Landtag,
25. Sitzung vom 25.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 72
Förderkosten um rund 20 Prozent senken beziehungsweise um das gleiche Geld mehr ausbauen lassen. Diese kombinierte Förderung würde die fixe Vergabe von 60 Prozent Brennstoffausnutzung, wie es die Novelle vorsehen würde, effektiv ersetzen und auch für das Wiener Biomassekraftwerk eine optimale Betriebsweise garantieren."
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön. – Die 1. Zusatzfrage. Herr Abg
Mag Chorherr, bitte.
Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub
im Rathaus): Herr Landeshauptmann!
Ich glaube, dass die Diskussion auf Bundesebene
geführt wird, wo aber Wien hoffentlich eine sehr wichtige Rolle spielt und wo
auch die Tragweite öffentlich nicht ganz verstanden wird, was da von
Bartenstein, also vor allem von ÖVP und FPÖ, vorgelegt wird. Ich sage Ihnen nur
eine einzige Zahl, um zu unterstreichen, wenn das so durchgeht, dass es zu
einem Ausbaustopp der Ökoenergie kommt. Wir hatten im Jahr 2004, also heuer,
122 Millionen Fördervolumen. Mit dem Gesetz stehen im nächsten Jahr nur
mehr 22 Millionen zur Verfügung. Das heißt, nicht Kürzung um ein Sechstel,
sondern Kürzung auf ein Sechstel. Und von einem Ökosoziallobbyisten wie dem
Herrn ehemaligen Bundesparteiobmann Riegler quer durch alle Organisationen läuft
da der Protest. Das hieße, dass wir unser Ziel, das wir von der EU bekommen
haben, den Anteil erneuerbarer Energien in Österreich auf 78 Prozent zu
erhöhen, nicht nur nicht erreichen, sondern der Ökostromanteil in Österreich
wegen des Stromverbrauchszuwachses sinken würde.
Jetzt zur Rolle Wiens, aber ich muss auch sagen, zur
Frage der Rolle der SPÖ. Ich will jetzt nicht zynisch den Stachel löcken,
Wiener SPÖ, Bundes-SPÖ, aber das muss ich schon fragen. Diese Novelle des
Ökostromgesetzes bedarf einer Zweidrittelmehrheit, das heißt, im Nationalrat
muss die Sozialdemokratie zustimmen. Das ist nicht irgendwann, sondern in den
nächsten Tagen im Ausschuss und noch vor Weihnachten im Plenum. Ich kann das
hier der Geschäftsordnung halber natürlich nicht und will das auch nicht,
SPÖ-Interna, diskutieren. Sie wissen aber, dass das keine zynische Frage,
sondern mir die Ökostromgeschichte ein extrem wichtiges Anliegen ist.
Ich frage Sie deswegen, Herr Landeshauptmann: Was
werden Sie in Ihrer Rolle, lassen Sie mich das so sagen, des mächtigen
Bundeslandes Wien tun, um auf all jene Parteien einzuwirken, das sind die ÖVP,
die Freiheitlichen und auch die Sozialdemokratie, um zu verhindern, dass dieses
Ökostromkürzungsgesetz im Nationalrat in den nächsten Wochen beschlossen wird?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Zu Recht weisen Sie darauf hin, dass wir
wahrscheinlich Diskussionen im Klubvorstand des Nationalratsklubs der
Sozialdemokraten respektive des Parteipräsidiums der SPÖ da schwer diskutieren
können. Aber ich darf mit 100-prozentiger Sicherheit darlegen, dass ich
dasselbe, was ich hier gesagt habe, den Standpunkt der Wiener
Landeshauptleutekonferenz, auf den ich mich hier in einer formellen
Beantwortung zu konzentrieren habe, natürlich gegenüber anderen Parteien, aber
auch gegenüber der eigenen Partei vertrete. Gleich sehen das natürlich auch
andere sozialdemokratische Landeshauptleute. Ich gehe daher davon aus, dass
man, wenn man es so sagen will, den Praktikern der Politik zumindest in der
Energiefrage mehr Beachtung schenkt als in anderen Fragen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir kommen zur 2. Zusatzfrage. Herr Abg
Klucsarits, bitte.
Abg Rudolf Klucsarits
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Im Umweltbericht, der heute zur Beschlussfassung
vorliegt, wird davon gesprochen, dass eine Solarenergieförderung an Private nur
dann erfolgen kann, wenn keine Fernwärmeanschlussmöglichkeit vorliegt.
Können Sie sich vorstellen, dass diese Bestimmung
aufgehoben wird?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr Abgeordneter!
Diskutieren kann man über alles,
aber es geht um die Frage, welche politischen Zielsetzungen man grundsätzlich
vorgibt. Danach sollen sich dann auch die Detailentscheidungen messen. Da sage
ich sehr einfach, mit dieser Novelle zum Ökostromgesetz kommen wir der
Zielsetzung oder der Vorgabe der Europäischen Union, wie erwähnt wurde, aber
auch unserer eigenen Zielsetzung, nämlich der Senkung der klimarelevanten
Treibhausgase, entsprechend näher. Aber auch mit anderen Maßnahmen, die darauf
hinauslaufen, dass wir in Wirklichkeit Festbrennstoffheizungen und fossilen
Energien weiter den Markt ebnen, sage ich jetzt einmal so, widersprechen wir
dieser Zielsetzung. Das ist, aus meiner Sicht gesehen, einfach die Messlatte.
Meine
Haltung dazu ist ganz eindeutig und klar. Ich war nicht 100-prozentig zufrieden
mit dem Ökostromgesetz, wie es beschlossen wurde, aber es war ein tragfähiger
Kompromiss. Diese Novelle, die hier von Bartenstein vorgelegt wurde, dreht das
wieder zurück. Ich bin heute schon davon überzeugt, dass die Grundintention,
auch der Bundeswirtschaftskammer, die hinter dieser Novelle steht, nämlich zu
Strompreisverringerungen zu kommen, nicht aufgeht. Man soll, mit Verlaub
gesagt, um den kurzfristigen Erfolg in einem Wahlkampf einer mir wichtigen
Interessenvertretung jetzt nicht langfristige Ziele, die wir gemeinsam
anstreben, unterbinden. Wir alle wissen, dass insbesondere die Industrie und
andere Großabnehmer ohnehin ihre Verhandlungen über den Strompreis selbst
führen. Die kleinen Gewerbetreibenden, die kleinen Händler und die Einzelhausanschlüsse
sind diejenigen, die sozusagen übrigbleiben. Da bleibt am Ende des Tages
stehen, dass irgendwer für diese Kosten aufkommen muss, denn wir alle wissen,
dass allein Umweltschutzanlagen bei Müllverbrennungsanlagen diese um rund
40 Prozent verteuern. Es kommt aber in Wien niemand auf die Idee zu sagen,
wir bauen
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