Landtag,
30. Sitzung vom 23.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 64
Politiker, egal welches Couleur, immer gesagt haben: Weg von den Ambulanzen, hin zum niedergelassenen Arzt. Ja, das hätte bedeutet, dass der niedergelassene Arzt sich vielleicht eine Freitagsordination, eine Samstags- und Sonntagsordination überlegen hätte müssen. Und da, meine Damen und Herren der Sozialdemokratie, hätte ich eigentlich Ihre Unterstützung erwartet, damit es einfach möglich wird, das, was wir alle immer wieder gefordert haben - weg von den Ambulanzen, hin zum niedergelassenen Bereich -, auch gemeinsam umzusetzen.
Mein Kollege Mag Kowarik hat schon gesagt, der Herr
StR Rieder hat selbst die Ambulanzgebühr als Lenkungsinstrument angedacht. Er
hat es nicht umgesetzt, aber angedacht. Aber ich denke, da hätten wir etwas gemeinsam
tun sollen.
Und lassen Sie mich noch kurz auf die von der Gebühr
befreiten Menschen eingehen. Gott sei Dank gibt es die. Ich möchte in
Erinnerung rufen, dass dieselben, die Sie jetzt befreien, auch bei der
Ambulanzgebühr befreit waren. Was mir damals abgegangen ist und auch heute
abgeht, ist: Warum sind eigentlich die Karzinompatienten davon nicht
ausgenommen? Die sind durch die Bank wahrscheinlich länger als 28 Tage im
Jahr im Spital. Warum unterscheiden sich die von Tbc-Kranken oder von
AIDS-Erkrankten? Vielleicht sollten Sie über diese Möglichkeit noch nachdenken.
Und dann gibt es eine Studie, die der
Krankenanstaltenverbund 2004 in Auftrag gegeben hat, und da hat die Leiterin
dieser Studie, die Claudia Wild, ein ganz kleines Beispiel ausgerechnet und
zwar, was es bringen würde, wenn man für Röntgenaufnahmen andere Kontrastmittel
verwenden würde.
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Sie haben noch eine halbe Minute.
StRin Karin Landauer (fortsetzend):
Danke, Herr Präsident! Wenn wir hier ein anderes Kontrastmittel nehmen würden,
so wie es im Westen Österreichs oder auch in anderen Spitälern eingesetzt wird,
dann würde das 1 Million EUR bringen. Die Erhöhung, die Sie jetzt
machen, bringt 1,8 Millionen EUR.
Vielleicht hätte man diese Studie ernster nehmen
sollen, aber vielleicht tut das jetzt auch der Generaldirektor Dr Marhold und
es ändert sich und Sie können dann diesen Spitalskostenbeitrag wieder senken. (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Frau Abg Laschan.
Abg Dr Claudia Laschan (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es geht in dieser Aktuellen Stunde wieder einmal um
die Finanzierung des Gesundheitssystems und ich denke, es ist unbestritten,
dass es durch den medizinischen Fortschritt - und das ist heute schon einige
Male erwähnt worden - immer vielfältigere, bessere und leider auch teurere
Diagnose- und Therapieverfahren gibt. Immer mehr Krankheiten werden
behandelbar, wenn auch nicht heilbar. Chronische Krankheiten werden länger
überlebt, oft bis in Endstadien, die eine besonders intensive Therapie
erforderlich machen. Ich sage da nur Diabetes, eine so genannte Volkskrankheit,
und das Endstadium ist im schlimmsten Fall eine dialysepflichtige
Nierenerkrankung. Es ist bereits möglich, Herzkranzgefäße dreidimensional
darzustellen, um mögliche Verengungen aufzuspüren, ohne mit einem Herzkatheter
in das Gefäßsystem des Patienten eindringen zu müssen. Ein längeres Überleben
ist durch die Therapiemöglichkeiten in der Onkologie, also in der
Krebsbehandlung, bei fast allen bösartigen Erkrankungen möglich und ich könnte
diese Liste unendlich fortsetzen.
Wenn alle diese Neuheiten und neuen Entwicklungen
Standard werden und das hoffe ich als Ärztin und als Sozialdemokratin, dann
steigen die Kosten nicht linear, sondern exponentiell. Ich bin überzeugt davon,
dass niemand dagegen ist, Ineffizienzen zu beseitigen, aber es sind sich auch
alle einig, dass, um ausgabenseitig wirklich etwas bewegen zu können, es zu
Leistungseinschränkungen kommen müsste beziehungsweise diese von mir
beschriebenen Leistungen in der Zukunft nicht finanziert werden können
beziehungsweise nicht für alle Patientinnen und Patienten. Es ist daher
unbestritten, dass auch einnahmenseitig gehandelt werden muss.
Die Unterschiede zwischen den Parteien liegen nicht
in der Erkenntnis, dass mehr Geld ins Gesundheitssystem muss - dazu haben
einige vielleicht länger gebraucht, unter Umständen unsere
Gesundheitsministerin -, sondern die Unterschiede liegen darin, wie dieses
“mehr Geld“ und vor allem von wem es aufgebracht werden soll und dieser
Unterschied ist ein ideologischer.
Die
Bundesregierung macht eine Politik, die bewirkt, dass Reiche immer reicher
werden und Arme immer ärmer werden. Ich bin der Meinung, dass die Wirtschaft,
das haben wir erlebt, nicht mehr bereit ist, mehr in das Gesundheitswesen zu
zahlen und dadurch auch immer gegen Beitragserhöhungen gewettert wird, weil
davon auch die Wirtschaft betroffen wäre. Teile des so genannten Mittelstands
verarmen schon - man braucht sich nur die Statistik bei den zusätzlichen
Sozialhilfebeziehern anschauen - und die Maßnahmen der Bundesregierung sind
Leistungskürzungen, Ambulanzgebühr, Selbstbehalte beim Arztbesuch wurden
lautstark angedacht und sind immer noch nicht vom Tisch und schließlich ist ein
Flickwerk herausgekommen, das sich Gesundheitspaket nennt: Ein bisschen
Tabaksteuer, ein bisschen Beitragserhöhung, ein kleines bisschen Erhöhung der
Höchstbeitragsgrundlage, Rezeptgebührenerhöhung, Leistungskürzung bei
Sehbehelfen und der Spitalskostenbeitrag wird in die Kompetenz der Länder
entlassen.
Ich als Sozialdemokratin bin für
eine grundlegende Umstellung der Finanzierung des Gesundheitswesens, für eine
Gesundheitsfinanzierung, die nachhaltig ist und nicht wie jetzt, wo es um eine
kurzfristige Aufstellung von Geldmitteln geht, und für eine solidarische Finanzierung,
die vor allem jene zur Kasse bittet, die es sich leisten können und die auf dem
Kapital sitzen. Das geht aber nur auf Bundesebene, ebenso wie die Finanzierung
aus einem Topf, wie die Kollegin Schmalenberg in einer
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