Landtag,
25. Sitzung vom 25.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 72
wird, dass es Zweibettzimmer und wenige
Vierbettzimmer geben wird.
Der Herr Abg Mag Kowarik sagt, er ist mehr für
Vierbettzimmer. Also ich möchte mit diesem Beispiel nur zeigen, dass jeder ein
bissel andere Bedürfnisse hat. Ich kann mir das nicht vorstellen, ich möchte in
einem Einbettzimmer sein, wenn ich schon nicht die Gnade habe, vorher abberufen
zu werden. Sollte ich pflegebedürftig werden, würde ich gerne in einem
Einbettzimmer sein. Aber dass es einfach diese Palette gibt, das ist mir ganz
wichtig, wobei der Hauptschwerpunkt all unserer Überlegungen wohnortnah, zu
Hause sein sollte. Das wäre am schönsten. Vielleicht habe ich viele Illusionen
verloren, das weiß ich nicht, nur wir sind in Wien und jede zweite Ehe ist
geschieden, jeder fünfte Haushalt ist ein Singlehaushalt. Also die Betreuung zu
Hause, so wünschenswert sie ist, wird nur mit fremder Unterstützung möglich
sein. Da liegt wirklich noch sehr viel Arbeit vor uns, wo ich gar nicht glaube,
dass das alles in absehbarer Zeit zu lösen ist.
Die Umorientierung des Kuratoriums Wiener
Pensionistenwohnhäuser. Auch da bin ich nicht Ihrer Meinung. Ich finde, es ist
gut, dass es dort Pflegeeinrichtungen gibt. Ich bin froh, dass Bewohner der
“Häuser zum Leben“ in dieser Einrichtung, wenn sie das Pech haben,
pflegebedürftig zu werden, dort auch gepflegt werden können. Aber ich denke
mir, die “Häuser zum Leben“ sollten einfach eine Alternative für die Menschen
sein, die nicht mehr, ich weiß nicht, eine Zweizimmerwohnung oder eine
Dreizimmerwohnung betreuen wollen, weil sie allein sind. Dann sollen sie die
Möglichkeit haben, in die “Häuser zum Leben“ zu gehen und dort zu leben. Das,
glaube ich, was wir uns alle vor Augen führen müssten, ist, sie heißen
“Kuratorium Wiener Wohnhäuser“. Ich glaube, das sollten wir uns in Erinnerung
rufen und dass das Häuser zum Leben sind.
Unsere eigene oder meine eigene Fraktion redet auch
noch immer von Heimen, von Wohnheimen. Die Frau Präsidentin Laska, die das
quasi umgeändert hat, hat damals gesagt: „Jeder, der jetzt weiterhin ’Heim’
sagt, wird 50 Schilling“ - damals - „ins Schweinderl schmeißen und mit dem
können wir dann etwas anfangen.“ (Abg Harry Kopietz: Jetzt sind es
10 EUR geworden!), eben 10 EUR und ich denke mir, da könnte man
auch einiges machen.
Ich denke mir, wir sollten uns auch Tagesstrukturen
überlegen. Wir sollten uns Animatoren überlegen. Wir sollten uns Dinge
überlegen, die wenig kosten oder teilweise gar nichts kosten, einfach
ehrenamtliche Menschen gewinnen, wobei ich glaube, dass auch das Ehrenamtliche
immer schwieriger werden wird. Aber ich denke, all diese Dinge sind zu
betrachten und zu beachten.
Das Image des Pflegeberufs ist zwar sozial anerkannt,
nur für junge Berufseinsteiger oder Berufseinsteigerinnen ist dieses Berufsbild
zu wenig attraktiv. Ich denke mir, wir alle sollten eigentlich eine Botschaft
an die jungen Menschen geben, auch an viele, die jetzt arbeitslos sind oder
wieder einsteigen wollen, dass das eigentlich ein Beruf ist, der lebensfroh,
lebensbejahend und ein unheimlich selbstständiger Beruf ist. Ich glaube, das
sollte man den jungen Menschen und dem einen oder anderen Wiedereinsteiger
sagen.
Die Frau StRin Brauner und die Frau StRin Wehsely
haben gestern und vorgestern auf die Probleme aufmerksam gemacht, dass wir
weitere Mitarbeiter aus den Nachbarländern bekommen. Der Mangel an
Pflegeberufen ist ein europäisches Problem. Trotzdem glaube ich, dass wir hier
auch gemeinsam überlegen sollten, vielleicht sogar über die Grenzen hinweg –
und da gebe ich der Frau Dr Pilz völlig Recht, eine Ausbildung mit Matura -,
dass es eine Pflegewissenschaft ist. Da beginnt ja jetzt etwas, in Graz gibt es
das, ab nächstem Jahr in Wien. Aber vor allem, dass man den Menschen die
Möglichkeit gibt, mit Matura in den Pflegeberuf einzusteigen. Dass man den
Menschen sagt, dass es dafür Karrieremöglichkeiten gibt und es - wenn man sich
zu dem entschließt - ein Beruf ist, wo man wahrscheinlich, sage ich jetzt, nie
von der Arbeitslosigkeit betroffen sein wird, weil wir diese Menschen, die sich
für diesen Beruf entscheiden, immer brauchen werden. Das, glaube ich, sollten
wir alle, wie wir da jetzt sind, den Menschen draußen sagen.
Ich glaube auch, dass wir in der Ausbildung noch
einiges verbessern müssten und zwar geht es mir darum, dass man in der
Ausbildung sehr auf die psychische Belastung aufmerksam macht, wenn man mit
pflegebedürftigen Menschen zu tun hat, egal, ob der jetzt jung oder alt ist.
Auf diese Aussichtslosigkeit, dass ich den jungen oder alten Menschen nicht
mehr aus den Rollstuhl bekomme, glaube ich, muss man in der Ausbildung viel
mehr eingehen. Ich glaube, dass das mit ein Grund ist, warum so viele
Pflegepersonen einfach früher aufhören.
Der 12-Stunden-Dienst ist
sicherlich arg, da gebe ich Ihnen 100-prozentig Recht, aber so wie Sie es
gesagt haben, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wollen deswegen keine
Änderung, weil sie da teilweise wirklich einfach leichter durchtauchen. Aber
auch hier sollten wir uns einfach mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
zusammensetzen, und zwar die Politik und die Betroffenen, um hier Wege zu
gehen. Ich habe nämlich lange Zeit geglaubt, sie wollen die 12 Stunden
wegen der Bezahlung. Das ist es nicht, sondern sie wollen es einfach haben,
weil sie das Gefühl haben, dann haben sie einfach längere Zeit Ruhe. Da denke
ich, auf das müssen wir hinarbeiten, weil ich glaube, man muss sie in der Ausbildung
vorbereiten und ihnen eine andere Möglichkeit der Auszeit geben. Ich glaube aus
diesem Grund auch, dass in den Pflegeeinrichtungen, ob privat oder von der
Stadt, viel mehr Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sein sollten und ich
hoffe inständig, dass die Zivildienerkommission zu einem gescheiten Ergebnis
kommt, weil mir da angst und bang wird, wenn ich mir vorstelle, dass wir die
Zivildiener nicht mehr hätten. Nämlich nicht nur, dass sie Hilfsdienste machen,
sondern sie sind für die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen ein
ganz wichtiger Kommi... (Abg Dr Sigrid Pilz: Kommunikation!). Danke! Sie
sind ein
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