Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 71
Abg Monika Riha (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es ist erstaunlich, was man aus einem Thema machen
kann. Ich glaube, man könnte hier alles diskutieren, und Sie hätten Ihr
Lieblingsthema, und ich bin sehr dankbar, dass das nicht nur mir auffällt.
Ich möchte gerne wieder zum Ursprungsthema
zurückkommen, nämlich zum Kindergarten. Meine Kollegin Anger-Koch hat ja schon
zu dem Kindertagesheimgesetz Stellung genommen, daher möchte ich zum
Kindergarten allgemein Stellung nehmen.
Der Herr Abg Wutzlhofer hat gesagt, er hört nicht
gerne Zahlen. Leider kann ich ihm ein paar Zahlen doch nicht ersparen. (Abg
Jürgen Wutzlhofer: Ihnen verzeihe ich das!) In ein paar Monaten wird aller
Voraussicht nach die Neuregelung des Kinderbetreuungsgeldes in Kraft treten.
Derzeit haben wir in Wien mehr als 24 000 Bezieherinnen und -bezieher von
Kinderbetreuungsgeld. Es ist damit zu rechnen, dass, wenn es jetzt 800 statt
der 436 EUR gibt, bereits ab 1. Jänner viele Frauen auf diese
Neuregelung zurückgreifen wollen oder müssen und es einen deutlich erhöhten
Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen gibt.
Jetzt wurden von unserem Vizekanzler Molterer ja
20 Millionen EUR für das nächste Jahr zur Verfügung gestellt, und ein
großer Teil davon wird auch Wien zugute kommen, und der Herr Landeshauptmann
hat in der Vorwoche ja schon verkündet, es wird in den nächsten drei Jahren
3 000 Kindergartenplätze geben. Am Anfang habe ich mir gedacht, das
ist eine tolle Zahl. Dann habe ich es mir ganz genau angeschaut, denn Zahlen
sind immer was sehr Subjektives. Das heißt, in drei Jahren gibt es je
1 000 Kindergartenplätze pro Jahr. Wenn man die Kindergartenplätze
auf Gruppen umrechnet und pro Kindergarten 25, pro Krippe 15, sagen
wir im Schnitt 20, rechnet, sind das 50 Gruppen pro Jahr. Wenn man das
auf die 23 Bezirke aufteilt, dann haben wir genau 2,2 Gruppen pro
Bezirk und ungefähr 44 Kinder.
Ich kann Ihnen aber wirklich schon jetzt aufzählen,
dass sich das nicht ausgehen wird, weil schon jetzt in einem Kindergarten oft
40, 50 Plätze fehlen, vor allen Dingen in den Ballungszentren, wo viel
Neues gebaut wird, denn wie wir alle wissen, wird ein Kindergarten ja nicht von
heute auf morgen gebaut. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn nur 15 Prozent dieser 24 000
zusätzlich einen Platz in Anspruch nehmen wollen – und 15 Prozent ist eine
relativ realistische Größe –, dann sind das allein 3 600 Plätze, die
nur durch die zusätzlichen Frauen und Männer, die jetzt kürzer arbeiten,
gebraucht werden. Wenn man jetzt noch davon ausgeht, dass im Herbst 2008
die Neuregelung wirksam wird, dass das letzte Kindergartenjahr für Kinder mit
Sprachdefiziten verpflichtend wird, dann wird es noch einmal einen erhöhten
Bedarf geben. Da sollte wirklich vorgedacht werden, einerseits deshalb, weil es
diese Quantität brauchen wird, und auf der anderen Seite, weil es nicht nur
Quantität braucht, sondern diese Quantität ja auch Qualität haben muss.
(Beifall bei der ÖVP.)
Insbesondere bei der Bildung und der Betreuung der
unter Dreijährigen braucht es ein erhöhtes Maß an Qualität, nicht nur in der
pädagogischen Begleitung und Betreuung, sondern natürlich auch im Platzangebot.
Kinder unter drei Jahren – das wissen wir alle aus der Entwicklungsforschung –
brauchen besonders viel Platz.
Jetzt stimmt das zum Großteil, was der Herr
Wutzlhofer gesagt hat. Natürlich, wenn wir die Länder vergleichen, gibt es
Dinge, da schneidet Wien um einiges besser ab, aber es gibt auch Vergleiche,
bei denen die Bundesländer besser abschneiden. Zum Beispiel gibt es in der
Steiermark in jedem Kindergarten einen Bewegungsraum. (Beifall bei der ÖVP.) Es
gibt in Linz jedenfalls für zwei Gruppen einen Bewegungsraum, und in Klagenfurt
– das habe ich selber gesehen und weiß es also – gibt es für jeden Gruppenraum
einen Bewegungsraum. Also da haben wir noch ein großes Stück hin, und ich
glaube wirklich, dass wir diese Bewegungsmöglichkeit, die ja auch eine wichtige
Voraussetzung für die Entwicklung der Intellektualität und der kognitiven
Fähigkeiten ist, unseren Kindern zur Verfügung stellen sollten.
Aber auch die Ausbildung ist ein ganz ein wichtiger
Faktor. Ich kann diesbezüglich den Herrn Gudenus und auch den Herrn
Dr Schock beruhigen. Jede Kindergartenpädagogin, die in Wien angestellt
wird, hat eine in Österreich anerkannte Ausbildung. Jede legal angestellte, denn
eine andere darf nicht angestellt werden. (Beifall bei der ÖVP.) Und wenn sie
die nicht hat, dann muss sie das in Österreich nachmachen. Es wird auch
überprüft, ob sie diese Ausbildung hat, was nicht heißt, dass nicht
irgendjemand auch jemand nicht legal anstellen kann, aber eine legal
angestellte Kindergartenpädagogin hat eine adäquate Ausbildung, die in
Österreich anerkannt ist.
Trotzdem brauchen wir in der Ausbildung einiges an
Verbesserung. Die Kindergartenpädagoginnen benötigen im vermehrten Maß eine Ausbildung
im frühkindlichen Bereich und eine im Bereich der Sprachförderung. Wenn jetzt
diese neue Aufgabe der Sprachförderung und Sprachbegleitung im intensivsten
Ausmaß auf unsere Kindergartenpädagoginnen zukommt, dann müssen wir sie dafür
professionalisieren. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir brauchen verbindliche Qualitätsstandards für alle
Kindergärten, und ich finde es wirklich sehr positiv, dass nach unserem letzten
Antrag zum Thema Bildungspläne für alle Wiener Kindergärten jetzt eine
Arbeitsgruppe installiert wird, in der alle Wiener Trägerorganisationen dabei
sind.
Sie wissen aber auch, dass jetzt
die neuen Sprachstandserhebungen eingeführt werden sollen, und damit Wien auf
diese Art der neuen Sprachstandserhebungen wirklich gut vorbereitet ist, sind
wir der Meinung, sollte es auch da eine Arbeitsgruppe geben, die schon im
Vorhinein überlegt: Wie kann so eine Sprachstandserhebung ausschauen? Es muss
wirklich ein gutes Setting für Kinder geben, und es kann nicht sein, dass eine
fremde Person in einer fremden Umgebung bei vier- bis fünfjährigen Kindern
sozusagen in einer Prüfungssituation die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular