Landtag,
25. Sitzung vom 25.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 72
Im Parlament wurde bei der Verabschiedung des Heimaufenthaltsgesetzes ein Entschließungsantrag aller vier Fraktionen eingebracht, der den Inhalt gehabt hat, dass man dieses Heimaufenthaltsgesetz in der Praxis beobachten und dem Nationalrat bis Ende 2006 einen Bericht über die Erfahrungen mit den Anwendungen des Heimaufenthaltsgesetzes geben soll. So ein Bericht wäre nach einer gewissen Zeit auch für das Wiener Wohn- und Pflegeheimgesetz wünschenswert. Ich denke mir aber, da wir ja noch über den Geriatrieplan reden müssen und diesen auch noch erarbeiten müssen, wird es auch da die Möglichkeit geben, sehr vieles einzubringen.
Das Wiener Wohn- und Pflegeheimgesetz beinhaltet
einen Kündigungsschutz. Egal aus welchen Gründen es zu einer Kündigung eines
Bewohners oder einer Bewohnerin kommen könnte, muss sichergestellt sein, dass
die Kündigung erst vollzogen wird, wenn eine Ersatzwohnung für den Bewohner
gesichert ist. Es darf und wird auch durch dieses Wiener Wohn- und
Pflegeheimgesetz nicht mehr dazu kommen, dass Bewohner gewissermaßen das Bett
auf die Straße gestellt bekommen.
Auch eine wesentliche Veränderung gibt es nach dem
Tod eines Bewohners oder einer Bewohnerin, wo früher die persönlichen
Utensilien in der Regel in wenigen Stunden oder binnen Stunden einfach in Säcke
verpackt und dann ins Depot gestellt wurden. Jetzt wird es den Angehörigen
möglich sein, auch mit diesen Dingen pietätvoll umzugehen. Trotzdem glaube ich,
dass wir noch sehr viel Arbeit vor uns haben – Geriatriezentrum Am Wienerwald,
Geriatriezentrum Baumgarten. Und da bin ich jetzt bei dem, warum es zu einer
Auseinandersetzung zwischen der Frau Abg Dr Pilz und dem Herrn Abg Kurth-Bodo
Blind gekommen ist. Es war sicher nicht richtig, dass der Herr Abg Blind
gemeint hat, er hat hier schon gesprochen. Das stimmt schon, dass er hier schon
über Pflegeheime gesprochen hat, als Sie noch klein wie eine Micky Maus waren,
aber Ihr Zwischenruf, dass das jetzt beweist, wie tief er sein kann, war meiner
Ansicht nach auch nicht in Ordnung.
Warum ist es überhaupt dazu gekommen? Weil ich Ihren
Ausführungen emotionell einfach nicht mehr folgen konnte und eben in meiner
Verzweiflung nach hinten gegangen bin und gesagt habe, ja, was stellt sich denn
die Frau Abgeordnete vor, was soll denn die Stadt mit den Bewohnerinnen und
Bewohnern vom Geriatriezentrum Am Wienerwald machen?
Ich gebe Ihnen völlig Recht, nur bis vor kurzem sind
dort 3 000 Bewohnerinnen und Bewohner gewesen, jetzt sind es 2 200.
Ich weiß, dass das zu viel ist, das ist keine Frage. Aber innerhalb von
10 Jahren auf 350 kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, weil ich nicht
weiß – wir sind ja alle miteinander nicht der liebe Gott -, wann diese Menschen
dorthin abberufen werden, wo wir alle hingehen müssen. Das war der Grund, dass
ich mir gedacht habe: Wir können Ihnen das nicht vermitteln, aus welchen
Gründen immer. Man konnte es Ihrer Vorgängerin, der Alessandra Kunz, nicht
vermitteln, dass das nicht auf Knopfdruck geht. Daher bin ich in meiner
Verzweiflung nach hinten gegangen und habe gesagt, ich halte das nicht mehr
aus, weil was tun wir? Deshalb ist es zu dieser meiner Ansicht nach sehr
unnötigen gegenseitigen Verletzung gekommen.
Ich glaube der Frau Stadträtin, die gesagt hat:
„1 000 Bewohnerinnen und Bewohner innerhalb von 10 Jahren.“ Vor einiger
Zeit hat sie gesagt: „Vielleicht schaffen wir 500.“ Ich glaube das sogar und
zwar aus dem einfachen Grund, weil ich glaube, dass es viele private
Initiativen geben wird. Daher wird es möglich sein, die Bewohnerinnen und
Bewohner aus den Geriatriezentren Lainz oder Baumgarten in anderen Einrichtungen
unterzubringen. Aber vor dem ich furchtbare Angst habe, ist quasi der Druck,
der ja auch auf den Bewohnerinnen und Bewohnern ist. Wir hören das ja immer,
wenn wir hinkommen. Die Bewohner sagen: Was ist jetzt? Was passiert jetzt? Ich
bin - ich weiß nicht – die Nummer 2 219, wo gibt es für mich eine
andere Möglichkeit? Und hier, denke ich, wäre es doch sinnvoll gewesen, diese
Pflegemilliarde, die wir verlangt haben, jährlich... (Abg Godwin Schuster:
Na ja!)
Ich weiß schon, Herr Abg Schuster, dass das
wahnsinnig ist, nur ich denke, es ist höchst an der Zeit, dass wir uns hier
gemeinsam – das habe ich schon in der Budgetdebatte gesagt - alternative
Finanzierungsmodelle überlegen, wie wir in den nächsten Jahren so viel Geld als
nur möglich - und ich bleibe bei der Pflegemilliarde - in den Pflegebereich
investieren, weil es ja nicht besser wird.
Es gibt alleine, wenn ich mir das so vorstelle, in
6 Jahren 800 000 pflegebedürftige Personen in Wien.
800 000! Das ist in 6 Jahren! Also ich denke, wir müssen
wahrscheinlich vieles, was wir jetzt finanzieren - vielleicht muss man davon
einiges zurückstellen und wie gesagt, sich mit Ökonomen zusammensetzen und
verschiedene Modelle der Finanzierung ausarbeiten, auch zum Beispiel das
betreute Wohnen oder wohnortnahes Wohnen oder das Modell, das die Frau StRin
Brauner mit dem Herrn StR Schicker für das Geriatriezentrum Am Wienerwald
vorgestellt hat.
Also wenn ich mir vorstelle, wenn das gelingt, dass
wir das wirklich in absehbarer Zeit haben - ich bin jetzt 57, keine Ahnung,
wann ich abberufen werde -, aber das würde ich gerne erleben! In diesem Areal
gemischte Wohnformen, wo es junge Familien mit Kindern und pflegebedürftige
Menschen gibt und einfach eine Infrastruktur, wo Leben herrschen wird und es
nicht mehr so ist, wie es jetzt ist, dass es, wenn man dort durchgeht,
wahnsinnig still ist. Das würde ich einfach wirklich gerne erleben! Es macht
mich zum Beispiel jedes Mal betroffen, wenn ich da draußen bin, dass man die
Vögel hört, aber eigentlich kein Lachen oder kein Leben. Daher: Dieses Modell
würde ich dort gerne erleben und das wäre einfach wirklich etwas Schönes.
Die Baustruktur in den beiden
Einrichtungen. Ich konzentriere mich auf Baumgarten und den Wienerwald, weil
dort einfach noch am meisten zu machen ist, Liesing und so weiter, es ist
überall zu machen. Im Wiener Pflegeheimgesetz ist festgeschrieben, dass es
maximal Einbettzimmer geben wird. Da hoffe ich, dass es so sein
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