Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 78
nicht erreicht, außer dass wir die Ausgaben von einem Wien-Haus
zusätzlich zu tragen haben.
Aber immerhin wird er schon auf Bezirksebene
imitiert. Wenn ich meinen Bezirk hernehme, hat das Beispiel Schule gemacht. Da
hat Red Bull Flügel verliehen. In meinem Bezirk, in Liesing, begnügte sich der
Bezirksvorsteher bisher mit Ausflügen nach Budapest oder nach Preßburg. Jetzt
fährt er schon nach Montenegro, um dort mit der Regierung Kontakte aufzunehmen.
Dann steht stolz in der Bezirkszeitung, welche Kontakte der Bezirk Liesing zu
Regierungsmitgliedern in Montenegro aufgenommen hat. Ich meine, abgesehen
davon, dass es recht tapfer für einen roten Bezirksvorsteher ist, in die
schwarzen Berge zu fahren, ist das Resümee für den Bezirk, außer Spesen nichts
gewesen. Das Ganze ist eigentlich nur eine Pflanzerei für die Bürger. Oder
glaubt wirklich jemand, dass damit die Handelsbeziehungen zwischen Liesing und
Montenegro angekurbelt wurden?
Aber zurück zu ernsthafteren Problemen: Nicht an
allem, was der Union in die Schuhe geschoben wird, ist sie schuld. Wenn die
Frau StRin Sima mit der Feinstaubrichtlinie versucht, sich in Richtung EU
herauszureden, ist das ein Unsinn. Das hat sich binnen kürzester Zeit gezeigt.
Sie musste zurückgenommen und aufgehoben werden, bevor sie überhaupt gegriffen
hat. Aber dafür kann Brüssel nun wirklich nichts und nicht verantwortlich
gemacht werden. Ich meine, von mir aus kann sich jeder auf seine Art lächerlich
machen, aber bitte nicht, Frau Stadträtin, auf Kosten der Allgemeinheit. Dieser
fehlgeschlagene Profilierungsversuch hat uns einiges an Zeit, Ärger und Geld
gekostet. Wenn man immer sagt, wir Freiheitlichen schieben alle schlechten
Sachen Richtung EU, muss ich sagen, wir haben diese Ausrede nicht gewählt.
Besonders schnell ist man manchmal auch bei der
Umsetzung anderer Richtlinien, gegen die wir uns leider nicht ausreichend
wehren. Ich spreche zum Beispiel von der Verpflichtung, nicht nur EU-Bürger,
sondern jetzt sogar Nicht-EU-Bürger, in von uns bezahlte Gemeindebauten
aufzunehmen und ihnen zusätzliche Sozialleistungen zu gewähren. Die Folge:
Zurückstufung für wartende österreichische Familien gegenüber Fremden, die
niemals Vorleistungen für diese Wohnungen entrichtet haben. Es kann schon auf
Grund der jetzigen Entwicklung gesagt werden, das hat bereits zu zahlreichen
Konflikten innerhalb der Hausgemeinschaften wegen der kulturellen Unterschiede
geführt, und das alles in den ehemaligen Vorzeigeobjekten der Sozialdemokratie.
Und dann sind der SPÖ-Wien die ohnehin schon lockeren
Eingliederungsbestimmungen noch zu streng. Als ich mir die Unterlagen für heute
zusammengesucht habe, das war Samstag Abend, ist gerade die ZIB 2
gelaufen. Dabei war ein Bericht über Kanada und die dort folgenden Wahlen. Da
wurde gesagt, der dortige Premierminister zieht mit sechs Dolmetschern durch
die Wohnbauten und versucht, sich seinen künftigen Wählern verständlich zu
machen. Ich weiß nicht, ob das die Zukunft der SPÖ-Bürgermeisterkandidaten in
Wien sein wird, das gleiche Schicksal zu haben. Es ist sicherlich nicht das,
was wir wollen! (Beifall bei der FPÖ.)
Ihr Parteiobmann Gusenbauer beginnt, die Zeichen der
Zeit zu erkennen und sieht, dass die Bürger EU-müde sind und den leeren
Versprechungen aus Brüssel nicht mehr glauben. Gusenbauer und die
Gewerkschaften rudern verzweifelt zurück. Es könnte schon zu spät für sie sein.
Aber der Bürgermeister von Wien will noch immer nicht eingestehen, dass hier
Fehlentscheidungen getroffen wurden und schiebt alles auf die Regierung und den
damaligen Koalitionspartner. Aber beschlossen wurde dieser Beitritt unter einem
sozialdemokratischen Kanzler.
Wir werden Sie aus der Verantwortung nicht so leicht
entlassen und das dem Bürger klarmachen! Das Volksbegehren "Österreich
bleib frei!" wird das sehr deutlich machen! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächster Redner ist der Herr Abg Schreuder gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich verfolge die Europadebatte nun schon seit einiger
Zeit. Bei manchen Wortmeldungen stellen sich manche Fragen. Nämlich, was will
die Freiheitliche Partei im Umkehrschluss, wenn die Europäische Union an allem
schuld ist, die Europäische Union böse ist und wenn man alles nur
nationalstaatlich lösen kann? Bedeutet das, dass Nationalstaaten, die es in
Europa, auf einem Kontinent, gibt, die zusammenarbeiten wollen, nicht mehr
zusammenarbeiten sollen, sondern gegeneinander?
Wie ist die Europäische Union entstanden? Die
Europäische Union ist nach dem Zweiten Weltkrieg als das größte
Friedensprojekt, das auf diesem Planeten entwickelt worden ist, entstanden.
Wenn man dieses Friedensprojekt nicht will, dann soll man das bitte auch sagen.
Weil wenn man gegen Europa und gegen dieses Friedensprojekt ist, bedeutet das,
dass man für Konflikte ist. Und wenn man für Konflikte ist, dann ist man für
nationalstaatliche Konflikte. Da bleiben Sie hoffentlich die Einzigen, die
dafür sind! (Beifall bei den GRÜNEN und von Abg Ingrid Korosec. - Abg
Henriette FRANK: Das darf doch nicht wahr sein!)
Als gebürtiger Niederländer macht mir das natürlich
auch Sorgen. Ich empfinde es mittlerweile als eine Freude, wenn ich nach
Amsterdam fliege, nach Hause zu fliegen und einen Inlandsflug zu haben, und
wenn ich nach Wien fliege, nach Hause zu fliegen und einen Inlandsflug in
Anspruch nehmen zu können. Das ist ein Vorteil, den uns die Europäische Union
bietet, nämlich Grenzen nicht mehr als solche wahrzunehmen, weil sie historisch
als Konflikt entstanden sind. Es gibt natürlich Nationalstaaten und es gibt
Kompetenzen, die staatlich organisiert sind, weil Europa auch föderal
strukturiert ist, aber es ist auch ein Zusammensein, ein Zusammenwachsen, ein
Kennenlernen, ein Aufeinanderneugierigsein. Ich finde das positiv und deswegen
sage ich ein klares Ja zu Europa, weil mir das ein Anliegen ist.
In den Niederlanden, wenn ich gleich zum Thema
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