Landtag,
25. Sitzung vom 25.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 72
diese Umweltschutzanlagen
bei Müllverbrennungsanlagen nicht. Niemand kommt auf diese Idee. Daher muss man
zur Kenntnis nehmen, dass die Versorgungssicherheit, aber auch die Frage der
ökologischen Qualität von Energieproduktion natürlich Geld kostet.
Wenn wir sagen, aus Gründen
des Wirtschaftsstandorts und insbesondere auch der Betriebsansiedlung von
internationalen Investoren wollen wir hier bestimmte, auch in Europa
vergleichbare Preise anbieten, muss man auf der anderen Seite auch sagen,
irgendwer wird das bezahlen müssen. Daher wird man sich da zu überlegen haben,
wie man damit umgeht, dass beispielsweise bei den Stromkosten heute die
Endverbraucherkosten mit rund 55 Prozent an Steuern und Abgaben belastet
werden. Daher kann man sich da vielleicht einmal etwas überlegen und nicht die
Versorgungssicherheit und nicht die ökologische Qualität von Energieproduktion
in Frage stellen, was aus meiner Sicht der verkehrte Weg ist.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir kommen zur 3. Zusatzfrage. Frau Abg
Reinberger, bitte.
Abg Mag Brigitte Reinberger
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Bürgermeister!
Damit sich erneuerbare Energie rechnet, bedarf es
natürlich der Förderungen auch entsprechender Einspeisetarife. Da war Wien
leider Gottes lange Schlusslicht.
Es bedarf auch einer größeren Marktbreite, denn so
lang zum Beispiel bei der Fotovoltaik Fotovoltaikpaneele nur in sehr geringen
Mengen erzeugt werden, sind sie zweifelsohne weit teurer als bei einer
industriellen Großerzeugung.
Damit die Privatbürger einen gewissen Anreiz haben
beziehungsweise überhaupt sehen, was es alles gibt, bedarf es natürlich auch
entsprechender Opinionleader und da ist natürlich die öffentliche Hand
gefordert, mit gutem Beispiel voranzugehen. Ich denke, es reicht nicht aus,
wenn man jetzt ein Herzeigeprojekt wie das neue Biomassekraftwerk hat, sondern
man müsste es auch in wesentlich größerer Breite anlegen.
Ich frage Sie daher: Die frühere Umweltstadträtin hat
sich da bei manchen Vorschlägen wenig kooperativ gezeigt. Herr Bürgermeister,
wie stehen Sie dazu? Beispielsweise werden jetzt eine Reihe von
Lärmschutzwänden errichtet, die man ohne weiteres mit Fotovoltaikanlagen
versehen könnte. So schützen sie vor Lärm und können auch Strom erzeugen. Das
ist nur ein Beispiel, es gäbe natürlich unzählige weitere.
Wie werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Stadt
Wien auch bei Ökoenergie eine Vorreiterrolle hat, und zwar nicht nur mit
einzelnen Herzeigeprojekten?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrte Frau Abgeordnete!
Grundsätzlich gilt da dasselbe, was ich vorhin sagte.
Ich befürworte Maßnahmen, die der Erreichung des Klimaziels dienen, die also
auf einen effizienten Energieverbrauch hinauslaufen und die die
Versorgungssicherheit gewährleisten. Ich stehe daher natürlich sehr positiv
allen Möglichkeiten der ökologisch konformen Stromproduktion gegenüber. Nur
wissen wir natürlich, dass es in der Stadt immer etwas andere Zwänge dazu gibt,
um es vereinfacht so zu sagen, als das am Land der Fall ist. Wir haben das etwa
an der Windkraft gesehen, wobei man zum Beispiel im Burgenland heute sagen
kann, dass über 50 Prozent des Stromverbrauchs des Burgenlands durch
Windkraft erzeugt werden, was auch schon wieder an seine Grenzen stößt, weil es
natürlich auch da Diskussionen über, sage ich jetzt einmal, um das allgemein zu
sagen, Landschaftsgestaltung gibt.
Was wir im Prinzip auf die Fotovoltaik in Wien an
Situation vorfinden, ist zum einen eine experimentierfreudige, ich sage das
insbesondere vor dem Hintergrund der Schulen, wo es durchaus herzeigbare
Anlagen gibt, aber schon etwa bei der Frage, als Lötsch im Naturhistorischen
Museum eine solche Fotovoltaik so machen wollte, dass in der Tat das
Naturhistorische Museum strommäßig autark wird, war es in keiner Weise
rechenbar, die Fernwärme war dann ökonomisch gesehen dafür günstiger.
Bei den Lärmschutzwänden gebe ich Ihnen
uneingeschränkt Recht. Aber ich bin sehr froh, wenn Sie die Realität kennen,
und davon gehe ich aus, dass Lärmschutzwände, Billigsdorfer, um das so zu
sagen, überhaupt gebaut werden, weil es teilweise skurril ist, wo im restlichen
Österreich Lärmschutzwände gebaut werden und wo in Wien, wo viele Menschen
leben, nicht. Wenn ich daran denken, worum wir haben kämpfen müssen, etwa an
der Südosttangente, oder wenn ich daran denke, wie wir gar noch nicht mal
erfolgreich fertig gekämpft haben, Lärmschutz bei der Bahn, etwa
Verschubbahnhof Kledering oder auch an der Vorortelinie, dann erinnere ich mich
mit Grausen an diese Diskussionen und bin über jeden kleinen Erfolg froh
gewesen. Da dann noch zu sagen, da gehört eigentlich eine Fotovoltaikanlage
hin, wo ich Ihnen Recht gebe, dass es vernünftig wäre, das hätte das ganze
Projekt selbst dann zu Fall gebracht.
Ich denke, dass wir da einfach noch Diskussionen vor
uns haben. Natürlich haben wir uns auf jene Bereiche konzentriert, wo wir das
selbst bestimmen können, wie etwa bei dem Biomassekraftwerk oder bei der
Unterstützung von Schulen zur Fotovoltaik, denn natürlich wollen wir die Sachen
auch umsetzen und nicht nur darauf warten, was irgendein anderer, seien es die
ÖBB oder sei es die ASFINAG, dann macht.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir
kommen zur 4. Zusatzfrage. Herr Mag Chorherr, bitte.
Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub
im Rathaus): Herr Landeshauptmann!
Es gibt in der Politik dauernd wichtige und dringende
Entscheidungen und in einigen Fällen gibt es selten wirkliche
Weichenstellungen. Das wird jetzt in den nächsten Tagen im Wirtschaftsausschuss
und dann im Nationalrat beschlossen, weil das ist auf Jahre eine
Weichenstellung für Ökoenergie.
Sie haben einige Forderungen
vorgelesen, die eingebracht werden. Vielleicht habe ich es nicht verstanden,
aber ich frage noch einmal nach dem Kern. Der Kern des
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