Landtag,
30. Sitzung vom 23.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 64
wollen. Sie haben damals im März, als das Konzept vor-gestellt worden ist, gesagt, man wird sich verstärkt einer privaten Finanzierung zuwenden. Es ist zu befürchten, dass es, wenn es nicht dazu kommt, eine Reihe von anderen Erhöhungen geben wird, um dieses Spital zu finanzieren. Ich frage Sie daher, wie diese private Finanzierung aussieht.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Zum einen lege ich schon sehr großen Wert auf den
Unterschied zwischen vielen Belastungen, die es seitens des Bundes gegeben hat,
und ich lege großen Wert auf den Unterschied, wie die Erhöhung des
Spitalskostenbeitrages ursprünglich vorgesehen war, nämlich generell für alle,
und der Lösung, die wir jetzt gefunden haben, eine Lösung, zu der wir stehen
können, weil sie unserer sozialen Verantwortung entspricht. Sie entspricht
sowohl unserer Verantwortung für die Finanzierung des Gesundheitswesens als
auch unserer sozialen Verantwortung, weil es ein sozial gestaffelter Beitrag
ist. Im Gegensatz zu allen anderen – angefangen von der Ambulanzgebühr bis zu
all den anderen zahlreichen Belastungen, die es jetzt seitens des Bundes im
Gesundheitswesens gibt – haben wir hier eine soziale Staffelung. Ich denke,
dass das ein riesiger qualitativer Unterschied ist, ob ich sage, diejenigen,
die es sich leisten können, sollen einen Beitrag zahlen, aber diejenigen, die
es sich nicht leisten können oder die chronisch krank und ohnehin stark
belastet sind, die eine Rezeptgebühr ganz besonders trifft, diejenigen sind
ausgenommen. – Das ist das eine.
Das Zweite, die Finanzierung von Wien Nord, haben Sie
ganz richtig formuliert. Bei Wien Nord werden wir neue Wege der Finanzierung
gehen, für die es ja schon gewisse Beispiele gibt, nämlich die Zusammenarbeit
mit Privaten, die Kooperation mit Privaten und völlig neue Finanzierungsformen.
Die gibt es in kleinen Bereichen schon. Ich darf an den Umbau der
Rudolfstiftung erinnern und an die neuen Wege, die hier auch mit der Errichtung
der Tiefgarage gegangen wurden. Da hat es ja schon solche PPP-Modelle gegeben
hat. Diese Größenordnung, dass wir ein ganzes Spital mit dieser neuen
Finanzierungsform errichten, hat es zugegebenermaßen noch nicht gegeben, aber
ich bin ja dafür, dass ich, mit allen gemeinsam, hier neue Schritte gehe, und
ich bin auch dafür bekannt, dass ich für innovative Modelle sehr, sehr offen
bin und sehr bereit bin, hier die entsprechenden Schritte einzuleiten.
Das tun wir gerade, aber das dauert seine Zeit – das
sage ich auch in aller Offenheit, falls mich der Nächste fragt, wieso denn das
noch nicht steht –, weil wir hier natürlich auch ausschreibungsmäßig,
finanzierungsmäßig völlig korrekt vorgehen wollen. Weil das eine neue Form der
Finanzierung ist, sind wir gerade dabei, auch alle vergaberechtlichen Rahmenbedingungen
zu prüfen, damit hier 100-prozentig alles passt. Neue, innovative Modelle
brauchen auch Rahmenbedingungen, aber sie müssen auch den alten Gesetzen
entsprechen, und das ist nicht immer ganz einfach. Wir sind gerade dabei, das
zu prüfen. Aber es bleibt dabei, dass Wien Nord durch ein PPP-Modell, durch
eine neue Form der Zusammenarbeit mit Privaten finanziert wird und keinesfalls
durch irgendwelche Erhöhungen im Spitalswesen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön. – Die 2. Zusatzfrage: Frau
Mag Ramskogler.
Abg Mag Sonja Ramskogler
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Sie haben davon gesprochen,
dass das Gesundheitssystem eben auf Grund der Forschung ein qualitativ
hochwertiges und leistungsorientiertes ist, das für die Menschen da ist. Die
Demographie zeigt uns, dass die Menschen älter werden, die Lebensqualität ist
eine höhere, was auch unserer Spitzenmedizin, wie wir sie in Wien haben, zu
verdanken ist. Dass das natürlich etwas kostet, ist ein Faktum. Dies hat ja
auch die blau-, nein, orange-schwarze Bundesregierung bereits erkannt und somit
durchaus Erhöhungen bei den Spitalskosten eben im Bereich der Krankenkassen,
aber auch bei den Selbstbehalten, den Rezeptgebühren und Sonstigem, wie Sie es
schon genannt haben, eingeführt.
Nun denke ich mir, dass der
große Unterschied, wie Sie ihn auch schon angedeutet haben, jener ist, dass es
uns, der sozialdemokratischen Fraktion, besonders wichtig ist, dass hier
soziale Unterschiede gesehen und nicht ignoriert werden. Sie haben davon
gesprochen, dass es soziale Staffelungen bei der Spitalskostenerhöhung gibt.
Nun frage ich Sie: Wie wird diese soziale Staffelung für Wien ausschauen?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Sie haben die Selbstbehalte erwähnt, und ich denke,
Selbstbehalte sind der unsozialste Weg, Patientinnen und Patienten zu belasten,
weil das alle gleich trifft, egal, wie viel sie verdienen, wie viel Einkommen
sie haben, wie viel Pension sie haben, beziehungsweise trifft es diejenigen,
die besonders krank sind, ganz besonders. Das ist ein Weg, den wir nicht gehen,
sondern wir gehen den Weg der sozialen Staffelung. Wir haben zwei sozusagen
Ausnahmekriterien, die diese Erhöhung des Spitalskostenbeitrages sozial
abfedern, verträglich machen und so machen, dass wir wirklich auch innersten
Herzens zu dieser Regelung stehen können.
Es ist eine Reihe von Versicherten
überhaupt von diesem Spitalskostenbeitrag befreit, zum Beispiel Pensionisten,
die eine Ausgleichszulage haben, chronisch Kranke – ich habe es vorhin schon
erwähnt – AIDS-Kranke, Tbc-Kranke, alle, die Organspender sind, Patienten, die
eine soziale Schutzbedürftigkeit haben, Patienten, die zum Beispiel im
Zusammenhang mit der Mutterschaft eine Leistung in Anspruch nehmen. Patienten,
die – und das ist mir jetzt das Wichtige – eine soziale Schutzbedürftigkeit
haben, bekommen jetzt eben seitens der Stadt Wien eine zusätzliche Staffelung,
eine zusätzliche Abfederung, damit diese Erhöhung nicht die trifft, die ohnehin
schon wenig Geld haben und ohnehin schon von vielen Maßnahmen, die seitens der
Bundesregierung gesetzt werden, belastet sind. Für all jene, die ein geringes
Einkommen haben, die den Sozialpass bei uns in
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