Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 78
Slowakei, an Polen oder Lettland. Europa muss einmal die letzte Erweiterung verkraften, bevor schon wieder neue Länder dazukommen." - Man könnte glauben, das ist ein Zitat aus dieser vom linken Flügel nicht geliebten Zeitung, aber es ist ein Interview beziehungsweise eine Feststellung des Präsidenten der Arbeiterkammer, Tumpel, der aus Ihrem Umfeld, meine Damen und Herren von der SPÖ, kommt, der allerdings im Unterschied zu manchen Funktionären der SPÖ die Bodenhaftung zu seinen Arbeitern noch nicht verloren hat. Er spricht die wirklichen Probleme unseres Landes an.
Das offizielle Wien feiert die Eröffnung einer neuen
Schiffsverbindung nach Preßburg mit einem Schnellboot. Dass gleichzeitig die
Arbeitsplätze die Donau hinuntergehen, vergisst man dabei gern. Diesen Weg
werden auch die 400 bis 500 Arbeitsplätze bei Siemens gehen, deren Wegrationalisierung
dort gerade angedacht wird. Sie wissen ja, meine Damen und Herren von der SPÖ,
das ist jene Firma, bei der die Frau Mag Ederer Chefwürden erreicht hat. Das
ist jene Dame und ehemals tiefrote Wiener Sozialdemokratin und
Staatssekretärin, die sich so für Europa ins Zeug gelegt hat, dass Sie voller
Begeisterung sogar der Minister Mock von der ÖVP, der sonst zurückhaltend ist,
geküsst hat, allerdings erst dann, als der Knebelungsvertrag für Österreich
unterschrieben war. Jetzt erfolgt die Belohnung der Großkonzerne. Für die Frau
Mag Ederer hat sich die Union gelohnt. Für die vielen anderen Gittis, die
weiterhin in den Gemeindebauten leben und mit dem Geld auskommen müssen, das
sie heute bekommen, bei gestiegenen Preisen bekommen, hat sich die Union allerdings
nicht gelohnt. Frau Ederer hat im Dezember 1994 den österreichischen
Familien einen Tausender mehr, damals noch in Schilling, als Folge der
angeblich niedrigeren Preise in der EU versprochen. Erinnern Sie sich noch an
den Ederer-Tausender, meine Damen und Herren? Das war nicht nur Irreführung,
das war eine Verhöhnung der Bürger, wie man jetzt im Nachhinein deutlich sieht.
Denn für das, was damals zehn Schilling gekostet hat, legen Sie heute einen
Euro hin. Jeder Pensionist, jede Pensionistin merkt das im Geldbeutel. Aber die
Frau Ederer hat davon profitiert. Sie hat jetzt mehr als einen Tausender mehr
im Monat, und das nicht in Schilling, sondern in Euro.
Da braucht man sich nicht zu wundern, dass Sie und
die anderen Nadelstreifsozialisten, heute alle wohlbestallte Manager und
Banker, weiterhin ohne Wenn und Aber für die Union sind, der Staatssekretär
Ruttensdorfer, heute bei der OMV versorgt, der paraderote Exfinanzminister
Androsch, heute Konzernherr, und natürlich der einzige Finanzminister und später
gescheiterte Bundeskanzler Vranitzky, unter dessen Regierung eine Halbierung
der Arbeitslosigkeit als Folge des Beitritts versprochen wurde, noch 1995, und
zwar am 16. Juni, aus der Löwelstraße als Ankündigung hinausgegangen,
woher Sie es gewusst haben, wusste keiner, ein Plus von
70 000 Arbeitskräften. Nicht zu vergessen ist dann auch noch der
Vranitzky-Nachfolger Klima, heute auch wohlbestallter Manager bei einer
Autofirma in Südamerika, die sehr großzügige Ausgaben für ihre Gewerkschaftsfunktionäre
gemacht hat und dadurch in letzter Zeit in die Medien kam.
Ein anderes versprechen war, der Schilling wird hart
bleiben, auch aus der Zeit der großen Koalition. Das wurde uns zugesichert. Als
die Österreicher dann gläubig und folgsam für die Union stimmten, wurde alles
vergessen und der Euro war plötzlich verordnet. Um uns den Abschied vom
Schilling zu erleichtern, hat man uns vieles versprochen, unter anderem strenge
Kriterien für die Mitglieder der Währungsunion. Zugesagt, ja, mit Speck fängt
man Mäuse und mit Versprechungen die Wähler. Kaum waren wir drinnen, klappte
die Falle zu. Italien, Griechenland und andere, zuletzt sogar Deutschland,
halten und hielten sich nicht an die Kriterien. Sanktionen? Null! Aber wir
zahlen mit einer höheren Inflationsrate mit!
Nächster Punkt: Man hat uns mehr Sicherheit
versprochen. Schengen sollte die Lösung sein. Wir hatten noch nie so viele
ausländische Kriminelle in unserem Land als heute. Und die betreiben dann die
Umverteilung auf eine andere Art und Weise. 100 EUR pro Tag kostet uns
jetzt einer dieser Banditen. Sie sind Banditen, denn ein großer Teil von ihnen
betreibt diese Aktivitäten sogar im Rahmen von kriminellen Organisationen. (Abg
Dipl Ing Martin Margulies: Das sind doch keine Banditen!) Ich sage bewusst,
es sind Banditen, denn es sind Banden, die hier die Häuser ausräumen und die
hier Leute überfallen. Es sind sogar schon Jugendbanden. Wir haben heutzutage
schon 13-Jährige, die mehr als hundert Straftaten hinter sich haben. Alles eine
Folge dieser Öffnung.
Nächster Punkt: Die Bewegungsfreiheit. Einer der
Grundsätze der Union. Wir werden von dieser Freiheit im wahrsten Sinne des
Wortes überrollt. Die außenstehende Schweiz hat einen Vertrag mit der Union,
der den Transit über Quoten und Preise regelt. Da wird auf die Bahn verlegt
oder umgeleitet. Wir, die Mitglieder, sind rechtlos und müssen Staub und Dreck
schlucken. Dazu kommt noch die Gefährdung durch betriebsuntaugliche Schwer-LKWs
und Busse. Früher konnte man sie an der Grenze stoppen. Heute sind sie nach
komplizierten Vorgaben unter verschiedenen Vorwänden erst im Landesinneren
aufzuhalten. Eigentlich sollten diese rollenden Bomben gar nicht ins Land
gelassen werden!
Nächster Punkt: Die Freizügigkeit bei
Dienstleistungen. Sie sprechen dies heute in Ihrem Antrag an. Im Prinzip müssen
wir hier sehr vorsichtig sein. Der Antrag hat gute Grundlagen, er ist uns aber
zu vage gehalten. Wir werden nur aus diesem Grund nicht zustimmen.
Nächster Punkt: Eine Spezialität
von Wien und eher eine Kuriosität, die im Rahmen dieser Unionsentwicklung auf
uns zugekommen ist, ist die so genannte Stadtaußenpolitik. Das ist ein Begriff,
der eigentlich eher an Andorra oder San Marino erinnert. Er ist erst in
Verwendung, seit die SPÖ nicht mehr den Außenminister stellt und ist vielleicht
eine Art von Ersatz dafür und verleiht ein bisschen den Touch von
Internationalität, mit dem der Bürgermeister auch im Ausland auftreten kann.
Viel hat er allerdings, das muss man schon sagen, in Brüssel
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