Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 71
genau mitgekriegt, wie lange es dauert. Es war für
uns wirklich ganz selten unter zwei Stunden, meistens war es eher Nachmittag.
Die Leidtragenden waren dann die MitarbeiterInnen im Klub, die unter anderem
versucht haben, mit mir zu telefonieren.
Einmal war ein besonderer Auswuchs, an dem Tag waren
MitarbeiterInnen krank, aber auch dafür würde man einen Plan B brauchen,
da sind wir eineinhalb Stunden in einer Schlange angestanden, bis man vorne
sagen konnte, dass man für einen Termin dort ist, der zu dem Zeitpunkt schon
längst vorbei war. Da hat sich meine Frau hinsetzen können, weil ich in der
Schlange gestanden bin. Die schwangere Frau neben mir hat froh sein können,
dass ich dort war, weil ich gesagt habe: „Setzen Sie sich hin und kommen Sie
halt wieder vorbei, Sie sehen mich." Aber es sind dort noch sehr viele
andere Leute eineinhalb Stunden in einer Schlange gestanden und mussten sich
nachher hinsetzen und warten, bis es Nachmittag ist. Das ist dort nicht immer
so, aber oft genug. Das mit der langen Schlange ist uns nur einmal passiert,
ich möchte fair sein, aber stundenlang dort von 9 Uhr bis am Nachmittag zu
sitzen, ist, finde ich, nicht notwendig. Man sieht anhand des
Eingangsbeispieles von mir, dass man es anders organisieren kann. Man muss ja
nicht alle Leute zur gleichen Stunde bestellen. Wenn man vier um 9 Uhr und
vier um 10 Uhr bestellt, dann wartet wahrscheinlich jeder immer noch lange
genug. Also so einfach ist das nicht. Wie das im AKH genau organisiert werden
soll, ist Sache des AKH oder anderer Spitäler. Sonst habe ich in den letzten
zwei, drei Jahren noch keines gebraucht. Aber das ist quasi ein Bericht eines
Patienten, stimmt nicht, weil ich nicht der Patient war, aber von jemandem, der
gesehen hat, wie es einer Patientin geht.
Zur Mietbeihilfenkürzung beziehungsweise zur
Richtsatzverordnung zur Wiener Sozialhilfe, die Ende April per Amtsblatt
verlautbart wurde und die ein paar Tage zuvor in der Landesregierung mit den
Stimmen von SPÖ, FPÖ und GRÜNEN, gegen die Stimmen der Volkspartei, beschlossen
wurde: Was ist dort beschlossen worden? Unter anderem die Erhöhung der
allgemeinen Sozialbeihilfe und gleichzeitig im Paket auch die angesprochene
Kürzung via des Selbstbehaltes, via der Erhöhung des Selbstbehaltes von
68 EUR auf 93 EUR im Monat, also eine Kürzung um 25 EUR im
Monat. Das war Ende April.
Was ist nachher passiert? Offensichtlich ist das
niemandem gleich so deutlich aufgefallen, weil politisches Erdbeben war keines.
Aufgefallen ist es dann im Juli. Da sind dann eingeschriebene Briefe an die
Betroffenen gegangen, denen man erklärt hat, es wird eine Kürzung geben. Und
seit 1. September ist die Novelle in Kraft.
Am 22. August 2007 schreibt Josef Mayer für
„BIZEPS-INFO" online unter dem Titel „Wien: Widersprüchliche
Sozialpolitik, beträchtliche Kürzung bei Sozialhilfe" einen längeren
Kommentar, in dem er genau diese Mietbeihilfenkürzung, die es am Schluss ist,
um 25 EUR pro Monat oder 300 EUR pro Jahr beschreibt, dann
gleichzeitig kritisiert, welche Jubelstimmung die zuständige Stadträtin
betreffend gesunde Stadtfinanzen vermeldet und er hat ein Bescheidbeispiel
angeführt. Ich möchte jetzt nicht das Ganze verlesen, aber er kommt eben zum
Schluss, bei 23 Prozent Übererfüllung der Maastricht-relevanten Kriterien
für die Stadt haben wir gleichzeitig zum Beispiel Einsparungen von 25 EUR
bei jeder Mindestpensionistin in dieser Stadt.
