Landtag,
25. Sitzung vom 25.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 72
Sinn machen.
Weiters habe ich heute Morgen schon Ihnen, Frau
Stadträtin, gesagt, dass wir es für wichtig erachten, die
Heimbewohnervertretung auch in der Heimkommission vertreten sein zu lassen,
damit es einen klaren Instanzenzug für Beschwerden geben kann, dass das nicht
im Nirgendwo endet und im Goodwill, was die Heimbewohnervertretung an Mängeln,
an Wünschen, an Beschwerden hat.
Sie haben heute früh, Frau Stadträtin, auch gemeint,
die Tatsache, dass der Bericht der Heimkommission nicht dem Gemeinderat
vorgelegt würde, sondern nur dem Magistrat und damit Ihnen selbst, wäre mit
datenschutzrechtlichen Erwägungen zu begründen. Niemand von uns hier möchte
wissen, ob die Beschwerdeführer oder die Beschwerdeführerinnen Lieschen Müller
oder Maxi Mayer heißen. Also ich kann Ihnen ganz bestimmt versichern, der
Datenschutz wird hier herinnen kein Thema sein. Was aber Thema ist: Dass wir
wissen müssen, welche Kritikpunkte, welche Probleme, welche Themen, welche
Beschwerden herangetragen werden, welchen Veränderungsbedarf es gibt. Ich
möchte Sie daher noch einmal sehr eindringlich ersuchen, darüber nachzudenken,
diesen Bericht mit der notwendigen Anonymisierung personenbezogener Daten, aber
dann wirklich hier im Gemeinderat vorzulegen.
Die schlimmste Halbherzigkeit des Gesetzes – und da
sage ich denen, die sich damit beschäftigt haben, nichts Neues, wenn ich jetzt
aus grüner Perspektive das anführe – ist der Umstand, dass die Existenz der
Großheime nicht, auf lange Sicht zumindest, Vergangenheit sein soll. Wir
glauben, Frau Stadträtin, dass Sie hier auf halbem Weg stehen bleiben. Lainz
mit 1°000 Bewohnern und Bewohnerinnen ist immer noch zu groß, ist immer noch
ein Großheim, wo man in anderen Städten nur sagt: Habe ich mich verhört? Gibt
es 1 000 in einem Heim? Dann muss man sagen, bei uns gibt es mehr als 2 000.
Das sind schiere Zahlen, die in keinem Fall etwas zu tun haben mit
wohnortnaher, menschenorientierter, familiärstrukturierter Betreuung.
Frau Stadträtin! Bleiben Sie nicht auf halbem Weg
stehen. Ich sehe Ihre Nöte und ich sehe Ihren Druck zu pragmatischen Lösungen,
aber wenn Sie innerhalb von 10 Jahren wissen, wo Sie hinwollen, dann werden
Sie, wenn die gesammelte SPÖ-Regierungsmannschaft dahintersteht und der
Bürgermeister allen voran, sagen, wir wollen uns nicht mehr genieren müssen für
ein Großheim in Wien, dann wird es Ihnen auch gelingen, auch Lainz, auch Baumgarten
auf die Größe von 350 Bewohnern und Bewohnerinnen herunterzufahren. Wenn
Lainz am Ende des Tages Vergangenheit ist, weil wir bessere, wohnlichere,
verträglichere Alternativen haben, wird der grüne Applaus am größten sein.
Jetzt werden Sie sich vielleicht fragen, warum wir
zustimmen, obwohl diese Möglichkeit vom Gesetz nicht verschlossen ist. Wir
stimmen dem Gesetz zu, weil das Gesetz es möglich machen würde, Lainz auf diese
geringste Größe herunterzufahren. Niemand hindert Sie, Frau Stadträtin, hier
klüger zu werden. Das Gesetz eröffnet Ihnen die Möglichkeit, in Lainz zu sagen,
das sperren wir zu, oder hier werden wir nur mehr 350 Bewohner und
Bewohnerinnen unterbringen. Hätte das Gesetz das verhindert, wäre unser
erbitterter Widerstand sicher gewesen.
Das Gesetz
zwingt Sie nicht dazu – das wäre uns lieber gewesen, wenn Sie dazu gezwungen
würden –, aber in der Abwägung zwischen halb voll und halb leer sagen wir, Sie
haben da noch eine Chance. Tun Sie das, tun Sie es in der Zeit. Der Weg, den
Sie mit dem Gesetz einschlagen, gibt es eigentlich vor, dass das eine zwingende
Lösung sein muss. Denn, Frau Stadträtin, es kann doch nicht Ihr Interesse sein,
dass man am Ende des Tages sagt, es gibt wunderbare hübsche, kleine,
wohnortnahe, familiäre Einrichtungen mit Ein- und Zweibettzimmern, und da
hinten am Wienerwald gibt es die Burg mit 1 000 Betten und Vierbettzimmern. Das
wäre ein Zweiklassenmilieu. Ich schaue jetzt die Kollegin Matzka-Dojder an und
sage nicht mehr Zweiklassenpflege, denn dort muss ja nicht schlecht gepflegt
sein, aber auch ein Zweiklassenmilieu wäre entsetzlich, denn wer sagt denn,
dass die einen dort hin müssen und die anderen da hin? Ich glaube, wenn Sie
selber Ihre eigenen Ziele im Gesetz ernst nehmen, dann können Sie nur zu dem
Schluss kommen: Auch die alte Bausubstanz soll uns nicht zu falschen
Entscheidungen zwingen.
Herr Blind, können Sie nicht Ihre Probleme ein
bisserl leiser erörtern? Das irritiert mich. (Abg Kurth-Bodo Blind: Was wir
da reden, ist immer noch besser, als Ihnen zuzuhören!) Ja gut, Herr Blind,
dann tut es mir Leid, dass es Ihnen nicht gefällt, aber Sie bringen mich so
draus, weil Sie so schreien. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Herr
Blind, Sie müssen mich jetzt nicht diffamieren. Ich rede über etwas, was
vielleicht auch mal für Sie als Person eines Tages wichtig ist. Also hören Sie
mir bitte zu. (Abg Kurth-Bodo Blind: Ich höre Ihnen nicht zu! Überhaupt wenn
Sie so unfreundlich sind!) Wissen Sie, Herr Blind, Unfreundlichkeit fällt
auf Sie selbst zurück. Sie müssen es jetzt nicht heraushängen lassen, wie tief
Sie sein können. – So. (Zwischenbemerkung
von amtsf StRin Mag Renate Brauner.) Ja, es gibt solche und solche. Was
soll man machen?
Was uns weiterhin fehlt: Sie haben bislang keinen
Finanzierungsplan vorgelegt, der für uns schlüssig ist. Das macht uns Sorgen.
Vielleicht macht es dem Bürgermeister keine Sorgen. Es fehlt uns, um es
tatsächlich jetzt schon absehen zu können, wie Sie Ihre Vorhaben finanzieren
wollen, ein plausibles Konzept.
Warum wir trotzdem zustimmen, ist weil das Gesetz als
solches das noch nicht enthalten muss, aber glauben Sie nicht, dass wir Sie aus
der Pflicht entlassen werden, dieses Finanzierungskonzept hier vorzulegen, hier
plausibel zu machen und dann auch in konkrete Zahlen umzugießen, in Bezahlung
von Projekten.
Und dass es hier nicht um
Kleingeld geht, ist klar. Der Krankenanstaltenverbund hat in seiner
Stellungnahme allein den Finanzbedarf für den Umbau von 2 500 Betten
mit 162 Millionen EUR beziffert. Also da wird der Herr Bürgermeister tief
in die Tasche greifen
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