Landtag,
25. Sitzung vom 25.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 72
der 90er Jahre im Wiener Gemeinderat beschlossene so
genannte 1 000-Hektar-Programm im damals festgelegten Ausmaß raschest zu
realisieren. (Beifall bei der ÖVP.)
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung dieses Antrags.“
Mir ist die Bedeutung des Restgrüns in Wiens ganz
dicht verbauten Gebieten schon klar. Aber, Frau Stadträtin, wenn es auch Ihnen
ein Anliegen ist, dann bitte fördern Sie doch endlich die Innenhofbegrünung
stärker und ersparen Sie uns solche Berichte, wie man sie auf Seite 34 des
Umweltberichts findet.
Wir hätten in diesem Umweltbericht auch viel lieber
fachlich fundierte Textstellen zum Thema "Miniermotte" oder
"Amselsterben" gelesen. Zum Ersten, zur Miniermotte, findet sich ein
Satz, das Zweite verschweigen Sie total. Das ist angesichts der
umweltpolitischen Bedeutung dieses Themas eine unerklärliche Auslassung, aber
ein Beispiel dafür, wie die Umweltpolitik in dieser Stadt, die vor
Umweltgefahren ganz einfach die Augen verschließt, aber viel lieber mit Brot
und Spielen und PR-Berichten von Ihren Versäumnissen abzulenken versucht,
diesen Umweltbericht gestaltet, wie die Umwelt eigentlich funktioniert.
Frau Stadträtin, ganz besonders negativ ist uns das
Fehlen eines Kapitels über die Wiener Landwirtschaft aufgefallen, das Fehlen
eines Bestandteils, der im letzten Bericht noch vorhanden war. (Abg Dr Matthias Tschirf: Ein Skandal! Das
ist wirklich ein Skandal!) Da machen Sie, Frau Stadträtin, was ich durchaus
positiv sehe, obwohl Sie ganz nass geworden sind, ein Fest für die Wiener
Landwirtschaft, was positiv ist, aber die Funktion der Wiener Landwirtschaft
wird nicht erwähnt. (Beifall bei der ÖVP.)
Das passt sicher nicht zusammen. Das passt eher zu der
Flächenwidmungspolitik von StR Schicker, der in letzter Zeit auf eine kalte
Enteignung der Bauern abgezielt hat. Bestätigt wird diese, unsere Vermutung
dadurch, dass diese Flächenwidmungspolitik in dem vorliegenden Umweltbericht
ausdrücklich gutgeheißen wird.
Gehen wir zum Wasserbaukapitel. Ich glaube, seit
mehreren Umweltberichten feiern wir schon die Liesingbach-Renaturierung. Dieses
Projekt ist sicher gut, aber es war nur ein Teilprojekt einer weitgehenden
Renaturierung von Wiens Gewässern. Uns fehlt noch immer der Wienfluss. Uns
fehlt noch immer der Donaukanal. Doch von den über den Liesingbach
hinausgehenden Projekten, die für Wien noch viel mehr Bedeutung hätten, weil
sie den dichtverbauten Gebieten zusätzliche Erholungsräume schaffen würden, ist
überhaupt nicht mehr die Rede. (Beifall bei der ÖVP.)
Wo vor allem angesetzt werden müsste, ist die
Energiepolitik dieser Stadt. Hier beschränkt sich der gesamte Umweltbericht nur
auf Jubelmeldungen, doch von echten Maßnahmen für eine Verbesserung der Luftsituation,
wie die von uns vorgeschlagene Heizkesseltauschaktion, steht nichts.
Zum Thema Alternativenergie: Ihre Vorgängerin hat zu
Beginn ihrer Amtszeit ganz groß eine Förderaktion für die Solarenergie
angekündigt, um den Rückstand Wiens bei dieser Technologieanwendung
auszugleichen. Sie hat uns ein ganz neues solares Zeitalter für Wien
versprochen. Viel Geld aus der EU wurde angekündigt. Doch was ist von dieser
Aktion geblieben? Nicht einmal eine Erwähnung im Umweltbericht. Ich glaube, wir
brauchen nicht weiter darüber zu recherchieren, was aus diesem Vorhaben
geworden ist.
Die energiepolitischen Hoppalas der ehemaligen
Stadträtin spiegeln sich an einer anderen Stelle wider. Im "Standard"
vom 17.10.2002 war eine große Überschrift: „Die Wiener Umweltstadträtin will Öl
statt Biomasse." Der Hintergrund hiefür, Kossina sprach sich in einer
Pressekonferenz gegen die Förderung der Pelletsheizungen aus. Aber hier muss
ich sagen, Frau StRin Sima, Sie haben damals in Ihrer Eigenschaft als
Umweltsprecherin die Stadträtin zurechtgewiesen. Wahrscheinlich haben Sie
gewusst, dass Sie demnächst da sitzen. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Stimmt
es oder stimmt es nicht? Das sind doch Tatsachen. Das können Sie mit Lachen
nicht wegleugnen! (Beifall bei der ÖVP.)
Im jetzigen Bericht steht, dass wir die
Biomasseheizung fördern werden, auch eine Forderung von uns. Das ist ein
positives Zeichen für die Umwelt dieser Stadt. Aber aus dem vorherigen Wirrwarr
in den umweltpolitischen Aussagen der Stadtregierung ist es wiederum als katastrophal
zu bezeichnen.
Dieser Umweltbericht zeigt eindeutig, was Sie in
dieser Stadtregierung an umweltpolitischen Fehlleistungen geliefert haben.
Dieser Umweltbericht ist sicherlich nicht der Stoff, aus dem man Erfolgsstorys
schreibt. So ist dieser Bericht auch das Eingeständnis einer stagnierenden,
verschlafenen, unkoordinierten und unnachhaltigen Umweltpolitik in dieser
Stadt, die wir ablehnen. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt die Frau Abg Reinberger.
Abg Brigitte Reinberger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Präsident! Frau Stadträtin! Meine Damen und
Herren!
Ich werde es kurz machen.
Kollege Klucsarits, du hast gesagt, was da alles
vermisst wird. Vielleicht ist das Geheimnis des Berichts das, was nicht drinnen
steht, weil ich sage immer, das ist ein sehr sich selbst lobender Bericht,
nämlich die Tätigkeit lobende intensive Eigenwerbung. Also ich gehe davon aus,
was nicht drinnen steht, geschieht auch nicht in der Stadt. Denn alles, was
positiv geschieht, wird ohnehin sehr farbig und sehr breit dargestellt. Er ist
sehr bunt, das habe ich schon vor zwei Jahren gesagt. Er ist sehr umfangreich.
Es ist natürlich, das muss ich schon zugestehen, sehr
viel Arbeit, das alles zusammenzutragen. Daher natürlich schon auch der Dank an
die Magistratsdienststellen, insbesondere die MA 22 für das, was sie in
der Stadt alles tun, und auch die Darstellung in den diversen Berichten, die
gemacht werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Wie gesagt, er enthält viele
Fakten, viele Absichten und manches bleibt eben ausgespart. Ich möchte nur
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