Landtag,
30. Sitzung vom 23.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 64
Wasserkraft, die sich mit der Verbundgesellschaft ergibt, für sich zu gewinnen. Und dann liegt es auf der Hand, dass dann, so wie seinerzeit gemäß den Verträgen mit EON, die ja schon vorgelegen sind, ein Teil der Wasserkraft woanders hingeht und nicht in Österreich erhalten bleibt. Dass das in der gegenwärtigen Situation zumindest dazu führen muss, dass der Ausgleich nur über Atomstrom und Steigerung der Atomstromimporte geschehen kann, liegt auf der Hand. – Also von Ideologie kann da überhaupt nicht die Rede sein.
Das Zweite ist die Frage der kartellrechtlichen
Probleme. Auch da kann ich wiederum jetzt an die zweite Pressekonferenz des
Bundeskanzlers erinnern, bei der er ausdrücklich gesagt hat... (Abg Dr Wilfried Serles: Ihre Meinung würde
ich gerne hören!) Ich zitiere aus seiner Pressekonferenz, und Sie werden
mir doch nicht unterstellen, Herr Abgeordneter, dass ich dieselbe Ideologie
vertrete wie der Herr Bundeskanzler. Das wäre eine eigentümliche
Interpretation. Ich glaube, da gibt es gewisse Unterschiede. Dennoch hat er
damals gesagt – ich zitiere vom 29. April 2002: Kartellrechtliche
Probleme durch die Kooperation von Verbund und Energieallianz sieht der Kanzler
nicht. (Abg Dr Wilfried Serles: Aber was
ist Ihre Meinung dazu?) Der wirkliche Markt heißt Europa und damit seien
alle Kartellargumente hinfällig. – Wörtliches Zitat des Bundeskanzlers aus dem
Jahr 2002. (Abg Dr Wilfried Serles: Wie
denken Sie darüber?) Also ich denke, ich befinde mich zumindest in diesem
Punkt in einer argumentationsstarken Gemeinschaft mit dem Vertreter der
Bundesregierung.
Ich möchte aber noch etwas anderes dazu sagen. Wenn
Sie den Wiener – den Wiener, gar nicht den österreichischen, gar nicht den
europäischen – Energiemarkt betrachten, dann haben Sie in Wien zumindest acht
Anbieter. Acht Anbieter sind da. Also dass es keinen Wettbewerb gibt, davon
kann überhaupt nicht die Rede sein.
Das Zweite ist die Großindustrie, die natürlich einen
massiven Druck in dieser Frage macht. Ich komme dann dazu. Die vier Millionen
Haushaltskunden sind ja durch die Stromlösung nicht betroffen, sondern
betroffen ist durch die Handelsgesellschaft die Großindustrie. Sie verfügt in
Österreich seit dem Jahr 2001 zu einem erheblichen Teil über
Stromlieferverträge, die in den Preisen um 30 Prozent niedriger sind als
der europäische Energiemarkt. Also zu sagen, das ist sozusagen die
Unterdrückung und Vernichtung des Marktes, davon kann überhaupt nicht die Rede
sein.
Ich habe schon erwähnt, dass die vier Millionen
Haushaltskunden durch die Regelung der Energie Austria nicht betroffen sind.
Ein weiterer Punkt – bleiben wir bei dem Thema: Am
16. September 2004 hat Bundesminister Bartenstein die Bundeskartellbehörde
beauftragt, in Anbetracht der Verdächtigungen, die von verschiedenen Seiten,
auch Industrieseite, ausgesprochen worden sind, dass es hier sozusagen
Preisabsprachen gibt, eine Untersuchung durchzuführen.
Im April 2005, also vor wenigen Wochen, ist der zweite
Zwischenbericht der Bundeswettbewerbsbehörde vorgelegt worden, aus dem sich,
wie mir die Information vorliegt, kein Hinweis auf wettbewerbswidrige
Preisabsprachen ergibt.
Ein
weiterer Punkt: Die Netzpreise unterliegen ja der vollen Kontrolle von E-Control,
und ich gebe zu bedenken, dass österreichweit die Tarifsenkungen, die hier
bewirkt worden sind, 500 Millionen EUR ausmachen. Also auf der einen
Seite sind die Netzpreise kontrolliert wie bei einer Preisregelung, auf der
anderen Seite unterliegen wir bei den Energiepreisen dem internationalen
Wettbewerb, und ein erheblicher Teil wird ja von der Börse und muss von der
Börse zugekauft werden. Das könnten wir nur verhindern, wenn wir die Energie
Austria hätten, dann würde die Eigendeckung gegeben sein.
Und letzter Punkt: Heute im Landtag wird ja, Herr Abgeordneter,
ich darf Sie daran erinnern, die Novelle zum Wiener ElWOG behandelt, wo die
gesetzlichen Grundlagen für das “Unbundling“ geschaffen werden, also für die
Trennung des Netzbetriebes von der Herstellung und vom Handel; also alle
Voraussetzungen dafür geschaffen werden, die auch von der internationalen
Regelung gegeben sind, sodass dann ein voller Wettbewerb nach europäischem
Standard gewährleistet ist.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön.
Die 3. Zusatzfrage hat Herr Abg Mag Chorherr.
Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Nur ein kurzes Statement zur Einordnung: Es gibt auch
noch andere Ziele als nur billige Strompreise. Wenn das einzige Ziel billige
Strompreise wäre und sonst nichts, dann importieren wir Atomstrom, was tun wir
uns an, was bauen wir ein Biomassekraftwerk, dann ist das ohnehin egal. Also
ich glaube, die Einbettung von Energiepolitik in gesellschaftliche, in
ökologische Fragen spielt auch eine, glaube ich, relativ relevante Rolle neben
der Frage der Energiepreise. Und wenn ich mir anschaue, welche starken Akteure,
Atomstromakteure, aber auch demokratiepolitisch nicht unglaublich sensible
Akteure - es geht ja nicht nur um Atomstrom - in Europa tätig sind, wie groß
und wie stark die sind, welche flüssigen Mittel die zum Einkaufen haben, da
blast es die österreichische Energiewirtschaft in ihrer Gesamtheit weg. Darum,
glaube ich, macht es durchaus Sinn, hier zu Kooperationen zu kommen.
Meine Frage geht auf ein anderes strompolitisches
Thema, das wir vor einem halben Jahr relativ intensiv diskutiert haben, Herr
Landeshauptmann-Stellvertreter, das ist die Frage der Einspeisregelungen der
Ökoenergie, des Ökostroms. Da haben wir ja momentan eine Situation, so einen
fast rechtsfreien Zustand. Die gesamten Investitionen sind völlig
zusammengebrochen. Es wird nichts mehr gebaut. Wir hatten einen unglaublichen
Boom, nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass vor einigen Tagen eine weltweite
Studie Aufsehen erregt hat, dass der gesamte Energieverbrauch über Windkraft gedeckt
werden kann. Ich teile diese These nicht, muss ich dazusagen, aber es zeigt das
Potential.
Angesichts der Stromverbrauchszuwachsraten, die wir in
Österreich haben, - alle zwei Jahre bräuchten wir ein ganzes Donaukraftwerk
mehr - frage ich Sie: Was tut
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