Landtag,
23. Sitzung vom 24.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 69
muss aus meiner Sicht hier Folgendes festhalten: Ich wünsche mir für Wien eine Sicherheitspolitik, die in Richtung einer vollen Unterstützung der Exekutivbeamten geht, wo man hinter ihnen steht im Einsatz gegen Kriminelle und Verbrecher - und sie nicht aburteilt, ihnen nicht mit Disziplinarverfahren droht, weil sie in Wirklichkeit ihrem Job nachgehen -, eine Sicherheitspolitik, bei der es null Toleranz gegen Verbrechen gibt, so wie das in New York der ehemalige Bürgermeister Giuliani gehandhabt hat, massive Polizeipräsenz auf der Straße und ein restriktives Vorgehen. Der Bürger hat ein Recht auf Sicherheit, und ich denke, wir sollten auch endlich verstärkt darüber nachdenken, die Sicherheitswacht oder Wiener Stadtpolizei hier zu initiieren, damit wir in der U-Bahn und in öffentlichen Verkehrsmitteln ...
Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend): Ihre Redezeit ist schon zu Ende!
Abg Heinz-Christian Strache (fortsetzend):
... endlich mehr Sicherheit schaffen, dort, wo offen mit Drogen gedealt wird,
damit wir es schaffen, vielleicht auch mit einer berittenen Polizei auf der
Donauinsel mehr Sicherheit zu schaffen und in den Grünbereichen eine Präsenz zu
schaffen.
Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend): Kommen Sie dann zum Schluss?
Abg Heinz-Christian Strache (fortsetzend):
Ich komme zum Schluss, aber diese 20 Sekunden werden Sie mir doch gönnen
und nicht zu "christlich" sein. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) -
Ich glaube, da gibt es viel, viel Handlungsbedarf, und da wollen wir auch den
Landeshauptmann nicht aus seiner Ziehung entlassen. Wenn er jetzt - und damit
komme ich wirklich zum Schlusssatz - bei den Finanzausgleichsverhandlungen
nicht genügend politisches Gewicht auf das Parkett bringt, um etwas
durchzusetzen, und das, obwohl er mit der Macht einer absoluten roten Mehrheit
auf Seiten Wiens ausgestattet ist - was soll sich dann in Zukunft ändern, wenn
er es jetzt nicht schafft? - Das wollte ich anmerken. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächste Rednerin ist Frau Abg Mag Vassilakou zum Wort gemeldet. Ich
erteile ihr das Wort.
Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Damen und Herren!
Es lohnt in der Tat, die Gelegenheit zu nutzen, einen
Blick auf die Sicherheitssituation der Bundeshauptstadt zu werfen. Immerhin ist
das ja auch ein Thema, das die Bevölkerung sehr stark beschäftigt. Ich möchte
in diesem Zusammenhang eine IMAS-Umfrage zitieren, die kaum ein Jahr alt ist.
Damals war die Frage: Was sind die drei wesentlichen Probleme, die die Wiener
Bevölkerung beschäftigen? - Auf Platz 3 landete der Irak-Krieg, auf
Platz 2 landeten die Pensionsreform und die steigende Arbeitslosigkeit und
auf Platz 1 der Kriminalitätsanstieg. - Also so viel dazu.
Was das jetzt mit dem roten Wien zu tun hat, das
verstehe ich, wenn ich ehrlich bin, nicht ganz. (Abg Heinz-Christian
Strache: Haben Sie nicht zugehört?) Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich
bin ganz sicher nicht diejenige, die von hier aus irgendwelche Brandreden für
das rote Wien halten wird - ich glaube, das wird niemand ernsthaft von mir
erwarten -, aber: Wo es irgendetwas mit unserem Kompetenzbereich zu tun hat -
schön und gut; dort aber, wo Wien wirklich gar nichts, aber rein gar nichts
dafür kann, sondern die Stadt letztlich bloß Leidtragende dieser Situation ist,
da finde ich es ein bisschen abstrus, darüber so zu debattieren, als ob Wien an
dieser Misere irgendwie etwas zu verantworten hätte. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)
Lassen Sie uns nichtsdestotrotz kurz die Fakten
anschauen. Ich habe mir die Daten aus dem Jahr 2003 ausgehoben. Diese sind
insofern bezeichnend, weil im Jahr 2004 der Trend ja ungebrochen geblieben
ist; es gab eine leichte Entspannung, aber keine wesentlichen Verbesserungen.
Im Jahr 2003 hat es in Österreich ein Plus von
12,7 Prozent bei Strafdelikten gegeben, gleichzeitig ein Sinken der
Aufklärungsquote auf 39,7 Prozent (Abg
Heinz-Christian Strache: In Wien 37!) - zum Vergleich: 1999, also vor der
blau-schwarzen Bundesregierung, lag sie noch bei 51,4 Prozent; das ist
aber stolz! (Abg Heinz-Christian Strache:
In Wien 37 Prozent! Sogar 2 Prozent weniger!) Eben, das wollte
ich Ihnen gerade sagen - und in Wien auf 27,4 Prozent, übrigens bei einem
Anstieg von 25,9 Prozent. Ich habe da andere Daten, ich kann sie Ihnen
gerne auch zur Verfügung stellen.
Was hat es aber seit 1999 gegeben? - Es lohnt sich,
in diesem Zusammenhang nicht nur das Jahr 2003, sondern auch ein bisschen
die Geschichte, die Historie anzuschauen. Es hat Planposteneinsparungen gegeben
- eine Bundesentscheidung -, es hat Pensionierungen gegeben - eine
Bundesentscheidung -, es hat einen historischen Tiefstand beim Personalstand
der Wiener Polizei gegeben, es hat eine Kriminalpolizeireform gegeben, die
total daneben gegangen ist, die heiß umkämpft ist und kritisiert wird, wobei
die Kritik ja immer noch besteht. Und es hat einen massiven Anstieg der
Arbeitslosigkeit gegeben, einen Sozialabbau und auch eine damit einhergehende
Verunsicherung der Bevölkerung. Und das, Herr Strache, müssen auch Sie mit
bedenken (Abg Heinz-Christian Strache: Das sage ich ja!),
denn klarerweise ist der Verlust des Vertrauens in den Rechtsstaat (Abg
Heinz-Christian Strache: Da gebe ich Ihnen Recht!) und auch
der Verlust von Perspektiven, wenn man so möchte, etwas, was mit dem Anstieg
von Kriminalität sehr wohl auch etwas zu tun hat.
Es nützt übrigens überhaupt nichts, die ganze Zeit
von diesen Ostbandenwellen zu sprechen. Ein Blick in die Statistik zeigt
nämlich, dass der Anteil von Tätern aus dem Ausland lediglich um
1,4 Prozent gestiegen ist. (Abg
Heinz-Christian Strache: Weil er jetzt schon so hoch ist! Weil er immer schon
so hoch war!) Er war immer schon da. Eine Bundeshauptstadt hat immer -
immer! - zu kämpfen mit solchen Phänomenen. (Abg
Heinz-Christian Strache: 60 Prozent der Häftlinge ...!)
Nichtsdestotrotz, ich versuche Ihnen nur zu sagen: Das
Problem, das wir hier in Wien haben, ist
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