Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 104
Wenn ich mir ansehe, mit welcher Windeseile Sie in
den letzen Wochen, Monaten und Jahren Gesetzesvorlagen durch den
Hauptausschuss, durch Unterausschüsse und Ausschüsse durchgepeitscht haben,
dann brauchen Sie uns hier wirklich keine Vorwürfe zu machen, (Abg Gerhard
Pfeiffer: Das hier ist der Wiener Landtag, wir sind in Wien!) und ich weise den Vorwurf einer
undemokratischen Vorgangsweise auf das Entschiedenste zurück. (Beifall bei
der SPÖ. ) Solche Lehrstücke
haben Sie uns hier nicht vorzubringen, liebe Kollegin Korosec.
Meine Damen und Herren, auch wenn es Ihnen manchmal
nicht so vorkommt - und da sind Sie, meine Damen und Herren der Österreichischen
Volkspartei, die Sie mit uns in der Vorperiode in der Regierung hier in diesem
Haus gesessen sind, gemeint -, und Sie wissen es auch, manchmal konnten Ihnen
Privatisierungen hier in Wien gar nicht schnell genug gehen, da musste alles in
Windeseile gemacht werden.
Heute, wo Sie hier in Wien nicht mehr in der
Regierung sitzen, sehen Sie diese Dinge anders, aber nur ein Haus weiter,
nämlich im Parlament, haben Sie überhaupt keine Skrupel, geschweige denn, dass
sie im Prinzip mit der Opposition diskutieren und reden. Sie brauchen uns
nichts vorwerfen, Sie glauben, mit 40 Prozent stehen Ihnen im Bund
100 Prozent aller Personalentscheidungen zu. Das tun wir in Wien nicht,
nehmen Sie das bitte zur Kenntnis. (Beifall bei der SPÖ. - Abg Mag Wolfgang
Gerstl: Ha, ha!)
Meine Damen und Herren, wenn ich auf die Kollegin
Vassilakou zu Beginn auch noch eingehen möchte, dann möchte ich ihr schon eines
auch sagen, und ich werde das auch begründen. Es ist kein Flop in Demokratie
und ich werde Ihnen auch erklären, wieso es kein Flop ist. Es tut mir
persönlich Leid, dass wir Sie in den letzten Wochen und Monaten nicht
überzeugen konnten. Wenn hier gesagt wurde, es wurde nicht informiert, es gäbe
keine Kontrolle, meine Damen und Herren der Oppositionsparteien, dann verstehe
ich eines nicht: Wieso glauben Sie, haben wir Gemeinderats- und
Landtagssitzungen, wo die Opposition berechtigterweise ihre Forderungen auf den
Tisch legen kann. Das sind die Gremien, wo Sie kontrollieren können. Dafür
sitzen Sie auch herinnen und haben diese Aufgabe. Und wenn Sie sagen, wir haben
nicht informiert, dann ist das inhaltlich auch nicht richtig. Wir haben
zahlreiche Sitzungen gehabt mit zwei Ausschüssen, nämlich noch mit dem alten
Ausschuss Gesundheit und Spitalswesen und mit dem zweiten Ausschuss für
Soziales, wo Sie dabei waren, wo wir stundenlang über Inhalte diskutiert haben,
wo Sie sehr kritische Fragen gestellt haben, wo der Geschäftsführer des Fonds
Soziales Wien hier inhaltlich bis ins kleinste Detail Auskunft gegeben hat.
Eine Kritik lasse ich gelten, und zwar ist das die
Folgende: Wir haben einen neuerlichen Termin für eine weitere Sitzung beim
letzten Mal nicht mehr zustande gebracht. Das ist, sage ich jetzt, nicht unsere
Schuld, sondern die Schuld aller vier Klubs, weil wir hätten ja einen Termin
vereinbaren können. Und da dürfen Sie jetzt nicht sagen, man habe kein
Interesse oder man wolle Sie diesbezüglich nicht informieren.
Meine Damen und Herren, wenn hier Frau Kollegin
Korosec gesagt hat, 60 Jahre Sozialpolitik, die die Sozialdemokratie in
dieser Stadt im Prinzip getragen hat, geleitet hat, und die die Handschrift der
SPÖ trägt, seien genug, dann muss ich Sie enttäuschen, wir werden die nächsten
60 Jahre in Wien für den Sozialbereich auch die Hauptverantwortung, und dies
federführend, tragen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Aber nun ins Detail. Mit dem vorliegenden
Sammelgesetz, und die Frau Stadträtin hat das bereits erwähnt, soll das Wiener
Grundversorgungsgesetz erlassen werden. Das Gesetz dient der Umsetzung der mit
dem Bund und anderen Ländern abgeschlossenen Vereinbarungen, mit den so
genannten 15a-Vereinbarungen, mit der die Grundsatzordnung hilfs- und
schutzbedürftiger Asylwerber, Vertriebener und anderer aus rechtlichen oder
tatsächlichen Gründen nicht abschiebbarer Menschen sowie Asylberechtigter
während der ersten vier Monate nach einheitlichen Grundsätzen festgelegt wird.
In der Novelle, meine Damen und Herren, zum Wiener
Sozialhilfegesetz wird damit auch, was heute der Hauptdiskussionsbeitrag ist,
der Fonds Soziales Wien als Sozialhilfeträger hinsichtlich der Pflege und der
Gewährung von Unterkunft an Obdachlose eingerichtet. Nach diesem Modell soll
der Fonds Soziales Wien dem Magistrat als Behörde vorgeschaltet werden. Hier
gibt und gab es bezüglich der Transparenz keine Geheimnisse. Wenn Sie sich den
Jahresbericht des Vorjahres des in der alten Fassung bestehenden Fonds Soziales
Wien anschauen, dann können Sie nachlesen, was dieser Fonds in der
Vergangenheit für die Wienerinnen und Wiener geleistet hat. Bezüglich
Intransparenz haben wir hier uns nichts vorzuwerfen, ganz im Gegenteil. Es gibt
ein Kuratorium in diesem Fonds, auch in der neuen Form, wo der Vorsitzende
unser geschätzter SR Dr Hans Serban ist, es gibt ein Präsidium, das ja diesbezüglich
koordinierende Tätigkeiten übernimmt und wir haben eine Geschäftsführung mit
unserem Peter Hacker und seinem Stellvertreter Dr Denis Petrovic. (Abg Gerhard Pfeiffer: Das sind gesteuerte
Leute!)
Meine Damen und Herren, was hier undurchsichtig, nicht
nachvollziehbar, intransparent ist, dass möchte ich jetzt wissen. Und darüber
hinaus haben wir in der Diskussion mit Ihnen gemeinsam festgehalten, dass auch
die politischen Parteien hier ein Anrecht auf Information, Mitsprache und
Mitbestimmung haben und aus diesem Grund gibt es im Fonds Neu den politischen
Beirat, wo alle politischen Parteien, die hier im Rathaus sitzen, vertreten
sind. Also, ich frage mich, was Sie an Information und Transparenz noch mehr
brauchen.
Meine Damen und Herren, eines darf
ich Ihnen von der Opposition schon sagen: Wenn Sie sich die Transparenz so
vorstellen, dass unter Umständen das Kuratorium von den Grünen besetzt wird, die Geschäftsführung von der ÖVP und das
Präsidium dann von der Freiheitlichen Partei, dann muss ich sagen, so schaut
für uns keine wirklich funktionierende Struktur und Geschäftsführung aus. Da
müssen Sie sich wen anderen suchen und
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