Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 71
jahrelang diskutiert worden, gerade im Hinblick auf
die Pflegesituation. Dr Vogt wurde installiert und hat sehr viel bewirkt. Er
wurde dann eliminiert, und man eben die Position eines Patienten- und
Pflegeanwaltes ausgeschrieben.
Erstens einmal ist es schon sehr eigenartig gewesen,
warum man ein dreiviertel Jahr ein Vakuum geschaffen hat für eine Position, die
für die Bürgerinnen und Bürger unglaublich wichtig ist. Dohr ist im Oktober
ausgeschieden - zumindest in seiner Funktion, er war dann Konsulent -, und
jetzt im Sommer ist Brustbauer eingestiegen. Das ist schon einmal sehr schwer
zu verstehen für eine so wichtige Position.
Meine Frage, Herr Landeshauptmann: Gerade in einem so
sensiblen Bereich wie dem eines Patienten- und Pflegeanwalts ist es für mich
unverständlich, warum man kein Hearing veranstaltet und warum man nicht den
zuständigen Ausschuss damit beschäftigt. Daher meine Frage: Warum tut man das
nicht? Ist Ihnen die demokratische Mitbestimmung auch der Oppositionsparteien
so wenig wert, dass Sie allein entscheiden?
Denn letztendlich ist die Entscheidung bei Ihnen
allein geblieben. Es hat Vorschläge gegeben, das stimmt, ja, aber Sie haben
dann entschieden. Warum wird diese Entscheidung nicht auf eine breitere Basis
gestellt?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte
Frau Abgeordnete!
Im Prinzip ist die Frage formal leicht zu
beantworten: Weil die Wiener Rechtsordnung das so vorsieht.
Ich gestehe allerdings zu, dass dies sicherlich nicht
ganz gleichzusetzen ist mit Entscheidungen, die für die Menschen auch sehr
wichtig sind, nämlich über Abteilungsleiter- oder Primariatsposten in den
Wiener Spitälern, die gleichfalls nach einem entsprechenden ordentlichen
Ausschreibungsverfahren, nach einem durchaus nicht unkomplizierten
Auswahlverfahren auf Vorschlag des zuständigen Stadtrates vom Bürgermeister
entschieden werden.
Der Patientenanwalt ist - ich sagte es - zweifelsohne
etwas Besonderes. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man eine entsprechende
Diskussion darüber führt, wie man dies in Zukunft auf eine breitere Basis
stellt.
Nur: Mit Ihren grundsätzlichen Anmerkungen auch zu
meinem Demokratieverständnis hat das überhaupt nichts zu tun. Das sage ich
Ihnen auch in aller Offenheit. Denn für diese Sonderfunktionen, für diese
Sonderpositionen haben wir in der Vergangenheit, habe auch ich in der
Vergangenheit bewiesen, dass ich durchaus immer wieder gesprächsbereit bin.
Für den Verwaltungsalltag würde ich das allerdings
für kein taugliches Instrument halten. Das sage ich auch in aller Offenheit.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. - Wir kommen zur 3. Zusatzfrage: Herr Abg Mag Ebinger, bitte.
Abg Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Ich möchte nicht zum Ausschreibungsverfahren Stellung
nehmen. Ich gehe davon aus, dass es korrekt war, und ich glaube auch, dass Dr
Brustbauer eine honorige Persönlichkeit ist. Ich kenne ihn auch schon von
früher, als er in Zollverfahren als Richter tätig war.
Meine Frage geht in eine andere Richtung. Als das
beschlossen wurde, dass man den Pflegeombudsmann und die Patientenanwaltschaft
zusammenlegt, da ist es für mich auch klar gewesen, dass einerseits die
Patientenanwaltschaft Mitarbeiter hat und andererseits der Pflegeombudsmann
Mitarbeiter hat. Ich habe im Sommer mit meinen Kollegen die Patienten- und
Pflegeanwaltschaft besucht und mit den Mitarbeitern gesprochen. Status quo ist,
dass nur Teile der Mitarbeiter des Pflegeombudsmanns hinübergewandert sind. Es
ist allerdings die Arbeit hinübergewandert, sie haben dort jetzt also die
Arbeit von zwei Einrichtungen in einer, aber nicht die Mitarbeiter, die es
früher gab.
Meine Frage: Können Sie sicherstellen, dass die neu
erweiterte Pflege- und Patientenanwaltschaft auch die erweiterte Anzahl an
Mitarbeitern bekommen wird?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Was ich
sicherstellen kann, ist: Wenn der Pflegeanwalt zu mir kommt und sagt, er
braucht Hilfe, weil der Arbeitsanfall von der derzeitigen Anzahl seiner
Mitarbeiter nicht bewältigt werden kann, dann werde ich ihm selbstverständlich
helfen. Das ist überhaupt gar keine Frage.
Aber ebenso kann ich Ihnen zu einhundert Prozent
versichern, dass ich mich in die innere Büroorganisation des Patientenanwalts
so wenig einmische wie etwa in die innere Büroorganisation des
Kontrollamtsdirektors oder auch anderer. Denn das ist nicht mein Job, wirklich
nicht! (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Nächste
Zusatzfrage: Frau Abg Dr Pilz, bitte.
Abg Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Es ist konkret eine einzige Person aus der Pflegeombudsstelle hinübergewandert,
und alle anderen sind in alle Winde zerstreut. - Nur als Anmerkung.
Aber, Herr Landeshauptmann, mit der Ernennung des
Herrn Dr Brustbauer hat man sich auch für einen Zugang zu einem
Amtsverständnis entschieden, das Herr Dr Brustbauer als Person und als
Persönlichkeit mitbringt. Das ist ein Amtsverständnis, das er auch in seinen
ersten öffentlichen Aussagen und im Gesundheitsausschuss deutlich gemacht hat.
Er hat also in der Presse zum Beispiel gesagt, man
soll Missstände in der Öffentlichkeit nicht breittreten. In unserer Debatte im
Ausschuss, als es um Gangbetten und Wartezeiten gegangen ist, hat er gesagt:
Die Dinge, die faktisch sind, braucht man nicht weiter zu erwähnen. Seine
bemerkenswerteste Äußerung war in den Medien: Jeder Patient sieht sich selbst
als schwersten Fall. - Da kann man eine gewisse Kritik, sage ich jetzt höflich,
am Patienten herauslesen.
Ich frage Sie jetzt, Herr
Landeshauptmann: Ist es dieses Amtsverständnis, das nicht etwa eines ist, das
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