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Landtag, 25. Sitzung vom 25.11.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 46 von 72

 

unserer Stadt Hilfe und Unterstützung brauchen, auch gut betreut werden.

 

Ich möchte mich noch einmal bei allen bedanken, die intensiv auch in der Geriatriekommission an dem Zustandekommen des Gesetzes und der Verordnung mitgewirkt haben und ich bin zuversichtlich, dass es nur der erste Schritt war. Und da gebe ich Ihnen vollkommen Recht, Frau Dr Pilz, das Glas ist halbvoll und es wird Tag für Tag - wie Sie gesehen haben, nur mehr 1 810 Betten - um ein bisschen voller. Ich bin zuversichtlich, dass wir ein volles Glas auch in sehr naher Zukunft erreichen werden. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Präsidentin Erika Stubenvoll: Nächste Rednerin ist die Frau Abg Cordon. Ich erteile ihr das Wort.

 

Abg Waltraud Cécile Cordon (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich beginne jetzt einmal mit der Situation und der Zukunft.

 

Wie ich in einem Bulletin der Ärztekammer gelesen habe, leben 22 Prozent aller ÖsterreicherInnen über 75 in Wien, 250 000 über 65-Jährige leben ebenfalls in Wien - das sind 16 Prozent aller WienerInnen – und, wie die Frau StRin Landauer gesagt, in 6 Jahren sind 800 000 pflegebedürftig.

 

Das hoffe ich ja doch, nicht wirklich pflegebedürftig, das wäre erschreckend, weil dann würde wirklich sämtliches Budget in die Pflege hineingehen, und ich glaube, das kann nicht die Zukunft sein.

 

Aber die Risken dieser Bevölkerungsgruppe sind doch durchaus große. Es ist Arteriosklerose, Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinsuffizienz, Diabetes und Übergewicht, und je älter wir werden, desto mehr Demenzfälle gibt es. Und dagegen sollte etwas getan werden. Das ist die eine Gruppe.

 

Die andere Gruppe, über die ich bis jetzt nichts gehört habe in punkto Pflege und die auch im Gesetz nicht wirklich angesprochen wird, das ist die Situation der älteren Migrantinnen und Migranten. Die haben noch ein höheres Risiko, im Alter durch Herz- und Kreislauferkrankungen, Blutdruck und hohe Triglyzeridwerte zu erkranken und pflegebedürftig zu werden, und ebenso ein höheres Risiko, lebensstilassoziierte Tumore zu bekommen. Die Wohn- und Pflegesituation der Migrantinnen und Migranten ist auch ein Problem. Es ist ein Problem der oft kleinen Wohnungen und ein Problem der nicht so gut ausgestatteten Wohnungen. Hier habe ich leider keinen Lösungsansatz gefunden, der wahrscheinlich zuerst einmal mit dem Wiener Sozialhilfegesetz abgestimmt werden muss beziehungsweise sind hier mehrere Bereiche gefordert. Auch hier Vorsorge zu treffen, wäre wirklich wichtig. Ich habe auch im Pflegeheimgesetz nichts gelesen über multikulturelle Möglichkeiten einer Betreuung. Also es ist hier überhaupt nicht gedacht in diese Richtung.

 

Eine weitere Gruppe, die ebenfalls gefährdet ist, nämlich eine 6 Jahre kürzere Lebenserwartung beziehungsweise eine lebenswerte Erwartung zu haben, sind Menschen der niedrigsten Einkommens- und Bildungsschicht. Auch diese Bevölkerungsschicht ist in Wien laut Ärztekammer überdurchschnittlich präsent. Hier hätte ich mir gewünscht – nicht im Pflegeheimgesetz, aber da hätte es auch nicht schaden können – ein Bildungskonzept, das ganz, ganz wichtig ist, um diese Entwicklung in erhöhte Demenzerkrankungen aufzufangen. Hier fehlen ebenfalls Konzepte und die Finanzierung. Ich sehe da keine wirklichen Reformen. Die Menschen werden immer älter, wie wir auch schon gehört haben, sie werden auch nicht immer allein sein, nicht immer einsam sein, aber es werden viele einsamer sein. Es sind 52 Prozent der Frauen über 60 bereits Single.

 

Wie sieht die Situation aus? Wie wir heute schon öfter gehört haben, bemüht man sich in Lainz, freiwillig, mehr oder weniger, auf 1 000 Betten abzusiedeln, 1 000 Betten zusätzlich für hinzukommende Pflegefälle zu schaffen, denn es kann ja nicht stagnieren, leider nicht, sondern es kommen ja wieder neue dazu. Was ist geplant? So wie ich es verstanden habe, sollen Grundstücke und Gebäude veräußert werden, nehme ich an, sollen von privaten Betreibern umgebaut werden, es soll ein neues Viertel errichtet werden. Es ist natürlich nicht genug Geld von Seiten der Stadt für Neu- und Umbauten vorhanden, jedenfalls habe ich das so verstanden. Bei der Pflegemilliarde weiß ich jetzt eigentlich immer noch nicht, ob das Schilling sind oder Euro. (Abg Marianne Klicka, vom Berichterstatterplatz aus: Euro!) Gut, Euro, super, danke, umso schwieriger wird es sein damit. Wobei hier bei den Umbauten ja noch immer nicht an genügend Personal gedacht ist. Denn das ist ein Problem, genügend Personal. Und ich rede noch nicht von gut geschultem, gut bezahltem und im neuen Pflegekonzept geschultem Personal, was ebenfalls eine Forderung war in individuellen Pflegekonzepten – all das, was wir uns in den Workshops der Geriatriekommission ziemlich einstimmig gewünscht haben.

 

Ich habe Frau Piroschka gefragt, wie es ihr geht in ihrer Schwerpunktstation, und sie sagt, Gott sei Dank ist sie nicht 100-prozentig ausgelastet, ihr fehlt das speziell geschulte Personal. Also da ist wohl auch sehr viel zu tun.

 

Aber zu Lainz möchte ich doch noch einmal dazusagen: Ich bin ja auch etwas gespalten, wenn von einer totalen Absiedelung die Rede ist. Ich könnte mir vorstellen, dort sehr wohl spezielle Therapieformen einzurichten, nämlich solche, die dort Platz haben, eben Gartentherapie, die sich besonders bei demenzerkrankten Menschen sehr bewährt hat, Tiertherapie, da wäre auch Platz, eben gemischt mit dem, was ohnedies schon vorgeschlagen wurde.

 

Die Alternative, höre ich immer wieder, ist, solange wie möglich zu Hause zu leben. Das wäre sehr schön. Nur, auch da gibt es das Problem des Pflegepersonals, es gibt das Problem der Finanzierung und es gibt das Problem der Vereinsamung, es gibt das Problem der Unsicherheit, der Depression, der Ängste, der Sicherheitsprobleme und der Bildungsmöglichkeiten.

 

Ich habe mit der Leiterin einer Sozialeinrichtung

 

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