Landtag,
30. Sitzung vom 23.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 64
Erhöhungen in der Öffentlichkeit durchsetzen müssen, denn dann sind wir die Bösen. Wir geben euch auch als Länder das Recht, hier das eine oder andere selber zu tun. Das ist sicher für das eine oder andere Bundesland unangenehm, aber es ist durchaus legitim. So ist Wien nicht das einzige Bundesland, das einen Spitalskostenbeitrag einheben wird.
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Sie haben noch eine halbe Minute.
Abg Kurt Wagner
(fortfahrend): Salzburg hebt das zum
Beispiel schon ein. Niederösterreich wird - und sie werden es gar nicht
erwarten können - ab dem Zeitpunkt, wo Wien das beschlossen hat, hier ebenfalls
mit seinen eigenen Vorstellungen kommen und diese auf den Tisch legen. Wenn man
mit den Tiroler Landesverantwortlichen redet, dann wägen die auch nur ab und
sagen, sie warten auf die anderen Bundesländer. Dort ist es sehr
wahrscheinlich, dass auch einer kommt. Dass sich das Bundesland Vorarlberg
nicht allzu große Gedanken um einen Spitalskostenbeitrag machen muss, hängt
damit zusammen, dass die dort nicht viele Spitäler in Betrieb haben, weil sie
sich ihrer Verantwortung entledigen, indem sie bei schwierigen Operationen die
Patienten über die Landesgrenze nach Innsbruck schicken und sie dort operieren
lassen. (Aufregung bei Abg Kurth-Bodo Blind.) Das ist natürlich auch
eine Vorgangsweise,...
Präsident Johann Hatzl
(nochmals unterbrechend): Zum Schlusssatz!
Abg Kurt Wagner
(fortfahrend): ...die wir aber diesbezüglich
nicht haben wollen.
Wir wissen, wie schwierig es ist, es jedem Menschen
Recht zu tun. Der Spitalskostenbeitrag neu ist sozial gestaffelt, er richtet
sich nach den sozialen Gegebenheiten. Aus diesem Grund können wir guten Gewissens
diese Maßnahme durchsetzen, noch dazu mit dem Wissen, dass gerade in Wien die
Spitzenmedizin für Österreich und Europa gemacht wird. - Danke schön.
Präsident Johann Hatzl:
Zum Wort gelangt der Abg Margulies.
Abg Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Man kann es drehen und wenden, wie man will, die
Sozialdemokratie wird morgen die Krankensteuer um 2 EUR pro Tag erhöhen.
Punkt. Man kann über Verantwortung reden und man kann darüber sprechen, dass
das in Wirklichkeit eine gemeinsame Aktion von ÖVP, BZÖ, FPÖ und
Sozialdemokratie war und schon im Finanzausgleich vereinbart wurde, aber Sie
belasten die Kranken in Österreich! Sie belasten die Kranken, obwohl - und das
werfe ich Ihnen vor - Sie weder mit Alternativmodellen aufwarten noch ein
vorhandenes Einsparungspotential ausnutzen.
Jetzt komme ich einmal auf den Punkt. Frau StRin
Brauner hat gesagt, es geht bei der Erhöhung des Spitalskostenbeitrags um
1,8 Millionen EUR Mehreinnahmen, 1,8 Millionen EUR, das ist
ungefähr der Betrag, um den beim Budget des gesamten Krankenanstaltenverbunds
wahrscheinlich schon am Tag nach der Beschlussfassung des Budgets das Budget
nicht mehr stimmt, in der Regel schon vorher nicht. Aber niemand innerhalb der
Sozialdemokratie kann mir erzählen, dass diese 1,8 Millionen EUR
notwendig wären, um den Krankenanstaltenverbund aufrecht zu erhalten und Wien
keine anderen Möglichkeiten hätte, das Spitalswesen zu finanzieren!
Aber die Symbolik, meine sehr geehrten Damen und
Herren, die Sie hineinlegen - Sie machen es genauso wie die Bundesregierung!
Sie wollen besser sein als die Bundesregierung. Das haben Sie beim
Finanzausgleich bewiesen und das beweisen Sie tagtäglich, wenn Sie auch in Wien
Menschen belasten, obwohl Sie es besser wissen müssten, aber Sie wollen
anscheinend in allem und jedem besser als die Bundesregierung sein, also auch
im Belasten der Menschen! Wäre ihr bester Wahlhelfer Wolfgang Schüssel nicht
noch viel ärger - und das sage ich Ihnen in dem Bewusstsein, mit dem ich mich
über diese Erhöhung ärgere, vor allem weil es nur eine symbolische ist so wie
in vielen Bereichen - und nicht in einer Art und Weise auf die Koalition
fixiert, wo er für die österreichische Bevölkerung wirklich einen gravierenden
Fehler nach dem anderen macht und würde Wien bei der kommenden Wahl wirklich
alleine zur Wahl anstehen, die Absolute, der Sie sich so gerne rühmen, wäre
Ihnen beim besten Willen nicht so sicher. Wenn man sich nämlich nur Wien
anschaut, dann kommt man drauf: Ausgliederungen im Fonds Soziales Wien, es geht
drunter und drüber, Pflegeskandale, es geht drunter und drüber, und Sie
belasten die Menschen. So ist das reale Bild vom roten Wien!
Vielleicht nur ein Beispiel, weil wir morgen darüber
reden werden, wenn es um die 1,8 Millionen geht und ich sage Ihnen das
hier jetzt gleich heute, weil wir morgen darüber abstimmen werden: Wir werden
morgen auf der Tagesordnung zwei Akten haben, wo es um Veränderungen von
Baurechtsverträgen bei Tiefgaragen geht. Am Schmerlingplatz ist die Tiefgarage
um 2 Millionen EUR teurer geworden und der Betreiber tritt an die
Stadt Wien heran und sagt: Gebt’s mir die - und die Stadt Wien macht es! (Abg
Dr Herbert Madejski: Sonst gibt es keine Garage! So ist es!) Einfach
2 Millionen EUR, weil er sich beim Berechnen geirrt hat, bekommt er
geschenkt! Aber das Gesundheitswesen, da müssen diejenigen Menschen bezahlen,
die krank sind und im Spital liegen.
Wenn
sich die Frau StRin Brauner bei der Fragestunde hinstellt und sagt: Ja, wir
Sozialdemokraten sind auch dafür, dass möglicherweise auch andere
Einkunftsarten zur Krankenversicherung beitragen - Kollege Godwin Schuster, du
schaust mich gerade so nett an: Warum habt ihr bei unserem Antrag, in dem wir
gefordert haben, dass auch andere Einkunftsarten für die Krankenversicherung
herangezogen werden, nicht mitgestimmt? Wo sind eure Vorschläge, um die
Höchstbeitragsgrundlage bei der Krankenversicherung hinauf zu setzen? Dann
könnten wir in Summe für alle die Krankenversicherungsbeiträge senken und dann
müssten wir die Menschen nicht mit Selbstbehalten belasten. Niemand legt
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