Landtag,
25. Sitzung vom 25.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 72
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Frau Abg Rudas. Ich erteile es ihr.
Abg Laura Rudas (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Präsident! Meine Damen und Herren!
Diese Bundesregierung hat sich ein
demokratiepolitisches Nicht genügend verdient und auch erworben. Was ist das,
bitte, für ein Umgang mit kritischen jungen Menschen? Was sind das für klägliche
Versuche der Mundtotmach-Strategie?
Das drohende Gesetz erfüllt alle Kriterien, die
bisher die Gesetze der Bundesregierung erfüllt haben. Erstens: Es kommt
überfallsartig und ohne jegliche Einbindung der Betroffenen. (StRin Dipl Ing
Dr Herlinde Rothauer: Nein! - Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Herr
Kollege STEFAN, keinerlei Verhandlungen mit den Betroffenen! Ich weiß nicht,
wann Sie das letzte Mal auf der Universität waren. Aber mir als Studentin
brauchen Sie nicht zu erklären, was dort geschieht, weil ich dort bin. (Beifall
bei der SPÖ. - Abg Mag Harald STEFAN: ... mit ihnen gesprochen!)
Zweitens: Dieses Gesetz hat nur einen einzigen Zweck,
es dient der Schwarz-Blau-Färbung dieses Landes! Ehrlicher von der Bundesregierung
wäre es, gleich zu sagen: Liebe Studierende, liebe Studentinnen und Studenten,
wie wir gesehen haben, seid ihr zu unreif, so zu wählen, wie wir es wollen,
also machen wir gleich ein Gesetz, das vorschreibt, dass die Österreichische
Hochschülerschaft ÖVP-dominiert ist!
Aber was lernen wir junge Menschen daraus? Ja, wir
dürfen wählen, aber wehe, wir wählen nicht so, wie es Schwarz-Blau will! Dann
ändern wir die Gesetze, dann ändern wir die Voraussetzungen so lange, bis sie
uns begünstigen, und wir machen es auf schwarz-blaue Art, nämlich über eure
Köpfe hinweg. (Abg Mag Harald STEFAN: 10 Prozent der Studenten ...!)
Und wir lernen: Wer Schwarz-Blau gegenüber kritisch ist, dem geht es ordentlich
an den Kragen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP und von
der FPÖ! Ja, es gibt Parallelen zur Arbeiterkammer. Es gibt solche Parallelen:
Regelmäßige Versuche, sie mundtot zu machen; Versuche, Finanzmittel
einzufrieren; und indirekte Kompetenzbeschneidungen! Aber es werden dort keine
Wahlergebnisse umgedreht, es ändert sich an den Verhältnissen nichts - was bei
dem neuen Gesetz bei der ÖH sehr wohl geschieht. (Rufe und Gegenrufe
zwischen SPÖ und ÖVP.)
Kollege Salcher, ich habe eine Frage: Welche
Vorsitzendenkonferenz meinen Sie? Jene, die jetzt mit diesem Gesetz abgeschafft
wird? Zum Thema hatten Sie ja leider nichts zu sagen, dafür aber die Frau
Schmalenberger. (Abg Kurth-Bodo Blind: Schmalenberg, bitte!)
Entschuldigung. - Frau Kollegin Schmalenberg, ich glaube, Sie haben da etwas
verwechselt. Die ÖH ist keine reine Serviceeinrichtung, und Sie verwechseln das
hier mit dem ÖAMTC. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ. - Zwischenrufe bei
FPÖ und ÖVP.)
Aber von dir, Kollege Strobl, war ich persönlich
wirklich enttäuscht, dass du dich hier herausstellst … (Zwischenrufe bei SPÖ
und ÖVP.) Sie wollen schon wieder die Stimme der jungen Menschen nicht
hören, das enttäuscht mich. Seien Sie einmal ruhig und hören Sie zu, vielleicht
lernen Sie etwas daraus. (Anhaltende Zwischenrufe bei SPÖ, FPÖ und ÖVP.)
Kollege Strobl, von dir war ich persönlich enttäuscht, dass du dich
herausstellst - bei der Politik, die wir in der Stadt Wien machen, bei der
Politik, dass wir junge Menschen mit einbeziehen - und hier eine
Über-den-Kopf-hinweg-Politik verteidigst. Das finde ich wirklich respektlos den
jungen Menschen gegenüber. (Beifall bei der SPÖ.)
Mutig wäre es gewesen, Kolleginnen und Kollegen, Sie
hätten sich herausgestellt, sich für die Studierenden in diesem Land
ausgesprochen und gegen dieses Gesetz! Aber sichtlich herrscht auch in
Ihren Reihen die Mundtotmach-Strategie. (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenrufe
bei FPÖ und ÖVP.)
Wir wissen aber, dass sich die jungen Menschen das
nicht gefallen lassen. Die ÖH wird den Angriffen auf ihre Selbstverwaltung, auf
ihre Demokratie und auf ihr notwendiges Budget ganz sicher nicht tatenlos
zusehen. Und wir, liebe Kolleginnen und Kollegen, werden den Studierenden in
diesem Lande zur Seite stehen und 100-prozentig solidarisch der ÖH gegenüber
sein! (Beifall bei der SPÖ.)
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Was haben wir in den
Sonntagsreden nicht alles schon über Demokratie von Ihnen gehört! Wie oft haben
Sie sich hier herausgestellt! (Abg Günther Barnet: Ich rede am Sonntag
nicht, da gehe ich in die Kirche!) Sie, meine Damen und Herren von ÖVP und
FPÖ, brauchen sich nie wieder hier herauszustellen und niemals mehr über die
angebliche Politikverdrossenheit junger Menschen zu lamentieren! Sie, liebe
Kolleginnen und Kollegen, brauchen hier nie wieder über Demokratie zu reden (Zwischenruf
von Abg Johannes Prochaska), denn da werden Sie nie, nie wieder glaubwürdig
sein und glaubwürdig wirken! (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenrufe bei der
ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Sie haben noch eine halbe Minute. (Abg Johannes Prochaska: ... auch fertig,
gute Frau! - Weitere Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.)
Abg Laura Rudas (fortsetzend):
Aber wir Studierende merken es uns! (Abg Mag Heidemarie Unterreiner: Sie
reden für 10 Prozent!) Wir merken uns: Schwarz-Blau mag keine
kritischen jungen Menschen. Wir merken uns: Die bösen Mädchen und Buben, die
regierungskritisch sind, werden eben ausgehungert. Wir merken uns: Den bösen
Mädchen und Buben, die regierungskritisch sind, wird die Stimme entzogen. Wir
merken uns: Die bösen Mädchen und Buben, die regierungskritisch sind, werden
eben mundtot gemacht. (Abg Martina LUDWIG: Genau!)
Die Einstellung von Schwarz-Blau
zu den Studentinnen und Studenten zeigt, dass Sie nicht zukunftstauglich sind.
Diese Bundesregierung hat ein demokratiepolitisches Nicht genügend erworben.
Das sehe nicht nur ich so, das sieht zum Beispiel auch Herr Krejci so, ein
ÖVP-Mitglied (Abg Dr Matthias Tschirf: Ist das ein Student?),
langjähriger Generalsekretär der
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