Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 71
wirklich ihre Ziele nennen, die sie in einer halben
Stunde äußern könnten. Sie plakatieren, und Kleingruppen mit extremen
Einzelzielen wie etwa diese Pelzgegner blockieren den ganzen Tag lang
Kaufhäuser, Geschäfte und dergleichen mehr in der Mariahilfer Straße. Außerdem
werden Demos um 22 Uhr abends genehmigt. Das stört zwar die Geschäftsleute und
auch sicherlich die Kunden nicht mehr, hingegen aber die Bewohner, die das
aushalten müssen.
Das Recht auf freie Meinungsäußerung beziehungsweise
das Demonstrationsrecht ist ein hohes Gut, keine Frage. Aber es muss auch eine
Verhältnismäßigkeit der Mittel geben, und diese vermisse ich in Wien mit aller
Deutlichkeit.
Ich darf auch kurz sagen, dass nach den Gesetzen
natürlich nur solche Versammlungen zu untersagen sind, die strafgesetzlichen
Bestimmungen zuwiderlaufen und die öffentliche Sicherheit gefährden. Nach der Europäischen
Menschenrechtskonvention darf das Grundrecht auf friedliche Versammlungen aber
auch eingeschränkt werden, soweit es im Interesse des Schutzes der Rechte und
Freiheiten anderer notwendig ist. Das wird von Theo Öhlinger dahin gehend
ausgelegt, dass eine Begrenzung der Demonstrationsfreiheit möglich sein muss,
um den Geschäftsverkehr nicht unmöglich zu machen, und es Pflicht der Behörden
sei, zwischen Interessen der Veranstalter einer Demo und dem öffentlichen Wohl
und den Interessen anderer Bürger abzuwägen.
Ich ersuche den hier nicht anwesenden Bürgermeister,
dass er sich mit den Sicherheitsbehörden zusammensetzt und endlich dafür Sorge
trägt, dass entsprechende Maßnahmen gesetzt werden! Er ist einflussreich genug!
(Beifall bei der FPÖ.)
Ich nehme ihm nämlich seine festlegende Feststellung,
wo er überall nicht zuständig ist und daher nichts machen könne, nicht ganz ab!
Ich gehe davon aus, dass der Bürgermeister von Wien und gerade Herr
Bürgermeister Häupl ein nicht unwichtiger Mann ist; ich würde ihn als einen der
wichtigsten Männer der Republik bezeichnen. Wenn er will, wird er sicherlich
auch Änderungen bei diesen Nebenaspekten des Demonstrationsrechts in einer
Haupteinkaufsstraße durchsetzen können, und ich hoffe, er wird es wollen.
Dazu kommen noch die Probleme in der Mariahilfer
Straße, die jetzt nicht unbedingt mit diesem Punkt zusammenhängen. Ich erwähne
sie trotzdem kurz: Kriminalität, Auswüchse des Drogenproblems, die allerdings
weniger die Mariahilfer Straße betreffen, sondern hauptsächlich die U-Bahn,
Karlsplatz, Schwedenplatz et cetera.
Im Hinblick darauf wäre die Einführung eines
personell gut ausgestatteten städtischen Ordnungsdienstes eine dringende
Notwendigkeit. Es gibt genügend Beispiele in der Bundesrepublik Deutschland,
dass das dort sehr gut und zur Zufriedenheit der Stadt, der Verwaltung und der
Bürger funktioniert. Beispielsweise wurde so etwas in Nürnberg und auch in
Wolfsburg, einer im Vergleich zu Wien verhältnismäßig kleinen Stadt in
Niedersachsen, eingeführt. Dort geschieht einiges in diese Richtung.
Dieser Ordnungsdienst hat das Ziel, durch handelnde
Präsenz dazu beizutragen, ordnungswidriges Verhalten zu minimieren. Es geht
dabei um Missachtung des Leinenzwanges, Graffiti-Farbschmierereien, es geht um
Lärmen, belästigendes Verhalten, es geht um Betteln, es geht um Fahrradfahren
in der Fußgängerzone, was dort anscheinend verboten ist, es geht um
Nichtbeachtung der Lieferzeiten, Parken in der Fußgängerzone und vieles andere
mehr.
Neben der Möglichkeit, ordnungswidriges Verhalten
anzuzeigen, gibt es auch die Befugnis, Ordnungswidrigkeiten vor Ort zu
unterbinden, Platzverweise und Ersatzvornahmen zu veranlassen und Ähnliches
mehr. Selbstverständlich kann die Polizei zur Unterstützung beigezogen werden,
soweit es im Einzelfall erforderlich ist. Sollten Verwarnungen oder die
Einleitung eines Bußgeldverfahrens unumgänglich sein, hat dies zu erfolgen. Da
hat übrigens die Wiener Einrichtung, die jetzt geschaffen wird, mehr
Möglichkeiten als der Ordnungsdienst in Niedersachsen. Man kann aber sagen: Der
Erfolg dieses Ordnungsdienstes bei der Lösung der Aufgaben ist ein großer, und
die optische Präsenz allein in den Hauptstraßen und Fußgängerzonen ist ein
Sicherheitsfaktor für die Bevölkerung.
Ich glaube, dass die genannten Dinge der Konstruktion
sehr ähneln, welche Frau StRin Sima und die Gemeinde Wien nunmehr für diese
„Waste Watchers" vorgesehen haben, allerdings halt leider eingeschränkt
und nicht in dem Ausmaß, wie es notwendig wäre. Ich sehe darin einen ersten
Schritt im Zusammenhang mit der Notwendigkeit, hier massive Veränderungen
herbeizuführen.
In der gestrigen Debatte hat sich aber leider
gezeigt, dass die SPÖ und Bgm Häupl am Bild Wiens als eine Insel der
Seligen festhalten. Die Bürgerinnen und Bürger Wiens tun das sicherlich nicht
mehr, und ich glaube auch nicht, dass irgendjemand in der SPÖ behaupten wird,
dass Wolfsburg ein Hort der Kriminalität, der Taschendiebstähle, der
Einbruchsdiebstähle und der Devastationen ist. Ich glaube das nicht, und ich
glaube, Sie glauben das auch nicht.
Trotzdem, obwohl wahrscheinlich weniger Anlass
besteht, in Wolfsburg ... (Abg Godwin Schuster: Wie viele Personen
sind dort im Ordnungsdienst beschäftigt?) Es ist sicherlich, bezogen auf eine
kleine Stadt von etwa 150 000 Einwohnern, eine größere Zahl. Es sind dort
sicherlich mehr als 30 Personen, Herr Kollege! (Abg Godwin Schuster:
Vielleicht sind es insgesamt 40!) Dann würden wir hier aber auf alle Fälle 400
brauchen, haben aber für einen Teilaspekt nur 30. Das muss man dazu sagen: Wien
ist ja auch eine um ein Vielfaches größere Stadt und bedarf daher auch eines
vielfach größeren Einsatzes. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich glaube daher, wenn man das
betrachtet, was in Nürnberg passiert ist, das ein bisschen größer ist und auch
andere Ordnungsdienste hat, und wenn man Wolfsburg hernimmt und das vergleicht,
dann ... (Zwischenruf von Abg Godwin Schuster.) Ich rede von etwas
ganz
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