Landtag,
23. Sitzung vom 24.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 69
hausgemacht! (StR
Johann Herzog: Es kommt auf die Delikte an!) Und spätestens da ist der Moment
erreicht, wo man in der Politik schon irgendwie sagen muss: Oops!, und dann
muss man nachdenken (Abg Heinz-Christian Strache: 60 Prozent! Schauen
Sie sich einmal die Statistiken der Haftanstalten an! Die Statistiken der
Haftanstalten, die sind interessant!): Wo kommt es her? Und was kann man
tun?
Es gäbe eine Reihe von Dingen, die man tun könnte.
Einmal unabhängig davon, dass ich der Ansicht bin, dass eine gute
Sozialpolitik, soziale Sicherheit und auch eine gute Politik gegen
Arbeitslosigkeit wahrscheinlich eine der besten Investitionen in unsere
Zukunft, in eine sichere Zukunft für Österreich und für Wien sind (Beifall bei den GRÜNEN.), gibt es auch
ein paar technische Details. Ja, das ist bereits hinlänglich diskutiert worden:
Die Personaldecke in Wien ist dünn. Sie haben hier aus dem "Standard"
zitiert. Ich darf hier auch aus der "Krone" zitieren (Abg Kurth-Bodo Blind: Das ist ein
"wissenschaftliches" ...!) - ich komme damit auch gleich zum
Schluss -, wo ein Polizist selbst ganz einfach beschreibt, wie unfassbar
unangenehm es ist, allein auf Streife gehen zu müssen, ohne ausreichende
Ausrüstung, und wie es diesen Menschen geht, die tagtäglich da draußen
vielleicht einen Raufhandel beseitigen müssen und ganz alleine damit zu Rande
kommen müssen. (Abg Heinz-Christian Strache: Aber wie es denen geht, wenn
sie von Ihnen hören, dass Sie die Verbrecher, die sie dingfest machen, wieder
frei lassen wollen? Da geht es den Beamten auch ganz schlecht!)
Aber, sehr geehrter Herr Strache und sehr geehrte
Damen und Herren, die Lösung ist weder der Verlust der Privatsphäre durch
Kameras, die Lösung sind keine Stadt-Sheriffs, die Lösung ist nicht die
Privatisierung der Sicherheitsfrage. (Abg Heinz-Christian Strache:
Freilassung der Kriminellen, das ist die Lösung!) Die Lösung liegt (Abg
Heinz-Christian Strache: In der Freilassung der Verbrecher wahrscheinlich!) in
einer anderen, besseren Sozial- und Sicherheitspolitik für Österreich. (Abg Heinz-Christian Strache: Ach so!) Und
die Lösung liegt auch darin, dass der Bund endlich einmal die fehlenden Beamten
- oder noch besser gesagt: BeamtInnen, denn der Frauenanteil ist ja übrigens
nach wie vor erbärmlich gering - nach Wien schickt. - Danke. (Beifall bei
den GRÜNEN. – Abg Harry Kopietz: Die Lösung trifft eine andere Regierung!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Dr Ulm. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr verehrte
Damen und Herren!
Die FPÖ stellt die These in den Raum: "Im roten
Wien – Sicherheit in weiter Ferne". - Diese These kann ich so nicht
mittragen, aber ich möchte dem die These entgegenstellen: Wir brauchen mehr
Sicherheit in Wien. (Abg Günther Barnet: Wo sind denn die versprochenen
Zollwacheorgane in ... Wien?) Und für mehr Sicherheit in Wien müssen zwei
ihren Beitrag leisten, nämlich der Bund und die Stadt Wien. Ich würde mich sehr
freuen, wenn wir in dieser entscheidenden Frage wieder zu einem
überparteilichen Konsens finden könnten, wie das ja vor einigen Jahren
eigentlich regelmäßig der Fall war, und wenn wir der Polemik bei diesem Thema
möglichst wenig Platz einräumen würden.
Die Zahlen, die wir kennen, sind arg genug. Die
strafbaren Handlungen in Wien, mit denen wir konfrontiert sind, sind schlimm
genug. Es ist wirklich an der Zeit, dass Bund und Land gemeinsam alle
Anstrengungen unternehmen, um diese Stadt sicherer zu machen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Wir haben ein relativ erfreuliches Ergebnis in Wien,
was die Aufklärungsquote betrifft. Wir sind das beste Bundesland bei der
Entwicklung der Aufklärungsquote in ganz Österreich. Vergleicht man die
Aufklärungen über etwas längere Zeiträume, nämlich von Jänner bis August dieses
Jahres mit Jänner bis August vergangenen Jahres, dann kann man feststellen,
dass, obwohl es einen Kriminalitätsanstieg gibt, auch die Aufklärungsquote -
und nicht nur die absoluten Zahlen der aufgeklärten strafbaren Handlungen - in
die Höhe gegangen ist. Wir haben einen Anstieg bei der Aufklärungsquote von
3,2 Prozent. Das ist auch den Reformen in Wien, der Kriminalreform in Wien
zu verdanken, dass die Wiener Polizei unglaublich gute Arbeit leistet, dass es
im Drogenbereich unglaubliche Erfolge gibt – 2 300 Festnahmen von
Drogendealern, 900 000 EUR beschlagnahmtes Drogengeld -, dass auch
die Vermögenskriminalität bekämpft wird wie nie zuvor.
Das alles ist uns natürlich noch zu wenig. Es wird im
nächsten Jahr in Österreich mehr Beamte geben. Das Innenministerium wird als
einziges Ministerium über 100 Millionen EUR mehr zur
Verbrechensbekämpfung zur Verfügung haben.
Aber - und jetzt komme ich eigentlich zum Kernpunkt,
und darüber habe ich bis jetzt noch relativ wenig gehört: Auch Wien hat
Gelegenheiten, diese Stadt sicherer zu machen, und da sollte man sich etwas
überlegen. Für diejenigen, die es auf Seiten der Sozialdemokratie nicht ganz
glauben wollen: Lesen Sie bitte den Artikel 118 Abs 3 Ziffer 3
der Bundesverfassung. Dort steht drinnen, dass die örtliche Sicherheitspolizei
Angelegenheit der Gemeinde ist.
Wir müssen daher sehr gut nachdenken über die Frage,
was denn die Gemeinde in Gemeindekompetenz beitragen kann, um Wien zu einer
sichereren Stadt zu machen, und wir müssen hier mehr machen als bisher.
Da muss man sich im Bereich der
kommunalen Kriminalprävention mehr überlegen, als das bisher der Fall war. Dazu
gibt es Studien und Unterlagen und beste Beispiele aus anderen Ländern, mit
denen man sich eingehend auseinander setzen sollte. Das beginnt beim Vollzug
der ortspolizeilichen Verordnungen, es beginnt bei der Verunreinigung im
öffentlichen Raum, weil kriminalitätssoziologisch erwiesen ist, dass
verwahrloste und verschmutzte Stadtteile viel kriminalitätsgefährdeter sind als
andere. Da geht es um tote Auslagen, um zerbrochene Scheiben, auch um Graffiti,
um deren Beseitigung man sich zu wenig kümmert. Da geht es auch, aber nicht
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