Landtag,
23. Sitzung vom 24.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 69
Angebote an den Bund machen. (Beifall bei der ÖVP.)
Damit komme ich sofort zur Klubobfrau aus dem Grünen
Klub. Das ist der Punkt, was das mit dem roten Wien zu tun hat, wenn sie es bis
heute nicht weiß, wo man Sicherheit selber wahrnehmen kann, wo man sich um die
Sicherheit der Bürger vor Ort kümmern kann und wirklich Maßnahmen setzen kann
zum Schutze der Bevölkerung in öffentlichen Verkehrsmitteln, auf den Straßen
und im gesamten Bereich des öffentlichen Netzes hier in Wien. Das ist ganz
alleine die Verantwortung der Stadt Wien und was sie dazu beträgt.
Meine Damen und Herren! In Hamburg, in Berlin, in Bremen,
in Köln, überall sind solche Überwachungskameras bereits gang und gäbe, also
nicht nur in CDU-regierten Städten, sondern auch von SPD-regierten Städten.
Erst vor zwei Wochen hat in Berlin die SPD-Führung das als besonderen Erfolg
gefeiert. Es wäre schön, wenn Sie sich dem einmal anschließen könnten und auch
hier für die Bevölkerung in Wien eine solche Videoüberwachung installieren
würden. (Beifall bei der ÖVP. – Abg
Godwin Schuster: Wissen Sie, wie viele Kameras da notwendig wären?)
Und noch an die Freiheitliche Partei: Wenn Sie von
der Freiheitlichen Partei das Sicherheitspolizeigesetz nicht länger blockieren
würden, dann bestünde die Möglichkeit, dass die Polizei auch auf öffentlichen
Plätzen der Videoüberwachung nachkommen kann. Und dafür tragen auch Sie von der
Freiheitlichen Partei die Verantwortung. (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zu Wort
gemeldet ist die Frau Abg Schmalenberg.
Abg Mag Heidrun Schmalenberg (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Selbstverständlich treten wir Freiheitliche gerade in
Fragen der Sicherheit für alle Wienerinnen und Wiener ein, aber ich möchte mein
Augenmerk heute hauptsächlich auf die Probleme und auf die Sorgen der Frauen in
Wien richten, denn gerade die Frauen sind von der stark ansteigenden
Kriminalität in dieser Stadt in einem sehr, sehr hohen Ausmaß betroffen. Unter
den vielen Opfern, die es gibt, gab es vor einiger Zeit eben auch ein
prominentes Opfer, nämlich die Vizechefin des Verfassungsgerichthofes. Aus dem
Zeitungsartikel im "Kurier", wo dieser Raubüberfall, bei dem die
Richterin verletzt wurde, beschrieben wird, geht ganz deutlich hervor, dass
Straßenraub ein Massendelikt ist, Herr GR Schuster, oder soll ich vielleicht
sagen Herr GR "Hase". (Abg
Godwin Schuster: Aber auch 47 000 andere Personen sind überfallen worden!
Erzählen Sie da keine Geschichten! 47 161 allein im Jahr 2000!) Es
steht hier, dass die Richterin nur eines von vielen Straßenraubopfern am
Wochenende war. So ist etwa am Alsergrund eine 96-Jährige überfallen worden.
Sie hat einen Armbruch erlitten. Ebenfalls beraubt wurden unter anderem in
Simmering Sonntagmittag eine 77-jährige Frau und wenig später in Favoriten eine
68-jährige Passantin. Alles an einem Wochenende, alles Frauen.
Sehr geehrte Damen und Herren! In dem
"Kurier"-Artikel wird auch die Richterin charakterisiert – ich
zitiere: „Schreckhaft ist die Richterin gewiss nicht, und sie hatte nie Angst;
wenn sie allein in der Nacht heimging. Das könnte sich ändern. Es war erst
21.30 Uhr, als der Überfall vor ihrem Haustor in einer bewohnten Gegend
geschah." Sie wird auch interviewt in diesem Zeitungsartikel, und auf die
Frage, ob ihre Schreie den Täter vertrieben haben, antwortet die Richterin:
„Ja, aber niemand, der sie gehört hat, hat mir geholfen." Und weiter: „Wir
Strafrichter kennen solche Raubversuche aus den Akten, aber nur wenn man selbst
betroffen ist, ist man sehr betroffen." (Abg Godwin Schuster: Richtig!)
Sehr geehrte Damen und Herren! Betroffen sind
tausende Frauen in dieser Stadt, und wir Freiheitliche nehmen dieses Problem
ernst und glauben, dass hier unbedingt gehandelt werden muss. (Beifall bei der FPÖ. – Abg Godwin Schuster:
Aber natürlich stimmen Sie zu, wenn Personal eingespart wird!)
Hören Sie sich die
Geschichten an von den Frauen, mit denen ich selber gesprochen habe. (Abg Godwin Schuster: Nicht Geschichten,
Realitäten!) Etwa eine 80-Jährige in der U-Bahn, die überfallen worden ist,
der die Kette vom Hals gerissen worden ist, oder eine 86-jährige Pensionistin,
die sich nicht mehr im Hausflur ihres eigenen Hauses ein- und ausgehen traut,
weil sie schon so oft beraubt worden ist und der beispielsweise die Gehhilfe,
die im Hauseingang mit einem Fahrradschloss an einem Haken befestigt war,
gestohlen worden ist, oder die Mütter mit Kindern, die auf der Straße stehen
mit dem Kind am Arm, weil der Kinderwagen gestohlen worden ist.
Das sind alles kleine Delikte, bei denen keine Frau
vielleicht körperlich zu Schaden gekommen ist, aber ich glaube, auch diese
Delikte stellen eine Gewalterfahrung dar und damit eine negative Erfahrung, und
wir haben einfach die Pflicht, diese Dinge ernst zu nehmen und was dagegen zu
tun. (Abg Godwin Schuster: Dann nehmt
eure Verantwortung in der Regierung wahr!) Und gerade die Wiener
Stadtregierung hat hier Handlungsbedarf. (Beifall
bei der FPÖ. – Abg Godwin Schuster: Reden Sie von Ihrer Verantwortung auf der
Bundesebene!)
Herr Kollege Schuster! Es ist der Schritt dahin, dass
die Frauen auch körperlich attackiert werden, nur mehr ein ganz, ganz kleiner,
und die Zahlen zeigen es uns ja. Auch die sexuelle Belästigung ist sehr stark
angestiegen. Sowohl verbal, dass die Frauen angepöbelt und blöd angemacht
werden, aber auch die Zahl der körperlichen Übergriffe ist gestiegen. Allein im
Jahr 2003 gab es 198 Vergewaltigungen und 140 Fälle von sexueller
Nötigung.
Da fällt mir das Beispiel einer
Unternehmerin ein, die mir im Rahmen einer Sicherheitsenquete in der
Josefstadt, die wir Freiheitlichen veranstaltet haben, erzählt hat, dass sie
sich am Abend nicht mehr aus dem Auto aussteigen traut und zum Haustor gehen
traut, weil sie schon so oft angepöbelt worden ist. Und diese Dame ist kein
ängstliches Hascherl oder so, sondern eine tüchtige, gestandene Frau, die im
Job ihren Mann stellt. (Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ. – Amtsf StRin Mag Sonja
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