Landtag,
23. Sitzung vom 24.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 69
Rückstände erheblich reduziert haben, was nicht nur auf den rückläufigen Aktenanfall zurückzuführen ist, sondern sicherlich auch darauf, dass nun der Senat mit entsprechendem richterlichen Personal ausgestattet worden ist.
Weniger erfreulich sind die Probleme im EDV-Bereich. Da
dürfte sich in den vergangenen Jahren ja nicht sehr viel geändert haben. Die
Reparaturversuche sind erfolglos geblieben, es gibt nach wie vor keine
funktionierende Entscheidungsevidenz und Entscheidungsdokumentation des UVS.
Das ist ein Problem für die einzelnen Mitglieder im UVS, das ist aber auch ein
Problem für die rechtssuchende Bevölkerung. Es ist zu hoffen, dass die
Arbeitsgruppe, für die es zwar keinen Zeithorizont zur Zielerfüllung gibt, doch
bald zu einem positiven Ergebnis kommt und man die EDV-Probleme lösen können
wird.
Was aber viel unerfreulicher ist, das ist etwas
Grundsätzliches - mein Vorredner hat es ja schon angesprochen -, nämlich dass
wieder einmal der Eindruck entsteht, dass an der Unabhängigkeit des UVS
gekratzt wird und zwar in einer ganz neuen Dimension als dies bisher der Fall
war. Noch mehr als mit EDV-Problemen, Personalproblemen, technischen Problemen,
hat der UVS Wien mit der Erhaltung seiner Unabhängigkeit zu kämpfen. Es hat in
den vergangenen Jahren immer wieder politischen Druck auf den UVS gegeben. Ich
erinnere mich an den Beschluss einer SPÖ-Bezirksorganisation, die sogar einen
Antrag in einer Bezirksvertretung eingebracht hat - ich glaube, es war der
2. Bezirk, wenn ich mich jetzt richtig erinnere - auf Auflösung des UVS
Wien und Ersetzen durch einen politischen Ombudsmann.
Ich erinnere an finanziellen Druck, den es gegeben
hat. Der Fall Windsteig war das, dass man einem Mitglied des UVS ganz einfach
für einige Tage sein Gehalt nicht ausbezahlt hat. Ich erinnere an die Beschwerden
des Magistrats gegen Entscheidungen des UVS, statt Rechtsmittel dagegen zu
ergreifen. Auch diese Fälle hat es gegeben, ich habe sie mehrfach in den
vergangenen Landtagssitzungen zitiert.
Und es ist vor allem das Disziplinarrecht, mit dem
hier die Mehrheit im Hause und die Verwaltung in diesem Hause auf die
Unabhängigkeit des UVS Einfluss ausüben kann. Denn es ist diese skurrile
Situation eingeführt worden - übrigens mit Hilfe der FPÖ, die dieses
Verfassungsgesetz im Disziplinarrecht mit der SPÖ ermöglicht hat – und wir
wissen bis heute nicht, welches Gegengeschäft es da dafür gegeben hat.
Wir haben jetzt jedenfalls die Situation, dass die
Kontrollierten die Kontrollierenden kontrollieren, und das ist natürlich ein
mehr als unerquicklicher Zustand. Wir haben einen Disziplinaranwalt, der
Magistratsbediensteter ist, und wir haben im Disziplinarsenat zwei
Magistratsbeamte, die Mitglieder sind. Dazu wurde jetzt auch noch die
Amtsbeschwerde für den Disziplinaranwalt eingeführt. Es gibt also einige Möglichkeiten,
um unbotmäßigen Mitgliedern des UVS das Leben schwer zu machen.
Dazu kommt - und das ist von meinem Vorredner richtig
angesprochen worden -, dass diese Behörde damit zu kämpfen hat, dass sie einen
Präsidenten oder eine Präsidentin hat, die nicht hinter dieser Behörde steht,
dass es da die größten Diskrepanzen gibt und das ist natürlich für das
Erscheinungsbild der Behörde und für die Durchschlagskraft dieser Behörde alles
andere als zuträglich.
Ich erinnere an den Vorgänger der Frau Präsidentin,
Präsident Moser, der sogar mit dem Notverordnungsrecht seine Geschäftsordnung
durchdrücken musste. Und wir haben es jetzt mit einer Frau Präsidentin zu tun,
die Beschwerden der Unterinstanz gerne entgegen nimmt, sich diesen Beschwerden
inhaltlich anschließt und Disziplinarverfahren androht, anstatt die eigene
Behörde in Schutz zu nehmen vor, würde ich einmal sagen, recht ungewöhnlichen
Interventionen.
Das wäre gerade so, als wenn sich ein Bezirksgericht
über eine Entscheidung des Landesgerichtes oder des Oberlandesgerichtes
beschwert und der Präsident des Oberlandesgerichtes sagt, ja ja, ich finde das
eigentlich ganz genauso, dass die Entscheidung falsch ist, ich gebe dir völlig
Recht und wir werden die Sache an den Personalausschuss weiterleiten. Das ist
schon an sich sehr unerquicklich.
Aber jetzt kommt erstmals eine völlig neue Dimension
bei den Unerquicklichkeiten dazu, denn erstmals wird durch das Kontrollamt an
dieser Unabhängigkeit des UVS gekratzt. Es gab eine Prüfung der
Aufgabenerfüllung durch das Kontrollamt, und da gibt es ganz gravierende
Vorwürfe drinnen, die ich übrigens nicht teilen kann, denn dieser Bericht ist
einfach unsachlich abgefasst. Es bedurfte gar nicht der Stellungnahme der
Vollversammlung, um das ins richtige Licht zu bringen, man erkennt es schon,
wenn man sich intensiv damit auseinander setzt und es ist dem Kollegen
Prochaska zu verdanken, dass sich durch dessen Intervention vor zwei Tagen das
Kontrollamt dann letztendlich doch bequemt hat, diese Stellungnahme der
Vollversammlung auch an die drei Vorsitzenden des Kontrollausschusses zu
leiten. (Abg Godwin Schuster: Da werden
Geschichten erzählt, das ist unwahrscheinlich. Der Kontrollamtsdirektor hat es
weitergeleitet!)
Am 3. Juni 2004 hat die
Vollversammlung des UVS eine Stellungnahme beschlossen, das ist weitergeleitet
worden an das ... (Abg Günter Kenesei: Wir haben es gestern bekommen!)
Sie haben es gestern bekommen vom Kontrollamtsdirektor. Also, wie auch immer, (Abg Christian Oxonitsch: Wieso wie auch
immer!) wie auch immer, es passt ja zu dem, was ich sage, er bemüht sich,
er hat sich bemüht, mein Kollege, der GR Prochaska. (Abg Godwin Schuster:
Wer hat es bestritten!) Ist ja kein Problem, also gut, wir sind uns einig,
wie auch immer wir es bekommen haben, (Abg
Günter Kenesei: Wir haben uns darum bemüht!) wir haben erst, Herr Kollege
Kenesei, wir haben erst nach Monaten diesen Bericht bekommen. (Abg Godwin Schuster: Also so was
Dramatisches!) Sie haben sich zu Dritt bemüht, dass das gelingt, er ist
letztendlich mit monatelanger Verzögerung gekommen, okay. (Abg Johannes Prochaska: Ich habe im Ausschuss nachgefragt!) Wir,
alle Oppositionsparteien, freuen uns, wir haben es letztendlich bekommen, wir
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