Landtag,
25. Sitzung vom 25.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 72
gesamt-wahlmäßig so sehen und es gibt Formen, die
haben ein Delegiertensystem. Wir haben diese Mischsituation hier in Österreich,
(Abg Christian Oxonitsch: Das war immer
ein Wahlsystem!) und wir müssen uns dafür weder schämen noch sonst was.
Und nehmen sie zurück, dass das in Österreich als
Delegiertensystem ein reaktionärer Machiavellismus ist. (Beifall bei der
ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt der Abg Stefan.
Abg Mag Harald STEFAN (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Es hat was mit der Universität zu tun, ja.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und
Herren! Erlauben Sie mir, dass ich ein bisschen amüsiert bin über diese
Aufregung, (Abg Mag Sybille Straubinger: Wie werden die Studenten darüber
denken?) denn entweder wissen Sie nicht, wie das ganze abgelaufen ist, oder
Sie wollen es nicht wissen.
Denken Sie nach, wie der Wissenschaftsminister Einem
ein Universitätsgesetz geplant hat. Was hat er damals geplant? Die
Ausgliederung der einzelnen Universitäten. Das war im Prinzip dieselbe
Struktur, die jetzt beschlossen wurde. Das war unter dem Wissenschaftsminister
Einem und dabei war ebenfalls auch die Aufhebung des Zentralausschusses als
logische Konsequenz mit vorgesehen. (Abg
Mag Sybille Straubinger: Daran kann man sich aber nicht erinnern!) Daran
kann sich wahrscheinlich keiner erinnern. Gut, soll sein, aber regen Sie sich
heute nicht auf. (Abg Christian
Oxonitsch: Das stimmt einfach nicht!) Es stimmt einfach.
Zweitens, es wurde mehr als 100 Stunden mit den
ÖH-Vertretern dieses neue System diskutiert. Von Überfall oder
Überfallsartigkeit kann keine Rede sein.
Drittens, in den erläuternden Bemerkungen zum
Universitätsgesetz 2002 steht bereits, dass der Zentralausschuss
aufgehoben wird. Wo ist die Überfallsartigkeit? Ich weiß es nicht, oder hat das
keiner gelesen; na, hat’s keiner gelesen. Was haben wir heute? - 2004. Es war
zumindest bekannt. Also, überfallsartig ist es nicht.
Viertens, meines Wissen mit ... (Abg Christian
Oxonitsch: Ihr redet von Überfallsartigkeit. Wir diskutieren drei Tage über
etwas!) Es wurde mehr als drei Monate diskutiert. Viertens, warum müssen
Gesetze nur durch die Bundesregierung eingebracht werden? An sich ist es in der
Verfassung vorgesehen, dass das Parlament Initiativen setzt. Also sind wir
froh, dass einmal nach dem an sich vorgesehenen Modus vorgegangen wurde. (Abg Heinz-Christian Strache: Das macht Ihr
anders!)
Zum weiteren Vorwurf, undemokratisch. Da muss man auf
die Struktur, die nun mehr gewählt wurde, zurückkommen. Wir haben jetzt die
Ausgliederung der Universitäten. Das heißt, jede Universität ist
vollrechtsfähig und daher ist nicht mehr das Bundesministerium für Unterricht
der Widerpart, sondern die Universität. Und daher ergibt es von der ganzen
Logik her keinen Sinn mehr, ein zentral gewähltes Organ zu haben, denn was ist
das Gegenüber des zentralgewählten Organs? Das Ministerium gibt es nicht mehr,
die Rektorenkonferenz gibt es auch nicht mehr, es gibt nur mehr einen Verein
der Rektoren. Das heißt, es gibt keine Logik für ein zentral gewähltes Organ.
Das muss man aber ganz einfach vom System her sehen und dann kann man nicht
künstlich irgendetwas anderes machen.
Übrigens, weil Sie von "undemokratisch"
reden: Beim Hochschülerschaftsgesetz 1998 wurden gegen die Stimmen der
Freiheitlichen Minderheitenrechte nicht durchgesetzt. Damals hatten Sie einen
anderen Standpunkt; der bestimmt sich offenbar immer nach dem Standort - so
viel zum Thema Demokratie. (Abg Christian Oxonitsch: Bei Minderheitenrechten
wäre ich ganz leise! Ganz ruhig wäre ich!) Trotzdem: Sie haben damals die
Basisdemokratie jedenfalls nicht gestärkt! Sie haben das, weil es für Sie
unangenehm war, damals niedergestimmt - so viel zur Demokratie der Hochschülerschaft!
(Beifall bei der FPÖ. - Abg Christian Oxonitsch: Welche Minderheitenrechte
haben Sie geschaffen?)
Ein weiterer Punkt. Die kleinen Universitäten in
Österreich waren bis jetzt sehr unglücklich mit dieser Regelung. Nicht zuletzt
sind alle Kunstuniversitäten in Österreich sehr zufrieden mit der neuen
Regelung, weil sie jetzt eine ganz andere Möglichkeit der Mitsprache haben,
weil sie eine ganz andere Möglichkeit haben, auf ihre Studenten einzugehen.
Denn bis jetzt waren sie dominiert von den großen Universitäten und von dem
allgemein politischen Mandat, wo das Geld hingeflossen ist. Sie hätten sich
immer schon gewünscht, dass sie mehr für ihre Studenten machen können.
Nicht umsonst gibt es auch keine Urabstimmung. Und
warum? Weil nicht einmal die Studentenvertretung die Urabstimmung beschlossen
hat, da die Zweidrittelmehrheit nicht zustande gekommen ist! (Zwischenrufe
bei der SPÖ.) So viel auch dazu, dass es nicht einmal eine wirkliche
Solidarität unter den angeblich Betroffenen gibt, sondern im Gegenteil: Sie
haben die Urabstimmung abgelehnt!
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Sie haben noch eine halbe Minute.
Abg Mag Harald STEFAN (fortsetzend):
Die Wahlbeteiligung ist schon angesprochen worden. Das heißt, etwa
10 Prozent der Studenten bestimmen bis jetzt allgemein politisch, was die
offizielle Aussage der Studenten ist. Was hat denn das mit Demokratie im
eigentlichen Sinn zu tun? Was hat das mit Studentenpolitik zu tun? - Nichts!
Daher wird in Wirklichkeit die Studentenvertretung
durch das neue System verbessert, und das wissen Sie ganz genau. (Widerspruch
bei der SPÖ und den GRÜNEN. - Abg Heinz Hufnagl: In Ihrem politischen Sinn wird
es verbessert!) Es ist für Sie vielleicht unangenehm, dass Sie eine
Spielwiese verloren haben, aber wenn Sie es nüchtern betrachten und wenn Sie
ehrlich sind, müssen Sie zugeben, dass das ein System ist, das die Universität
gestärkt hat. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Es hat die Universität
gestärkt und ist für den Bildungsstandort gut. Darum geht es, und nicht um
irgendwelche Spielwiesen, die hoch subventioniert waren und die die Studenten
in Wirklichkeit nie gewollt haben. (Beifall bei der FPÖ.)
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