Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 71
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrter Präsident! Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin! Hohes Haus!
Ein paar Worte zum Kindertagesheimgesetz, dessen
Novelle eigentlich das Thema der heutigen Tagesordnung sein sollte: Es ist, wie
schon kurz von den Freiheitlichen am Anfang sogar richtig erwähnt, das
Nachvollziehen einer EU-Regelung – dann ist das Ganze ein bisschen abgeglitten
–, die vorsieht, dass die Ausbildung für KindergartenpädagogInnen aus anderen
EU-Ländern der österreichischen gleichgestellt werden kann und – darauf haben
Sie Bezug genommen, Herr DDr Schock – und dass Ausbildungen als gleichwertig
anerkannt werden, „die in einem anderen Staat erworben wurden, dessen
Staatsangehörigen Österreich auf Grund eines Staatsvertrages im Rahmen der
Europäischen Integration dieselben Rechte für den Berufszugang zu gewähren hat
wie österreichischen Staatsangehörigen".
Es ist die Frage, wer so einen Vertrag hat! Eine
kurze Recherche bei der Leiterin der MA 11 war notwendig. Diese hat dazu
geführt, dass es einen Staat gibt, der ein solches Abkommen mit Österreich hat,
das ist die Schweiz. Schweizerisierung der österreichischen Verhältnisse ist
eine irrsinnige Gefahr, vor der Sie hier eindrücklich gewarnt haben. (Abg Mag Thomas Reindl: Um Gottes Willen!
Da wird die FPÖ gleich eingreifen!) Ich schließe mich dem nicht an, ich habe
keine Schwierigkeiten mit Schweizern.
Ich möchte auch ganz eindeutig etwas anderes sagen:
Unabhängig von der Unmöglichkeit der Anrechnung nach dem neuen Gesetz für
Pädagoginnen und Pädagogen, die aus der Türkei kommen – diese müssen nach wie
das Nostrifikationsverfahren abschließen wie bisher auch –, ist es eine
Entwicklung, die wir ausdrücklich befürworten, eine Entwicklung, die zu mehr
Interkulturalität in den Wiener Kindergärten führen soll, was auch die
Ausbildungen in den BAKIPs beinhalten sollen. Mehr Interkulturalität in der
Elternarbeit, in der Sprachförderung, in den Kindergärten, der PädagogInnen
bringt einfach Integration ein mächtiges Stück voran.
Wenn Sie sagen, Sie wollen auf der einen Seite keine
Parallelgesellschaftlichen, die Sie überall orten – ich teile Ihre Meinung da
nicht –, und auf der anderen Seite sind Sie gegen jeden Schritt, der die
Möglichkeit der Integration von Menschen mit anderem kulturellen Background in
unserer Gesellschaft beinhaltet, dann ist das erstens eine Politik des
Halbwissens und zweitens eine Politik, die keine Probleme löst, sondern
Probleme überhaupt erst schafft. Aber das ist genau das, was Sie wollen. Sie
wollen Probleme schaffen, um nachher zu zündeln, und das lehnen wir ab. (Beifall
bei der SPÖ.)
Schützen Sie uns vor Extremisten und vor Fanatikern,
haben Sie gesagt. Ich sage Ihnen, ich wünsche mir das so sehr, dass mich
irgendjemand schützt vor diesen Extremisten und Fanatikern in diesem Haus, die
da in Ihrer Fraktion sitzen. Es ist unerträglich: Ihre Politik des
Verfolgungswahns und des Hasses und der Unwissenheit und der Verteufelung von
allem, was man nicht versteht; und da man so viel nicht versteht, wird alles
verteufelt. (Beifall bei der SPÖ.)
Zum Punkt der Nachsichtsregelung hat Kollegin Smolik
ja schon ausgeführt, dass wir gemeinsam einen Antrag stellen, der den
Trägerinnen und Trägern der Kindergärten in Wien ermöglicht, sich auch passend
zu dem Versorgungsauftrag, den es in unserer Stadt gibt und der an oberster Stelle
steht, und zu ihren eigenen Bedingungen, die sie haben, auf das
Kindertagesheimgesetz einzustellen, also diese fünf Jahre Übergangsfrist. Mehr
habe ich dazu nicht zu sagen.
Eine Sache möchte ich noch in Richtung ÖVP sagen,
nämlich über Zahlen. Ich kann es mir nicht verkneifen. Es war heute in der
Bildungsdiskussion Thema, gestern ist es im Gemeinderat anlässlich der
Gebührendebatte, glaube ich, von der wie immer faktensichern Frau StRin
Cortolezis-Schlager diskutiert worden. Da ist erstens gekommen: In Wien zahlt
man für einen Kindergartenplatz, einen Betreuungsplatz 270 EUR. Dann ist
gekommen: Ein Halbtagesplatz kostet 200 EUR, und das alles sei total viel
und verglichen mit anderen Bundesländern überhaupt ein Wahnsinn.
Ich halte diese unredliche Diskussion nicht aus, und
deswegen muss ich das auch jetzt zum Thema sagen. Vielleicht ein bisschen zum
Zuhören: Ein Ganztagesplatz in einem Wiener Kindergarten kostet 214,28 EUR, ein
Zeitplatz – also bis 14 Uhr – 155,25 EUR und ein Halbtagesplatz 126,82 EUR.
(StRin Mag Katharina
Cortolezis-Schlager: Essen!) Wenn man das Essen, wie Sie richtig sagen,
dazunimmt – was man beim Halbtagsplatz nicht dazunimmt, wovon Sie gesagt haben,
er kostet 200 EUR; also, 126,82 EUR, ein „kleiner" Unterschied!
–, dann kommt man für einen Ganztagesplatz auf diesen Betrag, den allerdings
nur weniger als ein Drittel aller Eltern zahlt! Weniger als ein Drittel aller
Eltern! 40 Prozent erhalten eine Ermäßigung, und der Rest bezahlt gar
nichts.
Vorarlberg ist ein gutes Thema! Kennen Sie die
Statistiken über die Schließtage? In Wien sind die Kindergärten
durchschnittlich 10,1 Tage im Jahr geschlossen. Das betrifft die
städtischen Kindertagesheime, die zwei Schließtage haben und gemeinsam mit den
privaten Trägern durchschnittlich 10,1 Schließtage haben. Bezüglich
Vorarlberg hat die Frau Stadträtin gesagt, es gibt 56,5 Schließtage im
Jahr, durchschnittlich! Das sind elf Wochen! Ich meine, welche berufstätigen
Leute können diesen Kindergarten mit ihrem Leben vereinbaren?
Abgesehen davon ist der Vereinbarkeitsfaktor laut AK
von vorarlbergerischen Kindergärten 9 Prozent und von tirolerischen
5 Prozent. Das heißt, 5 Prozent aller Kindergärten in Tirol –
ÖVP-Bundesland –, 9 Prozent in Vorarlberg – ÖVP-Bundesland –, 10 Prozent
in Niederösterreich – ÖVP-Bundesland – sind ganztägig geöffnet, an fünf Tagen
geöffnet, 40 Stunden in der Wochen geöffnet. In Wien sind das
80 Prozent!
Es geht mir auf den Geist, wie Sie das beste System in
ganz Österreich mit völlig falschen Zahlen permanent schlechtmachen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Sehen Sie, es wäre mir echt recht
– ich will nichts schönreden, man kann immer viel verändern, gerade im
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