Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 71
wichtige Stimme hören, die sich im Gesundheitsbetrieb
selbst zu Wort meldet, parteilich für die Patienten und Patientinnen, wenn es
um Unterversorgung oder Fehlversorgung geht. Wir haben diese Debatten in der
Vergangenheit über die Pflege wirklich abgehandelt. Wir haben die Dialyse und
die Defizite in diesem Bereich, die dringende Notwendigkeit, hier aktiv zu
werden, als Beispiel. All das sind wichtige Themen. Es kann dem Patientenanwalt
nicht egal sein, ob jemand nächtens mit allen Stressfolgen, mit allen
Gesundheitsfolgen dialysiert wird. Auch in Fällen der Unterversorgung oder
Fehlversorgung möchte ich seine Stimme hören.
Ich wünsche mir, Herr Dr Brustbauer, wenn es um die
großen Themen, die wir jetzt diskutieren, geht, ob das die Gangbetten oder die
Wartezeiten sind oder die Tatsache ist, dass wir jetzt ganz speziell in der
Kinderpsychiatrie eine Notsituation haben, dass die Versorgung von Kindern
hinsichtlich Psychotherapie und Psychiatrie im Argen liegt, dass wir hier auch
und fachlich kompetent den Patientenanwalt hören.
Letztlich wünsche ich mir etwas, das ist vielleicht
etwas ganz Leichtes und niemand kann sagen: „Frau Pilz, machen Sie Ihre Politik
lieber selber, der Patientenanwalt ist kein Politiker, der muss das alles nicht
tun!" Ich sehe es anders, aber selbst, wenn wir nur dort anfangen, wo es
im Kleinen etwas zu ändern gibt, müsste die Patientenanwaltschaft
niedrigschwelliger zu erreichen sein. Schauen Sie einmal auf die Homepage. Ich
habe es schon Dr Dohr gesagt, es hat nichts genützt. Ich sage es jetzt wieder,
vielleicht nützt es etwas. Für die Homepage auf der wien.at-Seite braucht jemand
eine Brille, und wenn er sehbehindert ist, braucht er eine besonders große
Brille, damit er überhaupt sieht, was dort steht. Und dann atmet sie den Charme
von Amtsstuben. Dort werden in kleingedruckten Worten Gesetze zitiert, man kann
sich Berichte herunterladen, aber man fühlt sich nicht eingeladen. Mit keinem
Wort sind der Patient oder die Patientin persönlich adressiert, das
Mitarbeiter-Team bleibt im Dunkeln und es gibt kein einladendes, begrüßendes
Statement des Herrn Dr Brustbauer an die Patienten, die sich vielleicht
überlegen, ob sie sich hintrauen sollen oder nicht. Also jeder
Informatikstudent im vierten Semester oder von mir aus auch ambitionierte
Kinder von hier anwesenden Gemeinderäten machen so eine Homepage in null Komma
genau nichts. Ich weiß nicht, wieso es zehn Jahre dauert, dass man in der
Gemeinde Wien hinsichtlich der Patienteninformation im Internetauftritt im
21. Jahrhundert ankommt. Es schreckt ab, es lädt nicht ein und es zeigt
sich in der Homepage das dahinterliegende Verständnis von: „Kommen Sie, bringen
Sie einen Schadensfall ein, seien Sie ein Beschwerdeführer und wir werden Ihren
Akt bearbeiten."
Wir brauchen einen frischen Wind, wir brauchen einen neuen
Zugang, wir brauchen Kommunikation im Gesundheitsbereich auf Augenhöhe und sie
muss in der Patientenanwaltschaft beginnen. - Danke schön. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächste
Abgeordnete hat sich die Kollegin Praniess-Kastner zum Wort gemeldet. Ich
erteile es ihr.
Abg Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Dr Brustbauer!
Uns liegt der Bericht der Patientenanwaltschaft vor.
Wie schon gesagt, Herr Dr Dohr ist dafür noch zuständig gewesen.
Meine Damen und Herren, ich habe den Bericht
durchgeblättert und habe gefunden, er ist ein Geschenk. Er ist ein Geschenk an
die Stadtregierung, aber er ist leider kein Geschenk für die Patientinnen und
Patienten dieser Stadt. Denn wie meine Vorrednerin, Frau Dr Pilz, schon gesagt
hat, ich habe mir sogar die Mühe gemacht, es durchzublättern und durchzuzählen,
dieser Bericht umfasst 130 Seiten. Die Aufgaben der Patientenanwaltschaft
nehmen ein Drittel des Berichtes ein. Dann gibt es einen statistischen
Überblick über den Arbeitsanfall der Patientenanwaltschaft und ein breiter Raum
ist auch der Patientenverfügung gewidmet. Hier wurde Dingen viel Platz und
Aufmerksamkeit gewidmet, die man auch anderswo nachlesen kann, aber
systemimmanente Fehler, die wir immer wieder einfordern und wo wir die
Stadtregierung auffordern, etwas dagegen zu tun, sind meistens mit einem Satz
angeführt.
So möchte ich Ihnen ein Beispiel auf Seite 60
anführen, und zwar einen Satz über die Wartezeiten: „Wartezeiten: Hauptsächlich
Beschwerden wegen zu langer Wartezeiten auf Operationstermine in
Spitalsambulanzen." - Ich war sehr verwundert über diesen Satz, weil wir
das auch immer wieder diskutieren, und habe mit der Bitte um Aufklärung im
Gesundheits- und Sozialausschuss folgende Erklärung der Patientenanwaltschaft
erhalten, ich habe das auch mitgeschrieben, damit ich es nicht vergesse, weil
ich mir gedacht habe, das ist irgendwie eine ziemlich spannende Aussage: „Es
werden Maßnahmen gesetzt gegen diese bereits bekannten Missstände. Es ist daher
eine Vergeudung von Ressourcen, diese im Bericht zu erwähnen." - Eine
spannende Ansage!
Aber es gibt noch weitere Punkte, die nur mit einem
Satz Erwähnung finden. Es geht da um Missstände, die bereits 2002 angeführt
wurden. Und zwar findet sich im Bericht 2005 eine Empfehlung zur
Verkürzung der langen Wartezeiten im Bereich der Herz-Thorax-Chirurgie, was
unter anderem auf einen Mangel an Intensivpflegepersonal zurückzuführen war.
Diese Empfehlung besteht bereits seit dem Jahr 2002/2003. Im aktuell
vorliegenden Bericht findet sich auf Seite 84 ein Satz dazu, der besagt,
dass die 2005 ausgesprochenen Empfehlungen durchwegs längerfristig zu
erreichende Ziele betrafen, die 2006 noch nicht umgesetzt sind. Im Frühjahr
haben sich bei uns bereits zahlreiche Patienten gemeldet, die in Oberösterreich
operiert werden mussten, da im Wiener AKH diesbezügliche Wartezeiten von drei
bis vier Monaten entstanden wären. Auch ein 37-jähriger Wiener wurde von uns
nach Wels vermittelt, da seine Bypassoperation im AKH zwei Mal verschoben
wurde.
Meine Damen und Herren, im
Hinblick auf diese
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