Am 25. August interviewt der Journalist Pepo
Meia, das ist dann, ich glaube, ich lüfte da nicht zu viele Geheimnisse, der
selbe Mann, aber zwei Schreibweisen, für das Politmagazin „Trotz allem"
auf Radio Orange den Wiener Bürgermeister. Er fragt ihn, ob er das gewusst
habe, er sehe das so und das seien die Kürzungen. Wie heißt das Zitat von
Michael Häupl betreffend die Kürzungen? „Der Beschluss ist schon okay, aber
seine Interpretationen und seine Auswirkungen anscheinend nicht und das werde
ich mir selbst anschauen. Ich will nicht, dass Mietbeihilfen gekürzt werden,
weil wer Mietbeihilfe bezieht, hat sie bitter notwendig." - Zitat Ende.
So, jetzt marschiert die Geschichte. Am
28. August gibt es eine Serie von Presseaussendungen, unter anderem von
mir, dann ein kleines, wie ich meine, nicht notwendiges Match, ob das Glas
damals bei der Abstimmung halbvoll oder halbleer war, ob das das Wesentliche
war und Aussagen von mir, von Praniess-Kastner und von Kurt Wagner von der SPÖ.
Natürlich fast deckungsgleich die Kritik von der ÖVP und den GRÜNEN, nämlich
300 EUR jährlich Kürzung für Mindestpensionisten und
Mindestpensionistinnen und dazu die Aussendung der Sozialdemokratie, die
ungefähr so lautet, die Aussagen sind alle unseriös, das stimmt alles nicht,
Tatsache ist, Wien ist das einzige Bundesland, das das kennt und dann gibt es
noch einen Verweis darauf, dass insgesamt Erhöhungen erzielt werden konnten,
weil der Bund tatsächlich Geld zur Verfügung gestellt hat. Das macht dann
jährlich 490 EUR pro MindestpensionistIn aus. Von diesen 490 EUR
nehmen sie 300 EUR weg und deswegen haben die Leute mehr. Der Schmäh
lautet, sie haben eh 490 EUR mehr vom Bund gekriegt, also haben sie mehr
als vorher, obwohl wir 300 EUR wegnehmen. Ob das eine große Sozialtat ist,
nachher noch die 300 EUR wegzunehmen, ist eine andere Frage!
Die Geschichte geht dann weiter mit einem zusätzlichen
Interview, das Pepo Meia mit Michael Häupl, dem Bürgermeister und
Landeshauptmann, führen konnte. Nämlich: „Was ist jetzt damit? Sie haben
angekündigt, Sie schauen sich das an. Stimmen die Fakten oder stimmen sie
nicht?" Die 25 EUR pro Monat sind übrigens von niemandem widerlegt
worden, das ist so, ist eh klar. Es steht drinnen, statt 68 EUR
93 EUR Selbstbehalt. Das kann jeder ausrechnen, das sind 25 EUR
Differenz. Mal zwölf ist 300 EUR. Also die SPÖ nimmt den
Mindestpensionisten 300 EUR im Jahr ab. Was sagt jetzt Michael Häupl beim
zweiten Interview? Die Hoffnung vom Interviewer war, dass er sagen wird, er
habe es sich angeschaut, das stimmt leider und er werde es ausbessern, zum
Beispiel, indem die Sozialdemokratie den Anträgen von zwei Oppositionsparteien,
von der ÖVP und von den GRÜNEN, zustimmt, womit ich angekündigt habe, dass wir
natürlich auch dem Antrag der Volkspartei zustimmen
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