WAFF, ich denke an das Kuratorium
der Pensionistenwohnhäuser und auch noch an anderes. Aber gerade in dem
wichtigen, in dem sensiblen Sozialbereich, da schließt man die Opposition aus.
Da gibt es einen Beirat, da darf die Opposition sitzen. Das ist allerdings nur
ein Diskussionsforum ohne jegliche Kompetenz, und was von Beiräten zu halten
ist, dass wissen ja die Profis. Der oder die Geschäftsführer berichten über
Beschlüsse des Kuratoriums und des Präsidiums, denn dort liegt die operative
Tätigkeit. Mitglieder des Beirates haben das Recht – und das muss man sich auf
der Zunge zergehen lassen –, spätestens eine Woche vor der Sitzung, und hören
Sie jetzt zu, spätestens eine Woche vor der Sitzung schriftliche Anfragen zu
stellen.
Meine Damen und Herren, das ist lebendige Demokratie
in Wien, das ist lebendige Kontrollmöglichkeit à la SPÖ in Wien. Ich kann nur
sagen, das Josefinische Zeitalter im 18. Jahrhundert war ja dagegen eine
Wohltat, aber wir leben jetzt im 21. Jahrhundert. Und so ist die SPÖ in
Wien. (Beifall bei der ÖVP – Abg Harry Kopietz: Ich kann mich nicht daran
gewöhnen!) Bitte, Herr Kollege, ich habe es leider nicht gehört. (Abg Godwin Schuster: Das macht ja nichts!) Aber
bei der Gelegenheit kann ich Ihnen noch etwas nicht vorenthalten, und zwar ein
Interview von Frau Kollegin Wehsely, die in einem Tag oder in zwei Tagen
Stadträtin sein wird, und das sehr aufschlussreich ist - sie ist im Moment
nicht hier - da hat sich die Frau Kollegin Wehsely sehr demaskiert.
Es ist ihr offenbar überhaupt kein Problem,
Sozialpolitik, Gesundheitspolitik, auszugliedern. Sie hat auch offenbar keinen
Schmerz, ob pflegebedürftige alte Menschen, sozial Schwache, Behinderte,
Obdachlose betroffen sind. Im Gegenteil, sie hat das immer im Ausschuss mit
Verve vertreten und hat das immer als besondere sozialpolitische Großtat
hingestellt.
Aber es entstand das Interview vom 22.6.2004, wo Sie,
Frau Kollegin Wehsely, gefragt wurden, was in der Wiener Integrationsarbeit
konkret anstehe. Ich zitiere Ihre Antwort wörtlich: “Das große Projekt ist die
Gründung einer Magistratsabteilung, die sich um Integration und Diversität
kümmert. Das entspricht dem Konzept, dass Integration nicht irgendwo da draußen
passiert und dass es irgendein Fonds macht, sondern dass es ein zentrales
Anliegen der Gemeinde ist. Der Magistrat soll Abbild der Gesellschaft werden.“
Kommentar überflüssig, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir werden daher diesem vorliegenden Gesetz nicht
zustimmen, obwohl wir der 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zum
Grundversorgungsgesetz dem Geist nach, weil sie der Neuordnung der Asylwerber-
und Flüchtlingsbetreuung entspricht, durchaus etwas abgewinnen könnten.
Bedauerlich ist, dass die sozial schwachen Mitbürger, die Behinderten, die
Pflegebedürftigen, die Obdachlosen, Opfer Ihrer chaotischen, unprofessionellen
und undemokratischen Vorgangsweise sein werden.
Meine Damen und Herren, die Wiener SPÖ hat den
Sozialbereich seit 1945 unter ihrer Herrschaft. 60 Jahre ist das heuer und
gerade das Verhalten bei diesen Gesetzen, die wir heute hier im Landtag haben,
die ein so genanntes Herzstück von Ihnen sind, nämlich die Sozialpolitik, die
Gesundheitspolitik, ist ein Megaflop, wie Frau StRin Vassilakou treffend
bemerkte und es zeigt deutlich, meine Damen und Herren, dass 60 Jahre
Sozialpfusch der SPÖ eigentlich genug sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr Abg Kurt Wagner. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Kurt Wagner (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Präsidentin! Frau
Stadträtin! Hoher Landtag! Meine Damen und Herren!
Wenn man jetzt meiner letzten Rednerin, Frau Kollegin
Korosec, zugehört hat, dann konnte man sehr deutlich - und Sie haben es ja
besonders unterstrichen - heraushören, undemokratische Bestellung, jegliche
Kontrolle ist ausgeschlossen, Gesetze werden eingebracht ohne dass Sie
informiert sind, Sie haben keine Zeit, es zu lesen.
Wenn das alles stimmte, Frau
Kollegin Korosec, dann würde ich meinen, Sie haben Recht. Es stimmt nur nicht
so, wie Sie es hier dargelegt haben. Würde es stimmen, hätten wir, die
sozialdemokratische Fraktion hier im Wiener Gemeinderat und Landtag, einen
Lehrmeister, und dieser Lehrmeister würde im Parlament sitzen mit dem Namen
ÖVP/FPÖ-Bundesregierung.
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