Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 71
Ahndung." - Das glaube ich Ihnen nicht! Das
haben Ihnen die Vorredner erklärt: Diese 30 Mann, paarweise auftretend,
sind 15 Paare, die durch Wien fahren. Also, wenn das effizient ist, dann
werden wir eine neue Begriffsbestimmung brauchen, was „effizient" ist.
Meines Erachtens kann es ineffizienter gar nicht sein.
Dann steht hier aber - und da sind die Sozialisten
immer gut -: „durch neu eingerichtete Organe der öffentlichen Aufsicht" –
Hauptsache, wir haben neue Organe, neue Bedienstete! Aber, mein Gott, was
werden denn die in Wirklichkeit bewirken können? - Ich fürchte, nicht allzu
viel.
Wir haben dann in § 2 Abs 3 des
Reinhaltegesetzes: „Einrichtungen im Zuge einer Straße, wie
insbesondere ..." – Dann ist das aufgezählt, nur: Man hat beim
Insbesonderen halt die Schaltkästen, die Lichtmaste, die Bänke, die Zäune, die
in der Reinhalteverordnung 1982 in § 1 definiert sind, im Reinhaltegesetz
nicht definiert. Wir erlauben uns, dahin gehend einen Zusatzantrag
einzubringen.
Was uns auch nicht gefällt, ist § 2 Abs 8,
und zwar der Verursacher. Im Reinhaltegesetz ist als Verursacher der kleine Plakatierer
gemeint, und zwar der, der dann zum Handkuss kommt, falls er von diesen „Waste
Watchers" erwischt wird. Aber der ist ja eigentlich nicht derjenige, der
ursächlich schuld daran ist, dass dieses Wildplakatieren in Wien stattfindet.
Wir schlagen daher eine textliche Änderung vor - ich habe Ihnen diesen
Abänderungsantrag schon gegeben. Wir schlagen vor, dass nicht nur der
Verursacher, also derjenige, der das Plakat irgendwo auf einen Schaltkasten
oder auf einen Lichtmast klebt, gestraft werden soll, sondern es gehört
eigentlich der Auftraggeber bestraft oder der Begünstigte.
Wir stellen uns das ähnlich wie bei einer
Anonymverfügung vor: Wenn einer zu schnell fährt, wird ja auch zunächst einmal
die Anonymverfügung dem Autobesitzer, dem Eigentümer zugestellt. Und wenn der
sagt, ich war es nicht, dann kommt es zu einer Anzeige. Wenn der Eigentümer
sagt, das habe ich Herrn Maier geborgt, dann ist eben Herr Maier dafür
verantwortlich, dass er zu schnell gefahren ist oder sonst irgendein Delikt
begangen hat. - Und so ähnlich soll es auch beim Wildplakatieren werden. Da
müssen wir uns halt irgendwo Gesetzesänderungen vorstellen, dem Bundesgesetz
entgegenstellen. Da werden wir halt schauen, dass wir mit dem Bund eine
Einigung erzielen, denn es kann ja nicht so sein: Der kleine Plakatierer bleibt
über - der ist meistens mittellos -, und die Werbemittelfirma, die sich
überhaupt nicht darum kümmert, wo dieser arme Hund seine 500 Plakate in
der Stadt aufklebt, hat den Verdienst. Der Auftraggeber hat seine Reklame in
der Stadt verteilt - und über bleibt der wirklich Ärmste.
Gänzlich anderer Meinung als die Frau Stadtrat sind
wir bezüglich Erkennbarkeit und Uniformierung. Wir meinen, es ist schon ganz
gut, wenn man die Leute von Weitem erkennt, dass die Leute nachdenken. Das ist
ungefähr wie bei der Radarbox: Man kann ein Radar so hinterhältig machen, dass
man sagt, man stellt sich irgendwo auf der Autobahn hin, auf einer Ausbuchtung,
und schaut: Ah, wer fährt da zu schnell?, und dann haben wir halt irgendeinen abkassiert.
(Abg Mag Rüdiger Maresch: Haben Sie vielleicht bezahlt, Herr Kollege?) Das
bringt aber psychologisch nicht sehr viel.
Sehr gut ist hingegen die Radarbox auf der
Grünbergstraße. Die kennt jeder. Aber Sie werden es nicht glauben - ich fahre
öfter da runter, ich fahre fast täglich -: Die Leute kommen doch auf die Idee
zu sagen: Ah, da steht die Radarbox, in Wirklichkeit sollte ich eigentlich
bremsen!, und sie tun es zumal auch, und es kommt irgendwann ins Gehirn hinein,
dass man sagt: Wir sind in einem Stadtgebiet, da gehört eben eine gewisse
Tempobeschränkung! - Und die Radarbox macht den Autofahrer darauf aufmerksam.
Und wenn dieser noch immer stur und dumm genug ist und angesichts der Radarbox
sein Tempo noch immer nicht drosselt, dann ist es ja nur gut, dass er gestraft
wird. - Und wenn einer so einen „Waste Watcher“ sieht und glaubt, er muss noch
immer seinen Dreck auf die Straße schmeißen, dann soll er ja zu Recht bestraft
werden! Das heißt, eine gewisse Erkennbarkeit würde uns durchaus gefallen.
Das heißt, wir sind der Meinung, der Ordnungsdienst
sollte allein durch sein Auftreten die Verschmutzung und die Unordnung
hintanhalten. Wir wollen nicht auflauern, sondern wir wollen präventiv wirken.
Völlig anderer Meinung sind wir auch zur Meinung der
MA 48 in der Broschüre „Perspektiven", Heft Nummer 3/4 aus 2007,
auf Seite 74. Darin wird behauptet, dass sich In- und Ausländer beim
Problemkreis Müll, Mülltrennung und Sauberkeit ähnlich verhalten. - Die
tägliche Beobachtung zeigt, dass dem leider nicht so ist! - Sicherlich können
wir die Kulturunterschiede nicht gänzlich überwinden, so heißt es, müssen uns
aber als Stadt umso mehr anstrengen.
Dass Wien aber derzeit einer Balkanisierung und auch
einer Orientalisierung unterliegt, ist wohl schwer zu leugnen. (Ironische
Heiterkeit bei den GRÜNEN. – Abg Mag Rüdiger Maresch: Meinen Sie das ernst?)
Und der schlagendste Beweis dafür, dass wir dieser Balkanisierung unterliegen,
ist ja dieses Gesetz! Früher haben wir das alles nicht notwendig gehabt. Früher
war Wien wirklich angenehm, was die Lebensqualität betrifft. Und wie hat es
schon früher geheißen in einem alten Spruch? Früher hat es geheißen: Am Rennweg
beginnt der Balkan. - Ich kann Ihnen sagen, jetzt beginnt der Balkan leider
schon in Hadersdorf! (Zwischenrufe der Abgen Mag Alev Korun und Mag Rüdiger
Maresch.)
Ja, ich lebe dort, und wir spüren es ja! Gehen Sie
einmal in einen Park in Penzing: Früher war in Penzing Sauberkeit - heute heißt
es meistens, der Park ist besetzt; als geborener Wiener traut man sich da
ohnedies schon kaum hinein. Und ich freue mich schon auf die „Waste Watchers“,
die in den Reinlpark gehen und dort einem, der auf der Parkbank sitzt und einen
Haufen Sonnenblumenkerne, die er schon alle ausgespuckt hat, neben sich liegen
hat, sagen: „Lieber Herr, 36 EUR - oder Sie müssen Ihren Haufen, den Sie
da ausgespuckt haben, wieder einpacken!“
Darauf freue ich mich schon, und
ich wünsche dieser
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