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Landtag, 22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 41 von 59

 

über diese Problematik unterhalten habe und wo wir eigentlich zum Schluss gemeinsam gesagt haben, das neue Wiener Drogenkonzept ist etwas, woran man sich orientieren kann, geben wir diesem neuen Konzept eine Chance und versuchen wir gemeinsam, im Sinne der Wiener Bevölkerung und für die Drogenkranken in Wien, hier erfolgreich zu arbeiten.

 

Und ich darf mich bei allen Fraktionen bedanken, die in der Vergangenheit hier sehr intensiv, durchaus auch kontrovers, aber jedenfalls intensiv, an der Problematik mitgearbeitet haben.

 

Lieber Herr Kollege Gudenus, ich könnte jetzt sagen, Sie haben hier erklärt, seit 20 Jahren kennen Sie die Drogenszene am Karlsplatz. Ich muss sagen, Alter ist kein Privileg, aber wenn man etwas älter ist, darf ich Ihnen sagen, dass ich diese Situation schon ein bisschen länger kenne, nämlich seit nahezu 35 Jahren. Und ich kann mich noch an Herrn Gudenus senior erinnern, der mit mir 1983, 1984 und 1985 in der Bezirksvertretung des 4. Bezirkes war. Damals haben wir uns schon, sage ich, sehr fulminant und sehr wortstark über den Drogenbereich unterhalten, und auch Kollege Gudenus senior, damals auch Gemeinderat hier im Wiener Gemeinderat, hat damals keine Gelegenheit ausgelassen, um sich hier über die Drogenszene am Karlsplatz zu verbreitern. Ich darf Ihnen nur sagen, genauso wie Herr Gudenus bleiben auch Sie uns aber die Antworten schuldig. Ihr Vater hat damals gemeint, das Drogenproblem am Karlsplatz könne man lösen, indem man alle Drogenkranken in die U-Bahn hineinsetzt und auf die Donauinsel führt. Nur, was er auf der Donauinsel mit den Drogenkranken machen wollte, hat er uns nicht erklärt.

 

Das ist kein konkreter Ansatz zur Lösung eines Problems, meine Damen und Herren, das ist pure Polemik, und das ist auf das Entschiedenste namens meiner Fraktion abzulehnen.

 

Meine Damen und Herren, wenn Sie schon hier im Prinzip sagen, es gebe keine Drogenprävention, dann sind an Ihnen, Herr Kollege David Lasar, alle Diskussionen der letzten Jahre anscheinend spurlos vorbeigegangen. Sie dürften auch den Sucht- und Drogenkoordinations-, den letzten Leistungsbericht von Jänner bis Mai 2008, nicht gelesen haben, in welchem, aber nicht das erste Mal, ein eigenes Institut für Suchtprävention Rede und Antwort steht und vergleichbare Zahlen und Daten liefert.

 

Wenn man hier im Prinzip drinnen die Aktivitäten, wie zum Beispiel die Multiplikatorenausbildung, lesen kann, so wird man erkennen, dass auch Teams an den Schulen ausgebildet werden, und so weiter, 1 757 Personen waren es in der ersten Jahreshälfte 2008. Es erfolgen Projektberatungen, wo ebenfalls extern beraten wird, es waren 80 solcher Beratungsgespräche. Es finden Tagungen, Veranstaltungen, Vorträge statt, wo das Institut für Suchtprävention im schulischen Bereich eingeladen wurde. 28 Veranstaltungen wurden hier organisiert, es gab Arbeitskreise, Gremien und Vernetzungen mit den Trägerorganisationen, mit den Vereinen, hier hat es 64 Zusammenkünfte gegeben. Zehn Stellungnahmen wurden insgesamt abgegeben, es erfolgten vier externe Anfragen und fünf Begutachtungen präventiver Projektkonzepte, die hier eingereicht werden können. An Schriftwerken wurden allein im letzten halben Jahr vier aufgelegt.

 

Hier davon zu reden, dass nichts gemacht wurde, meine Damen und Herren, geht an der Realität vorbei. Genauso wie beim „Help U“, was ja auch anscheinend ein Lieblingsthema von Ihnen ist. Wenn wir hier feststellen, dass von Jänner bis Februar 2008 2 049 Kommunikationsgespräche stattgefunden haben, dass im Prinzip 989 Informationen weitergegeben wurden, die die Leute interessiert haben, und so weiter, da kann man uns doch nicht vorwerfen, wir hätten hier nichts gemacht.

 

Meine Damen und Herren, jetzt noch zu einem Letzten: Der Verkehrsknotenpunkt Karlsplatz - und Kollege Gudenus hat es gesagt - wird täglich von mehr als 200 000 Personen frequentiert und ist damit Österreichs größter Nahverkehrsbahnhof. Und wie es Orte dieser Art in vielen Großstädten gibt, und da können Sie in andere Städte fahren, da werden Sie Ihre persönlichen Erfahrungen sammeln, da kann man dann nur immer wieder sagen: Willkommen in Europa. Weil Sie glauben ja nur, das ist bei uns ein Extremfall. Ganz im Gegenteil, wenn Sie sich die Statistiken und Zahlen dieser Städte anschauen, dann werden auch Sie mir beistimmen können, dass wir in Wien stolz auf unsere Situation sein können. (Abg David Lasar: Nun, darauf können Sie stolz sein!) Wir können stolz sein.

 

Außerdem ist die Situation am Karlsplatz, lieber Herr Kollege Lasar, nicht schlechter geworden. Ich sage Ihnen, ich habe auch 41 Jahre dort im Nahbereich gewohnt. Ich bin am Karlsplatz in die Schule gegangen, und war mindestens täglich zweimal am Karlsplatz. Also, mir können Sie auch nicht vorwerfen, dass ich die Situation dort nicht kenne. (Abg David Lasar: Na also!) Und ich verkehre heute dort noch, überquere täglich zweimal den Karlsplatz und schaue mir das genau an. Hatten wir damals, im Jahr 2000, noch 300 bis 400 Personen gehabt, die sich regelmäßig am Karlsplatz aufgehalten haben, haben wir mit gleichem Stand des heurigen Jahres zwischen 80 und 100 Personen. Und eines darf ich Ihnen auch ins Stammbuch schreiben: Nicht alle, die sich am Karlsplatz herumtreiben, sind Drogenkranke. Zwei Drittel davon sind alkoholabhängig, das ist aber wieder eine andere Schiene, (Abg Henriette Frank: Das ist doch auch eine Droge!) die im Prinzip genauso zu behandeln ist, aber mit den Drogen nicht unmittelbar etwas zu tun hat, und es gibt hier Erfolge.

 

„Help U“-Mitarbeiter haben durchschnittlich 2 500 Fälle pro Monat, also 83 Fälle am Tag. Sie werden kontaktiert, sie versuchen zu helfen, und die Reduktionen, die hier erfolgen, sind ein klassisches Beispiel für den Erfolg, den dieses Team hat.

 

Wenn Sie sich da herausstellen und sagen - und das haben Sie jetzt in einer Presseaussendung getan, obwohl es die heutige Presseaussendung nicht enthält - wir setzten dort nur teure Streetworker ein, die dann im Endeffekt nichts brächten, dann darf ich Ihnen etwas

 

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