Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 71
(Zwischenruf von
Abg Mag Wolfgang Jung.) Die ganze Zeit höre ich jetzt von der
rechten Seite, dass wir in Wirklichkeit eine Stadtpolizei brauchen. –
Jetzt haben Sie quasi eine Stadtpolizei beziehungsweise „die Keimzelle einer
neuen kommunalen Ordnungstruppe“, wie Kollege Ulm das wahrscheinlich
formuliert, und diese Leute sollen dann noch ein bisserl kostümiert
herumlaufen, wahrscheinlich so ähnlich wie die Naturwacht in der Lobau, die
alle ausschauen wie Klone von Otto König. Und die „Waste Watchers“ sollen jetzt
wahrscheinlich mit einem orangen Overall bekleidet auftreten.
Faktum ist: Wir lehnen diese Augenauswischerei ab,
weil wir glauben, dass das nicht die Keimzelle einer besseren
Hundstrümmerlbeseitigung ist, sondern die Keimzelle einer eigenen
Ordnungspolizei in Wien. – Danke
schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zu Wort
gemeldet hat sich Abg Dipl-Ing Stiftner. Ich erteile es ihm.
Abg Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Damen und
Herren! Einen wunderschönen guten Tag! (Der Redner hat eine Vorrichtung mit,
auf welcher sich eine weiße, eine blaue und eine orange Kappe befinden. Abg
Jürgen Wutzlhofer: Lei! Lei! – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Wenn Sie jetzt etwas beunruhigt in Ihre Kalender
schauen und wegen meiner Kopfbedeckungen glauben, Sie haben den Faschingsbeginn
verschlafen, dann kann ich Sie beruhigen: Es ist dies ein ganz normaler Tag im
normalen Politik- und Verwaltungsdschungel der Stadt Wien, sehr geehrte Damen
und Herren! (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Wir haben hier heute einen Überwachungskörper namens
„Waste Watcher“ zu beschließen. Es gibt aber gleichzeitig auch einige andere
Überwachungskörper. (Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Wollen Sie sich bewerben?) Ich
werde mich dann bewerben, ich weiß allerdings noch nicht, bei wem, ich muss
mich noch entscheiden.
Zu den Kappen, die ich jetzt auf dem Kopf habe:
Wissen Sie, wofür die blaue Kappe ist? –
Diese Kappe tragen jene, die die Parkometerabgabe überwachen. Die weißen Kappen
sind für jene, die den ruhenden Verkehr überwachen. Ein echt weltbewegender
Unterschied! Und dann gibt es für die neue Eingreiftruppe noch orange Kappen,
die offensichtlich – das sage
ich, um Zwischenrufe gleich zu vermeiden –
nichts mit einer politischen Partei zu tun haben.
Ich denke, allein an diesen Kappen sieht man, welch
extremer Dschungel an Kompetenz-Wirrwarr hier gegeben ist, und dieser
Kompetenz-Wirrwarr sollte endlich beseitigt werden, sehr geehrte Damen und
Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Um es Ihnen klar zu sagen: Wir begrüßen natürlich
Ihren Gesetzesentwurf und werden diesem auch unsere Zustimmung erteilen. Wir
wundern uns nur ein bisschen, was denn jetzt Ihre Beweggründe waren, nachdem
wir das schon sehr oft gefordert haben. Jedenfalls schätze ich aber die
Initiative der Umweltstadträtin wirklich, nun einen entsprechenden
Überwachungskörper einzuführen!
Bisher haben wir dank der unermüdlichen
Aufklärungsarbeit der Wiener Stadtregierung immer gehört, dass Bombay
schmutziger ist als Rom, dass Rom weniger schmutzig als Neapel ist und dass
Wien überhaupt das Beste vom Besten ist. Allerdings ist jetzt die wachsende
Unzufriedenheit der Wienerinnen und Wiener mit dem Sauberkeitszustand in Wien
auch mit angeblichen Umfragen nicht wegzudiskutieren. Sehr geehrte Damen und
Herren! Ich weiß nicht, wie Sie diese Umfragen machen! Das, was man von der
Bevölkerung direkt hört, klingt jedenfalls ganz anders!
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich kann Ihnen
durchaus attestieren, dass Wien im Vergleich zu den Metropolen der Dritten Welt
und gegenüber vielen Städten Südeuropas sicherlich eine saubere Stadt ist,
keine Frage. Offensichtlich hat der Österreicher aber nun einmal eine etwas
bessere Wahrnehmungsschwelle, auch was Unsauberkeit betrifft. Ich denke, auch
das macht unsere Kultur aus. Dazu gehört auch, was wir von unserem Stadtbild
erwarten und was wir unter Lebensqualität verstehen. (Zwischenrufe bei der
SPÖ. – Abg Godwin Schuster: Haben Sie den Faden verloren?) Nein! Aber
während ich kurz in meinen Unterlagen blättere, haben Sie Zeit nachzudenken!
Das ist viel wichtiger, denn Sie sollten einiges hier auch wirklich umsetzen!
(Beifall bei der ÖVP.)
Interessant ist, dass, wenn die ÖVP etwas vorschlägt,
meist nicht sehr viel geschieht, dass man aber, wenn der Druck größer wird und
man sich nicht mehr wehren kann, einiges davon dann doch umsetzt. Uns wird
ständig unterstellt, dass alles gar nicht so ist, wie die ÖVP sagt, und wir von
der ÖVP werden aufgefordert, nicht die Stadt krank zu jammern. Andererseits
setzen Sie dann aber doch Maßnahmen und es freut uns, dass es da gar keinen
Zwist zwischen uns gibt! Diesfalls reichen wir Ihnen die Hand und wollen Sie
gern auf Ihrem Weg in Richtung Schaffung eines ordentlichen Ordnungsorgans in
dieser Stadt begleiten! (Beifall bei der ÖVP.)
Nun darf offensichtlich sein, was vorher nicht sein
durfte, und die Bestimmungen der Reinhalteverordnung sollen jetzt umgesetzt
werden. Sie haben die Sache natürlich sehr geschickt gehandhabt und haben einen
eigenen Begriff geschaffen, um gesichtswahrend zu wirken: Sie haben die Truppe
„Waste Watcher“ genannt. Das finde ich durchaus kreativ, damit kann ich gut
leben, denn uns ist ja wichtig, was inhaltlich geschieht, und nicht, welche
Bezeichnung etwas hat.
Sehr geehrte Damen und Herren! In Summe wird damit
das Verschmutzungsproblem aber noch nicht gelöst, sondern das ist bestenfalls
ein erster Schritt beziehungsweise eine Halblösung.
Allerdings muss ich sagen, dass
ich die bisherigen Reaktionen der Wiener GRÜNEN zu diesem Thema mit etwas
Kopfschütteln zur Kenntnis genommen habe. Ich weiß nicht, wie andere
Grün-Parteien diesbezüglich denken, aber mir ist keine andere Grün-Partei in
Europa bekannt, die Umweltverschmutzung wirklich als
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