Landtag,
23. Sitzung vom 24.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 69
Personalabbau
sollten Sie anfangen! 1994 hat das angefangen! Über 500!) Dazu
komme ich dann schon. Damals hatten wir in Wien in diesem ersten halben Jahr
1994 insgesamt 85 900 bekannt gewordene Fälle. Wir haben heute m selben
Zeitrahmen, also in einem halben Jahr, 123 872 Fälle, die bekannt
geworden sind. (Abg Heinz-Christian
Strache: Und worauf führen Sie die Steigerung zurück? Auf die Osterweiterung?)
44 Prozent Steigerung in diesem Jahr! Und ich möchte es auch deshalb
sagen, weil der Kollege Gerstl nach mir spricht: Auf der Schmelz:
113,19 Prozent Steigerung, in Penzing: 53,38 Prozent Steigerung.
Bei den aufgeklärten Fällen gibt es – das muss man
auch sagen – manche Bezirke, die sehr, sehr positiv liegen, und da gibt es
manche Bezirke, wo es überhaupt nicht funktioniert. Und wenn man sich das dann
im Detail anschaut – die Zeit habe ich jetzt nicht –, wird man draufkommen,
dass all das, was wir bei der Umstrukturierung kritisiert haben, sich heute
auch negativ auswirkt. (Abg
Heinz-Christian Strache: Wegen der Osterweiterung, der Sie zugestimmt haben!)
Wir hatten 1989, als die Grenzen sich etwas geöffnet
hatten, eine Kriminalitätssteigerung, und konnten feststellen, dass seit dieser
Zeit ständig ein Rückgang in der Kriminalitätsentwicklung und ein Steigen in
der Aufklärung festgestellt wurde. Seit dem Jahr 2000, seit ihr die
Verantwortung auf Bundesebene als Parteien tragt, ist die Tendenz genau
gegenläufig. Ist das ein Zufall?
Gleichzeitig muss ich darauf hinweisen – und ich
wurde gescholten in der Öffentlichkeit wegen dieser Ziffern –, dass wir im
Moment in den Bezirken einen Minusstand von 786 Menschen haben. Vor zwei
Monaten war das, sage ich bewusst dazu, weil ich hier nicht mehr so
unvorsichtig bin. Die leitenden Mitarbeiter in der Polizeidirektion sagen mir
nämlich, das erhöht sich rasant, und wir sind nahezu bei
1 000 Personen.
Präsidentin Erika Stubenvoll
(unterbrechend): Bitte, die Redezeit ist zu Ende.
Abg Godwin Schuster (fortsetzend):
Frau Präsidentin, eine Kurzbemerkung noch.
Wenn wir uns nur die beiden Bezirke anschauen, in
denen der Herr Gerstl auch politische Verantwortung trägt, müssen wir
feststellen, dass dort auf einer Fläche von 110 Hektar
150 000 Menschen wohnhaft sind. Wissen Sie, wie viele Mitarbeiter in
der Nacht dort Dienst für die Bevölkerung verrichten? Im Übrigen danke ich den
Polizisten sehr für dieses Engagement. Es sind 25 Personen, die
Straßendienst versehen können, und einige wenige, die dann in der Struktur
tätig sind, Wachzimmer besetzen, nämlich selbst dort anwesend sein müssen, die
also nicht hinaus können.
Es ist ein Skandal, was man dieser Bevölkerung
zumutet! Trotz dieses rasanten Ansteigens der Kriminalität wird weiter
reduziert und reduziert bei den Mitarbeitern, und sie werden mit Aufgaben
überlastet.
Wien hat viel, viel geleistet. Leider reicht die Zeit
nicht, aber Aussendungen, die von uns gekommen sind, bestätigen ja das alles. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster
zu Wort gemeldet ist Herr StR Ellensohn. Ich erteile ihm das Wort.
StR David Ellensohn (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bin ja froh, dass die Diskussion zumindest von
diesem Pult aus eher ruhig und zivilisiert geführt wird. Die härteren Sager
sind eher aus der Bank herausgekommen zwischendurch, wo dann wieder die alten
Reflexe waren bezüglich Häftlingszahlen, Ausländern und so weiter, also das,
was man bekannterweise von den Freiheitlichen hört in diesem Bereich. Das haben
Sie sich aufgespart für die Zwischenrufe. Es steckt also drinnen, aber wenn man
heraußen ist, kann man sich offensichtlich zwischendurch zusammenreißen. Das
ist schon einmal sehr erfreulich.
Es ist sehr schade, dass wir in Bezug auf Sicherheit
fast alle mittlerweile offensichtlich nur noch an Kriminalität denken und nicht
an so etwas wie soziale Sicherheit und Verunsicherung der Bevölkerung, denn die
Leute haben nicht ausschließlich das Problem, ob jetzt eventuell ein Handy
gestohlen wird, sondern der Sicherheitsbegriff umfasst schon ein bisschen mehr.
Ein Sicherheitsbegriff wird auch einen Arbeitsplatz beinhalten, ein
ökonomisches Auskommen, eine Ausbildung und so weiter und so fort.
Die Verunsicherung in der Gesellschaft kann man entweder
angehen, indem man in diesen Bereichen aktiv wird oder aber versucht, etwas
ganz anderes zu zeigen und ein Drama daraus zu machen, dass die
Kriminalitätsstatistik höhere Zahlen zeigt, aber man muss sich schon anschauen,
in welchen Bereichen. Zum Beispiel im Bereich Wirtschaftskriminalität – da
nützen aber diese Konzepte, die hauptsächlich von den Freiheitlichen kommen,
genau gar nichts – und im Bereich Raub. Stimmt.
Man könnte zusammen Lösungen suchen, man kann aber
auch Feindbilder schaffen und Angst schüren. Das ist immer das Gleiche: Man
erzeugt zuerst Angst und dann Hass und dann Gewalt. Das ist ein System, von dem
ich behaupten würde, dass ich glaube, dass die Freiheitliche Partei null
Interesse daran hat, dass die Sicherheit tatsächlich besser wird. (Abg Mag
Heidemarie Unterreiner: So, das glauben Sie?) Das ist genau das Programm, mit dem Sie versuchen, in der Stadt
zu punkten. Sie freuen sich richtig darüber, denn Sie reden den Leuten ein,
dass es unsicher ist.
Und so kann man natürlich auch arbeiten: Sich nicht
hinsetzen und ein Konzept entwickeln. Statt sich zu fragen, was können wir
gegen einen zerbröckelnden Wohlfahrtsstaat machen, statt zu sagen, die Leute
fühlen sich nicht wohl, sagt man als Antwort: Gesichts-Screening und Videoüberwachung.
Aber manche Leute fühlen sich nicht wohler, wenn sie videoüberwacht werden. Ich
kenne schon, was da immer kommt: Wenn man nichts angestellt hat, dann macht es
einem nichts aus. Nun, wenn es einem nichts ausmacht, könnte man ja jeden von
Ihnen zu Hause auch filmen mit einer Videokamera. Spätestens dann wird jeder
von Privatsphäre reden. Das gilt aber auch zum Teil im öffentlichen Raum.
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