Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 71
Ernsthaftigkeit der Lage denke ich, ist dieser
Laisser-faire-Ton im Bericht der Patientenanwaltschaft sicher weder im Sinne
der PatientInnen noch überhaupt angebracht. (Beifall bei der ÖVP und von Abg Dr
Sigrid Pilz.)
Nun zu den im Bericht erwähnten Fallzahlen, weil 2006
kommt es zu einem Rückgang, und das hat meine Vorrednerin auch schon
angesprochen, der Höhe der vom Patientenentschädigungsfonds ausgezahlten
Beträge. Laut Bericht geht das auf die geringere Anzahl an Beiratssitzungen
zurück. Es wurden 2005 49 Fälle behandelt, davon 47 positiv, und
die ausbezahlte Summe waren 400 000 EUR. 2006 wurden nur
32 Fälle behandelt, davon nur 29 positiv, und eine Summe von
236 000 EUR wurde ausbezahlt. In den Richtlinien des Härtefonds, auch
im Bericht nachzulesen, steht aber, dass vor allem in besonderen Härtefällen
eine rasche finanzielle Hilfe zu gewähren ist. Auf meine diesbezügliche Frage
im Gesundheits- und Sozialausschuss erhielt ich die Antwort: „Durch den langen
Übergangszeitraum des scheidenden Patientenanwaltes und den Beginn des neuen
Patientenanwaltes kam es zu weniger Sitzungen." - Nun, meine Damen und
Herren, dieses Argument überlasse ich Ihrer Bewertung, aber ich stelle fest,
das ist eine massive Verschlechterung für die Patientinnen und Patienten dieser
Stadt.
Die Patientenanwaltschaft deckt anhand einiger Fälle
auch Missstände auf. Da möchte ich drei anführen:
In einem Fall, der besonders tragisch ist, ging es
darum, dass ein Geriatriezentrum verabsäumt hat, einen Angehörigen über den Tod
der Bewohnerin zu informieren. Dieser Fall zeigt auch die systemimmanente
Vorgehensweise in den übergroßen Pflegeheimen des KAV.
Weiters wird auf ein Chaos im FSW hingewiesen, da ein
älterer Herr über Monate Rechnungen über Pflegeentgelte für die Kurzzeitpflege
seiner Gattin nicht erhalten hat und die Fragen, die der Herr zu den offenen
Forderungen hatte, vom FSW über Monate unbeantwortet blieben. Die
PatientInnenanwaltschaft konnte in diesem Fall die Unklarheiten sofort
beseitigen.
In einer Schwangerschaftsambulanz, dazu gibt es im
Bericht auch mehrere Sätze, mussten Patientinnen für ambulante Untersuchungen
während der Schwangerschaft bezahlen, wenn sie in dieser Klinik die Entbindung
nicht vornehmen ließen.
Meine Damen und Herren, das sind einige wenige Fälle
aus diesem ziemlich dürftigen Bericht, die einmal mehr beweisen, dass die
Stadtregierung systemimmanente Fälle negiert oder einfach nicht zur Kenntnis
nimmt. Zum Wohle der PatientInnen dieser Stadt fordere ich Sie auf, dringend
Engpässe zu beseitigen! Ich hoffe, dass wir als Opposition nicht nächstes Jahr
an diesem Rednerpult stehen werden und Patienten- und Anwaltschaftsberichte aus
den Jahren 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 zitieren müssen, mit Problemen,
die bis dato noch immer ungelöst sind.
Herr Dr Brustbauer, bitte richten Sie Ihren
MitarbeiterInnen herzlichen Dank für den vorliegenden Bericht aus! (Beifall bei
der ÖVP.)
Nun, meine Damen und Herren, komme ich noch zu einem
anderen Thema. Dem Thema betreffend die Rücknahme der Mietselbstbehalte. Es
wurde heute schon vom Herrn StR Herzog angesprochen, dass die FPÖ unserem
Antrag zustimmen wird. Die GRÜNEN stellen auch einen Antrag bezüglich der
Rücknahme der erhöhten Mietselbstbehalte. Nachdem alle Gebühren in Wien
deutlich erhöht wurden, stellt die Anhebung des Mietselbstbehaltes eine massive
Belastung für akut armutsgefährdete Menschen dar. Eine Erhöhung des Mietselbstbehaltes
per Verordnung der Landesregierung um 37 Prozent bedeutet sowohl für
SozialhilfeempfängerInnen, aber natürlich auch für Kleinst- und
MindestpensionistInnen, dass sie im Monat mehr als 25 EUR weniger zur
Verfügung haben, das sind 300 EUR im Jahr. Das Budget der Stadt Wien, das
der Stadt zur Verfügung steht, rechtfertigt das in keiner Weise. Die Stadt hat
dafür Sorge zu tragen, dass alle Menschen in Wien ein Leben in Würde führen
können. Notwendige Sozialleistungen willkürlich zu kürzen, kann diesem Auftrag
nicht dienen. Wir stellen daher den folgenden Beschlussantrag:
„Der Landtag möge beschließen: Die ungerechtfertigte
Erhöhung der Mietselbstbehalte in Wien wird unverzüglich zurückgenommen.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung.“
Ich habe gesehen, dass der Herr StR Ellensohn noch
auf der Rednerliste steht. Die GRÜNEN haben ja auch einen Antrag, dem wir
natürlich ebenfalls zustimmen. Ich denke, Herr StR Ellensohn wird die
Gelegenheit ergreifen, uns zu erklären, weshalb Sie im Stadtsenat zugestimmt
haben und jetzt sozusagen uns zustimmen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächste
Abgeordnete hat sich die Kollegin Matzka-Dojder zum Wort gemeldet. Ich erteile
es ihr.
Abg Anica Matzka-Dojder
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrter Herr Präsident! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Sehr geehrter Herr Patientenanwalt Dr Brustbauer!
Ich möchte schon, bevor ich zu dem eigentlichen anzunehmenden
Bericht komme, einige Worte zu meinen Vorrednerinnen sagen, weil sie beide ein
Thema angesprochen haben, das wir schon sehr oft im Gesundheitsausschuss
diskutiert haben. Dazu hat es seitens der Führung im Krankenanstaltenverbund
und des Allgemeinen Krankenhauses ausführliche Antworten gegeben, aber ich sage
es hier noch einmal: Wartezeiten auf die Operationen im AKH sind darauf
zurückzuführen, dass es bei vielen Operationen einfach lange
Vorbereitungszeiten gibt. Die Wartezeiten auf bestimmte Operationen sind aber
in den letzten Jahren auf Grund der Verbesserungen und Umstrukturierungen immer
kürzer geworden.
Ich möchte einige Beispiele
betreffend Hüftoperationen, Herzoperationen anführen: Zum Beispiel
Herzoperationen: Wartezeiten nur zwischen vier und sechs Wochen im AKH, auch in
den anderen Krankenhäusern unverändert vier bis sechs Wochen. Hüftoperationen
im AKH: 18 Wochen. Ich bin selbst zweimal an einer Hüfte
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