Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 71
zur Verantwortung gezogen, und es gibt nachprüfbare
Bildungsstandards. Externe Prüfungen und Schulautonomie werden kombiniert: Sie
greifen sich halt aus den Studien das heraus, was in Ihre Weltanschauung passt!
Bleiben wir jetzt auf Wiener Ebene: Wofür ist die
hier allein regierende SPÖ verantwortlich? – Für einen miserablen
Bauzustand der Pflichtschulen! Jahrelang wurde uns gesagt, dass die
Schulsanierungsprogramme abgeschlossen sind. – Es ist einiges geschehen,
es ist aber noch viel offen geblieben. Sämtliche Anläufe, hier auch die
Infrastruktur zu verbessern, sind abgetan worden, weil ohnedies alles bestens
sei und wir, wie Sie sagen, ohnehin in der besten aller möglichen Städte leben.
Erst wenn den Kindern die Decken der Reihe nach auf
den Kopf gefallen sind und Schulen kurzfristig evakuiert werden mussten,
schließt man dann ein Paket, und dann braucht man gleich wieder
600 Millionen, und zwar großteils auf Kosten der Bezirke, um die
Infrastruktur zu schaffen, welche die SPÖ seit vielen Jahrzehnten schaffen
müssen hätte.
Eine Bildungsoffensive beginnt im eigenen Haus.
Fangen Sie daher bitte bei der Bildungsoffensive hier in Wien an! (Beifall bei
der ÖVP.)
Setzen Sie die Lehrer für das ein, wofür sie bezahlt
werden, nämlich für die Arbeit mit den Schülern. Auch das zeigt die Studie: Das
formale Lehrer-Schüler-Verhältnis ist viel besser als das tatsächliche. Wir
haben Ihnen schon mehrfach vorgerechnet, dass wir schon auf 22 Schüler pro
Klasse gehen könnten. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Unser Credo ist – und da
unterscheiden wir uns vom linken Segment dieses Hauses –: Wir wollen
Wahlfreiheit statt Zwangseintopf. Wir wollen Schulautonomie. Wir wollen gelebte
Schulpartnerschaft und nicht von oben verordnete Zwangsgesamtschulmodelle. Das
ist der große Unterschied!
In Richtung der GRÜNEN: Wenn man Demokratie ernst
nimmt, dann kann man sich die Demokratie nicht nur dort wünschen, wo sie einem
in den Kram passt, und den Rechtsstaat dort heranziehen, wo das Ergebnis im
eigenen Sinne ist, sondern dann muss man die Schulautonomie vor Ort ernst
nehmen. Das Modell der Ministerin Schmied, dass man die Gesamtschule von oben
unter Ausschaltung der Schulpartner und auch der Landesschulräte und der
dortigen Kolleginnen und Kollegen verordnet, ist ja nur ein Spiegelbild der
hiesigen Mehrheitsverhältnisse. Das hat mit Schulpartnerschaft überhaupt nichts
zu tun! Wenn man von der Basis erwarten kann, dass sie das nicht will, was die
Zentrale sagt, dann wird die Partnerschaft aufgekündigt. Früher hat man diese
Ideologie, die Ihnen recht nahesteht, „demokratischen Zentralismus“ genannt. Dafür
soll man dann aber vielleicht im Schulgemeinschaftsausschuss über die
Notengebung demokratisch abstimmen lassen. Das wäre Ihnen dann vielleicht schon
wieder recht! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Ein bisschen Zeit habe ich
noch. Ich muss natürlich die Begründung auf das Entschiedenste zurückweisen,
warum die Akademikerquote zurückgegangen ist. Die Studiengebühren haben nicht
dazu geführt, dass wir zu wenig Studenten haben. Wenn man sich die Studien zum
Thema „Generation Präkarium" anschaut, müsste man sich schon auch die
Frage stellen, ob in der Wirtschaft tatsächlich Bedarf an so vielen
qualifizierten und dann auch entsprechend bezahlten Akademikerposten vorhanden
ist. Ich meine nämlich, es ist kein faires System, wenn man die Menschen in
immer höhere Qualifikationen lockt, um sie dann feststellen zu lassen, dass es
für ihre Qualifikationen gar keine adäquaten Posten gibt und sie keine
entsprechende Bezahlung bekommen. Auch auf diese Weise geht Lebensarbeitszeit
verloren!
Unser Minister Hahn ist Garant dafür, dass die
Akademikerausbildung hoch qualitativ bleibt und der österreichische
Arbeitsmarkt auch in Zukunft mit genügend Akademikern versorgt wird. –
Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zu Wort
gemeldet ist Frau Abg Novak. Ich erteile es ihr.
Abg Barbara Novak (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und
Herren! Sehr geehrter Herr Präsident!
Ich möchte mich zuerst bei Frau Kollegin Jerusalem
und bei den GRÜNEN bedanken, dass sie diese Aktuelle Stunde zu diesem Thema
gewählt haben und das Bildungsthema durchaus auch aus aktuellem Anlass wieder
in den Landtag beziehungsweise in dieses Haus gebracht haben. Ich hoffe, dass
uns dieses sehr wichtige Thema in den nächsten Monaten und Jahren in der
Debatte nur mehr mit positiven Erkenntnissen und Nachrichten beschäftigen wird!
Von der ÖVP habe ich mir eigentlich erwartet, dass
sie irgendwann einmal einen konstruktiven Beitrag leistet und nicht wieder in
Populismus verfällt. Leider ist diese Erwartung nicht erfüllt worden. Das ist
schade, denn gerade in der letzten Woche hat sich gezeigt, dass viele der
Dinge, die wir hier diskutiert haben, und viele der Erkenntnisse, die man vor
allem anhand der sehr detailreich und differenziert aufgeschlüsselten
Analyseteile dieser Studien ziehen kann, wirklich etwas sind, worüber man sich
sehr sachlich und grundsätzlich unterhalten kann. Vielleicht schaffen wir es
bei einer der nächsten Debatten, dass Sie sich auch ein bisschen sachlicher einbringen!
Was sind denn die größten Analysepunkte? – Ich
sage das jetzt vor allem für all jene, die das nicht gelesen haben, denn
vielleicht ist das auch der Grund, warum die ÖVP hier nicht sachlich
diskutiert.
Erstens: Die Bildungsmobilität ist nicht so sehr
gestiegen beziehungsweise im Gegensatz zu anderen Ländern noch immer sehr
niedrig. Bildungsmobilität heißt aber im Zusammenhang mit der so genannten
Bildungsrendite, dass es volkswirtschaftlich für jedes Land höchst interessant
sein muss, darauf zu achten, dass die Bevölkerung einen sehr hohen
Bildungsabschluss hat.
Das trifft auf Österreich nicht
zu. Wenn man sich die Detailzahlen anschaut, dann stimmt es zwar, dass die
Studentenzahl nicht zurückgegangen ist, dass sie aber
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