Landtag,
13. Sitzung vom 24.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 34
dass zumindest die Wiener ÖVP-Abgeordneten im
Parlament ähnlich agieren. Das können Sie denen einmal ausrichten. (Beifall bei
der SPÖ.) Denn es hängt ja dort nur mehr an der ÖVP, dass das nicht eingeführt
wird.
Jetzt möchte ich mich nicht einlassen auf
philosophische Ausführungen der Kollegin Antonov, die gesagt hat: Die Mehrheit
muss nicht immer die Wahrheit haben. - Ja, aber die Minderheit muss auch nicht
immer die Wahrheit haben! (Zwischenrufe bei den GRÜNEN und der FPÖ.) Was die
Wahrheit ist, das ist ja überhaupt die Frage, und das ist oft eine
philosophische Frage. Was jedenfalls im politischen Sinn wahr ist, entscheiden
im Endeffekt die Wählerin und der Wähler bei der nächsten Wahl. Wer im
Wesentlichen auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger eingeht, der wird
wiedergewählt, und wer wenig darauf eingeht, der wird - wie Sie - wenig
gewählt. So wird das wahrscheinlich auch bleiben.
Sonst sage ich nur - und Klubobmann Oxonitsch hat es
auch schon gesagt -, dass wir für Gespräche zur Verfügung stehen, dass wir auch
die heutige Debatte grundsätzlich für sinnvoll erachten, dass wir für alle
vernünftigen Vorschläge offen sind und dass wir auch über die Kontrollrechte
gerne diskutieren. Natürlich ist dies der Maßstab bei der Weiterentwicklung der
Kontrollrechte: Wird die Kontrolle dadurch tatsächlich besser? - Das sollte man
bei jedem Vorschlag prüfen. Wenn es besser wird, dann sind wir gerne dafür;
wenn es eine Alibihandlung ist oder wenn es sogar schlechter wird, dann sind
wir nicht dafür. So einfach ist das. Ich muss sagen - und das haben ja alle
gesagt -, die Latte für weitere Verbesserungen liegt hier sehr hoch. Aber wir
sollten sie anstreben.
Genauso ist es bei der weiteren Reform der
Landesverfassung. Letztlich ist es ein Gesamtpaket, das war auch bei der
letzten Reform so. Es hat wenig Sinn, hier einzelne Punkte herauszureißen und Stückwerk
zu produzieren, sondern in der Regel gibt es einen demokratischen Prozess
zwischen allen Fraktionen, und man einigt sich dann auf vernünftige gemeinsame
Projekte, die eben eine Weiterentwicklung darstellen. Aber es hat wenig Sinn,
Einzelnes herauszureißen.
Abschließend kann ich sagen: Wien hat einen sehr,
sehr hohen demokratiepolitischen Standard und einen sehr hohen
Kontrollstandard. Man soll sich immer bemühen, noch besser zu werden. Darum
bemühen wir uns, von einem hohen Niveau ausgehend, hoffentlich alle gemeinsam.
- Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zu einer
tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abg Tschirf gemeldet. Ich erteile ihm
das Wort.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Kollege Stürzenbecher hat gesagt, dass das Wahlsystem
in Wien nur geringfügig mehrheitsfördernd wäre. Das ist unrichtig. (Abg Dr Kurt
Stürzenbecher: Die Perspektivenkommission hat noch weitergehende Vorschläge
gemacht!) Hören Sie zu, dann lernen Sie auch noch etwas dazu, dann können Sie
etwas lernen. - Es wäre jedenfalls geringfügig mehrheitsfördernd.
Tatsächlich ist die Prozentverteilung so gewesen:
49 Prozent SPÖ, 19 Prozent ÖVP; bei den Mandaten 55 zu 18. Das führt
in weiterer Folge dazu, dass 64 Prozent der Mandate in den
Gemeinderatsausschüssen auf die SPÖ - bei 49 Prozent der abgegebenen
Stimmen - entfallen, 75 Prozent der Vorsitzenden des Gemeinderates und
100 Prozent der Landtagspräsidenten! (Abg Christian Oxonitsch: Ist aber
dasselbe Wahlrecht wie in Tirol!)
Das ist nicht geringfügig (Abg Christian Oxonitsch:
Ganz genau dasselbe Wahlrecht wie in Tirol!), sondern das ist eine totale
Veränderung des Willens der Bevölkerung. (Abg Christian Oxonitsch: Das
Wahlrecht ist wie in Tirol!) Und das Ziel ist ausschließlich (Beifall bei der
ÖVP. - Abg Christian Oxonitsch: Du weißt es ganz genau!), die totale Herrschaft
der SPÖ in dieser Stadt möglichst zu erhalten und demokratische Pflänzchen zu
zertreten.
Zweiter Punkt. Es ist nicht richtig, dass die
Perspektivenkommission der ÖVP ein mehrheitsfördernderes System vorgelegt
hätte, als das in diesem Haus der Fall ist. (Abg Christian Oxonitsch: Sondern?)
Wenn man sich das System des Politikwissenschafters Poier hernimmt, hätte die
SPÖ 51 bis 52 Mandate, aber nicht 55. Bitte, nachrechnen zahlt sich aus,
damit man hier nicht falsche Aussagen trifft! (Beifall bei der ÖVP. - Abg Kurt
Wagner: Und auch nachfragen!)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Frau Abg Antonov. Es ist die zweite Wortmeldung.
Abg Mag Waltraut Antonov (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich muss mich an dieser Stelle wirklich bei der SPÖ
bedanken: Danke! Und zwar Danke nicht dafür, dass ich als Angehörige einer
Minderheitenpartei oder einer Oppositionspartei
hier stehen und reden darf - denn das ist ja wohl sogar für Sie hoffentlich
demokratiepolitischer Standard -, nein, ich sage Ihnen Danke dafür, dass Sie
alle meine Vorstellungen, die ich am Anfang des Tages von der SPÖ gehabt habe,
bestätigt haben.
Sie sind hier
herausgegangen und haben auf kein einziges der Argumente inhaltlich reagiert.
Nein, Moment! Es hat inhaltliche Reaktionen gegeben. (Abg Godwin Schuster:
Sowohl als auch, das heißt das! Sie haben nicht zugehört!) Kollege Oxonitsch
hat hier über die Zweidrittelmehrheit referiert; leider hat er dabei
Landesrechnungshof und Stadtrechnungshof verwechselt. Das ist ungefähr so wie
Äpfel und Birnen.
Kollege Reindl hat
Statistiken darüber zitiert, welche Landesrechnungshöfe wie viele Berichte
schreiben. Ja, super, Herr Reindl! Aber um die Statistik abzurunden, hätten Sie
vielleicht auch noch dazusagen müssen, wie viele Prüfstellen das Kontrollamt
der Stadt Wien zu prüfen hat und wie viele Prüfstellen das in den einzelnen
Ländern sind. (Abg Godwin Schuster: In Niederösterreich werden es weniger
sein?) Das wäre nämlich auch noch eine interessante Information. (Abg Christian
Oxonitsch: Sowohl Land ...!) Und, wie gesagt, glauben Sie keiner Statistik,
die Sie nicht selbst anführen.
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