Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 104
da gebe ich ihnen wieder den guten Rat, gehen sie zwei Häuser weiter, im Parlament haben Sie da die richtigen Verhandlungs- und Ansprechpartner.
Meine Damen und Herren, es gibt noch wesentliche
Maßnahmen, die man diesbezüglich hier auch diskutieren kann. Es wurde
kritisiert, dass hier Bescheide nicht mehr ausgestellt werden. Dem ist nicht
so, Bescheide - und das wird jetzt auch festgehalten - werden weiter
ausgestellt, wo sie notwendig sind. Aber das hat ihnen auch der Herr
Geschäftsführer bereits gesagt, dass es auch Vorgänge, rechtliche Vorgänge,
gibt, wo es nicht unbedingt notwendig ist, sofort einen Bescheid auszustellen.
Dies ist auch auf Bundesebene so. Hierher gehört - und das hat er nicht einmal
erklärt - zum Beispiel der Pass dazu, den man abholt und bereits die Übernahme
des Passes ist so ein bescheidmäßiger Akt, und der muss nicht extra beschieden
werden.
Meine Damen und Herren, das, was Sie auch kritisiert
haben, ist ebenfalls nicht nur entschärft, sondern hier sind wir Ihnen auch
entgegen gekommen: Hoheitliche Aufgaben bleiben in hoheitlicher Verwaltung.
Meine Damen und Herren, und noch zum Thema
Mitbestimmung: Jetzt könnten sie ja sagen, nun, die politischen Parteien haben
nicht mitbestimmen können, aber wir schließen auch noch alle anderen aus. Dem
ist nicht so. Es dürfte Ihnen etwas entgangen sein, nämlich dass der Fonds
Soziales Wien diesbezüglich in der Vergangenheit eine sehr rege Diskussionskultur
gepflegt hat und ich darf Ihnen aus einem dieser Arbeitskreise, den der Fonds
eingerichtet hat, berichten, nämlich aus dem Arbeitskreis Förderrichtlinien der
Behindertenhilfe, wo Sie ja sagen, die Behindertenorganisationen seien nicht eingebunden,
nicht informiert, könnten nicht mitreden. Ich darf Ihnen sagen, hier gab es ein
Verhandlungskomitee, bestehend aus dem Verein Lebenshilfe, dem ÖHTB, dem Verein
KOMIT, dem Therapieinstitut Kaibling, den Wiener Sozialdiensten, dem Verein
Balance, dem Verein Jugend am Werk, dem Wienwerk, dem Pro Mente Infirmis, was
Ihnen ja nicht unbekannt sein dürfte, und der ÖVP-WAK. Das waren die, die
verhandelt haben, die am Tisch gesessen sind und mit dem Fonds Soziales Wien
die Förderrichtlinien von A bis Z hier ausgearbeitet haben.
Wenn Sie jetzt sagen, das ist ebenfalls in einer
Husch-Pfusch-Aktion gemacht worden, darf ich Sie informieren, dass das erste
Informationstreffen - und ich war da selber dabei - am
20. Februar 2004 stattfand. Es gab dann Sitzungen der offenen
Trägerplattform am 25. Februar und insgesamt traf sich dieser Arbeitskreis
- aber da haben sie sich ja nicht erkundigt und haben sich auch nicht
informiert - ab März sieben Mal. Zusätzlich gab es noch drei Untergruppen zu
den Themenbereichen Anerkennung, Inhalt, Konzept, sowie Betriebswirtschaft und
Controlling. Das sind die Grundlagen, nach denen der Arbeitskreis gearbeitet
hat. (Zur Abg Ingrid Korosec.) Frau
Kollegin, jetzt hören Sie mir zu, weil sonst wissen sie es wieder nicht und
dann kritisieren sie wieder etwas, was nicht notwendig ist. Es wurden
allgemeine Förderrichtlinien erarbeitet und spezifische, die uns hier
vorliegen. Die einen sind 11 Seiten lang, die anderen 14, sie sind über
Internet abrufbar und Sie können sich hier informieren, was jetzt tatsächlich
ausgearbeitet wurde. Darüber hinaus hat es aber dieses Verhandlungskomitee
übernommen, die offene Trägerplattform hier zu informieren und sich mit ihr
abzustimmen.
Und jetzt werden Sie es mir nicht glauben, in dieser offenen
Trägerplattform sitzen 27 Behindertenorganisationen drinnen und es gibt
keinen Absatz, weder in der Präambel noch in den einzelnen Punkten, der mit
diesen Organisationen nicht inhaltlich abgeglichen wurde. Und ich frage Sie
jetzt: Was ist da undemokratisch, wenn ich diese Richtlinien gemeinsam mit den
betroffenen Organisationen und Verbänden aushandle?
In einem gebe ich Ihnen recht: Sie waren bei den
Verhandlungen nicht dabei, ich auch dann nicht, weil ich eigentlich die Meinung
vertrete, dort haben dann Politiker nichts verloren, das sollen die zuständigen
Mitarbeiter des Fonds Soziales Wien mit der Trägerorganisation machen, weil die
einigen sich viel schneller, als wenn dann wir dort politisch streiten würden.
Das nur zur Mitbestimmung, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn heute und hier dann ebenfalls gesagt wurde, es
gäbe hier diesbezüglich Probleme, was Datensicherheit anbelangt, so kann ich
Ihnen hier sehr konkret auch eines dazu sagen: Der Fonds Soziales Wien erhält
die Möglichkeit der Dateneinholung bezüglich der von ihm zu vollziehenden
Aufgabenbereiche, und das ist es auch schon gewesen. Und ich meine, sie werden
ja uns nicht aberkennen wollen, dass man dazu, was wir diesbezüglich im Fonds
an Aufgaben haben, auch die Daten bekommen darf. Damit würden Sie uns nämlich
im Umkehrschluss eine wirklich positive Arbeit unmöglich machen. Weiters werden
Tageszentren und betreute Wohngemeinschaften - und das ist auch wichtig -
gesetzlich verankert und unterliegen künftig der behördlichen Kontrolle. Das
ist wieder etwas, was Sie in zahlreichen Diskussionen und auch in der
Behindertenkommission schon verlangt haben.
Meine Damen und Herren, ich könnte Ihnen jetzt
natürlich noch vieles weiter erklären und erzählen. Die Beleihung des Fonds
Soziales Wien mit Aufgaben der Behindertenhilfe - und das haben Sie auch gesagt
- wurde mehrfach kritisiert. Aus diesem Grund und in Zusammenarbeit mit Herrn
ao°Univ°Prof Dr Pfeil, wo Sie ja nicht sagen können, dass das jetzt
irgendein Sekretär der SPÖ ist, wurde daher ein Modell erarbeitet, mit welchem
die Aufgaben auf den Fonds übertragen wurden, ohne eine Beleihung diesbezüglich
vorzusehen.
Meine Damen und Herren, ich habe noch eine Unterlage
mit, die ich Ihnen gerne vorlesen möchte, nämlich ein Protokoll der
Gemeinderätlichen Behindertenkommission von 28. Jänner 2004. Hier
wird ebenfalls von einer Vertreterin einer Oppositionspartei, meiner lieben
Kollegin Susi Jerusalem, festgehalten, dass die Trägerorganisationen unbedingt
in die Diskussion der zu erarbeitenden Förderrichtlinien eingebunden werden
müssen.
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