Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 71
schon sagen, dass das, was gestern gesagt wurde und
was Sie auch jetzt wieder gesagt haben, dass es eine automatische Erhöhung der
Subvention gibt, mitnichten der Fall ist. Sowohl beim Volkstheater als auch in
eigentlich allen Subventionsfällen, wo wir Erhöhungen vornehmen, liegt ein sehr
intensiver Prozess des Analysierens, des Begutachtens und des meistens auch
erfolgreichen Versuches, die ursprünglich übermittelten Zahlen zu reduzieren,
davor. Wir haben das jetzt mit der neuen Bundesregierung auch jeweils gemeinsam
gemacht, und wir machen das jetzt auch wieder im Fall des Theaters an der Wien
so. Dass die meisten, um nicht zu sagen, alle Kultureinrichtungen, schon allein
auf Grund der steigenden Kosten über die Jahre mehr Geld benötigen, also dazu
brauche ich kein großes Analysevermögen, und das trifft ja auch wo anders
ebenso zu. Wie man damit umgeht, dass man im Grunde dafür über einen längeren
Zeitraum mehr Geld braucht, liegt auch auf der Hand und wir versuchen das halt
in den jeweiligen Kultureinrichtungen, bei den jeweiligen Subventionsnehmern
von Fall zu Fall uns sehr genau anzuschauen und es mit den vorhandenen Mitteln
in Übereinstimmung zu bringen. Und dort, wo es unbedingt notwendig ist, um
einen Betrieb aufrechtzuerhalten, wie wir ihn uns kulturpolitisch wünschen und
wie wir auch, glaube ich, größtenteils gemeinsam der Meinung sind, dass er
stattfinden soll, dort geschieht das auch. Also, ich kann nicht sehen, dass wir
da unverantwortlich oder automatisiert vorgehen.
Und auch im Fall der Wiener Symphoniker gibt es ein -
im übrigen auch von mir initiiertes - Gutachten, über das wir laufend
miteinander zu befinden haben und ich erwarte mir hier, wie ich auch dem
Gemeinderat berichten konnte, entsprechende Vorschläge. Ich glaube nicht, dass
es notwendig ist, das unmittelbar auf andere Institutionen umzulegen, sondern
wir haben von Fall zu Fall unterschiedlich und angemessen für die
Kultureinrichtung vorzugehen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. Die 4. Zusatzfrage, Frau Mag Ringler.
Abg Mag Marie Ringler (Grüner Klub
im Rathaus): Tatsächlich ist es ja so, dass diese Zweckmäßigkeit der Mittel und
der Einsatz der Mittel, beziehungsweise die Sparsamkeit, von einer
Geschäftsführung der Vereinigten Bühnen derzeit entsprechend gehandhabt wird.
Ich entnehme der Zeitung, dass diese Position nun nach vielen Jahren
ausgeschrieben werden soll.
Wann genau soll diese Position ausgeschrieben werden,
und wer wird schlussendlich darüber entscheiden, wer die Nachfolge des Herrn
Generaldirektor Häußler antreten wird?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Stadtrat!
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Frau Abgeordnete! Beides werden die zuständigen Organe entscheiden und auch
bekannt geben.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön, damit ist auch die 5. Frage erledigt. - Die Fragestunde ist damit
beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der Grüne Klub im Rathaus hat eine aktuelle Stunde
mit dem Thema „Bildungsnotstand: Österreich gerät bei der Bildung immer mehr
ins Hintertreffen, Wien hat dringenden Handlungsbedarf!" verlangt.
Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der
Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte die Erstrednerin, Frau Abg Jerusalem, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit zehn
Minuten begrenzt ist.
Bitte, Frau Abgeordnete!
Abg Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Jedes fünfte Kind kommt aus dieser Schule als
Analphabet heraus. Hätte ich das vor etlichen Jahren einmal so gesagt, hätten
Sie kritisiert, die Grünen machen
uns unsere Schule schlecht. (Abg Mag Wolfgang Jung: Recht haben Sie!) Heute
sind wir damit konfrontiert, dass OECD und PISA genau dasselbe feststellen, und
zwar auf Grund ausführlicher und gut fundierter Studien. Jedes fünfte Kind wird
in der Schule zum Analphabeten, jedes fünfte Kind beendet seine Schullaufbahn
damit, dass es nicht gut rechnen kann, selbst im Alltag notwendige
Rechenoperationen nicht durchführen kann, jedes fünfte Kind hat
naturwissenschaftlich so wenig Ahnung, dass es kaum in der Lage ist,
irgendwelche Zusammenhänge herzustellen, und jedes fünfte Kind hat eine
Problemlösungskompetenz am Ende der Schullaufbahn, die gegen Null tendiert. Ich
denke, das sollte uns aufregen.
Im Schuljahr 2006 haben
2 200 Schülerinnen und Schüler die Hauptschule in der
3. beziehungsweise 4. Klasse verlassen, ohne einen
Hauptschulabschluss zu haben. Auch das sollte uns aufregen, und auch dagegen
sollte etwas getan werden.
Jedes zweite Kind verlässt die Volksschule in
Richtung Hauptschule beziehungsweise Sonderschule, wird also sozusagen mit
10 Jahren ausgemustert, auf Grund mangelhafter Leistung, die
interessanterweise mit den fünf Ziffernnoten gemessen wird, die nachweislich
nicht objektiv sind, ja, nachweislich nicht objektiv sind, und obwohl jeder
weiß, dass man im Alter von 10 Jahren keine Prognosen stellen kann.
Und jetzt kommt noch eine Sache dazu: Das sind nicht
irgendwelche Kinder, sondern die Kinder, die da in die Hauptschule und in die
Sonderschule abgeschoben werden - ich bedanke mich schon jetzt für die vielen
E-Mails zahlreicher Hauptschullehrer, die das als diskriminierend empfinden
werden, aber es ist eher für die Kinder diskriminierend -, diese Kinder kommen
aus Familien, wo die Eltern arm sind, sehr geringes Einkommen haben
beziehungsweise selbst über geringe Bildung und einen sehr niedrigen
Schulabschluss verfügen.
Das heißt, wir schieben nicht
irgendwelche Kinder ab und sondern sie aus, sondern diejenigen Kinder, die
ohnehin von zu Hause bereits eine starke Benachteiligung mitbringen und wo es
einfach zu Hause niemanden gibt, der dort helfen kann, wo Kinder schulische
Hilfe brauchen. Während also diejenigen Kinder, deren Eltern sich jede
Nachhilfe und Zuhilfe kaufen können ohnehin in
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