Landtag,
25. Sitzung vom 27.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 32
Dazu wird es mehr bedürfen als
lediglich einer Steuerreform, sondern es wird mit Sicherheit auch das Prinzip
Hoffnung eine gewisse Rolle spielen müssen, wie ich erlernen musste. Es war mir
nicht selbstverständlich, wie viel Psychologie in der Wirtschaft steckt. Das
ist an sich unglaublich für einen der Ratio verpflichteten Menschen, aber sei’s
drum. Andererseits wird er natürlich auch aus Regulierungsmaßnahmen bestehen
müssen. Es wird auf der einen Seite die Diskussion sicher nicht die Linie sein
können, die momentan die Vereinigten Staaten fahren und auf der anderen Seite
nicht die Linie, die etwa lediglich die deutsche Bundeskanzlerin fährt, sondern
es wird ein Maßnahmenmix sein müssen. Dann wird man sehen, wie dieser
Maßnahmenmix letztendlich auch wirkt. Danach kann man dann tatsächlich auch
weitere Maßnahmen setzen oder man merkt eben, dass es greift, dann ist es
ohnehin gut.
Nur eines sage ich schon auch
dazu: Ich bin überzeugt davon, dass im Gegensatz zu der Krise der
Zwischenkriegszeit diesmal ja ein Großteil der Staaten bereit ist zu
intervenieren. Damals konnten sie nicht oder wollten nicht intervenieren. Aber
es geht da mit Sicherheit auch darum, dass nachher dieses System nicht so sein
kann wie vorher. Denn auch die Krise der Zwischenkriegszeit hat das
Währungsabkommen von Bretton Woods nach sich
gezogen und daher halte ich es für wichtig, dass man hier nachher
internationale Maßnahmen auch zur Regulierung der Finanzmärkte setzt. Es kann
nicht sein, dass man nachher einfach zur Tagesordnung übergeht und das Geld,
das jetzt verdampft, dann dort wieder kondensiert, wo Geld normalerweise
kondensiert, nämlich bei den internationalen Konzernen und dieselben Manager
oder vielleicht auch andere machen dann wieder dieselbe Arbeit und dieselbe
Politik. Das kann es wohl nicht sein.
Präsident Prof Harry Kopietz:
Danke. Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn Abg Dkfm Dr Aichinger gestellt.
Ich ersuche darum.
Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Landeshauptmann!
Wir sind uns, glaube ich, einig in
der Einschätzung, dass die derzeitige Situation eine einmalige ist seit dem
Zweiten Weltkrieg. Ich freue mich, dass Sie gesagt haben, dass man den
Stabilitätspakt nicht aufkündigen wird, weil ich glaube, es gehört zu einem
ordentlichen Kaufmann, auch die Finanzen trotz dieser Situation in Ordnung zu
halten. Aber wir wissen auch, und Sie haben es ja fast angedeutet, dass es
notwendig ist, mit einem Maßnahmenmix Geld nicht nur auszugeben, sondern
manchmal Geld auch einzunehmen.
Ich frage daher: Gibt es bei
Ihnen, nehmen wir an, in der Richtung Überlegungen, ob Sie jetzt mehr Geld
einnehmen wollen oder vor allem auch einsparen, sprich, durch eine
Verwaltungsreform einsparen wollen, ob es hier Möglichkeiten gibt, effizienter
zu gestalten, um da eben Geld für die Wirtschaftsankurbelung bereitzuhalten?
Präsident Prof Harry Kopietz:
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Also, Herr Abgeordneter, wir beide gehen sicherlich davon aus, dass heute über
zusätzliche Einnahmen nachzudenken, etwas sein muss, was man sehr punktgenau
machen muss und da stimmen wir ja überein. Denn etwa über die Frage der
Vermögenszuwachssteuer, also eine zusätzliche Einnahme, hat es ja vor rund
einem Jahr eine Übereinstimmung zwischen der ÖVP und der SPÖ gegeben, dieses
Papier trägt auch die Unterschrift des Bundesparteiobmanns der ÖVP, und daher
scheint dies ja legitim zu sein, dass man auch über diese Dinge nachdenkt.
Allerdings, und deshalb habe ich gesagt, punktgenau, ist auch sehr klar
ausgewiesen worden, wofür diese zusätzlichen Einnahmen sein sollen, nämlich für
die Finanzierung unseres Sozialversicherungswesens beziehungsweise des
Gesundheitssystems insgesamt gesehen. Ich halte eine solche Bindung durchaus
für vernünftig und das hat in unserer Stadt ja, wie man von der Wohnbausteuer
weiß, eine sehr gute Tradition, wo man eine ganz bestimmte Steuereinnahme an
den Wohnbau gebunden hat. So ist ja auch ein Großteil der Gemeindebauten der
Zwischenkriegszeit entstanden.
Das würde ich a priori nicht so
verneinen, dass man da darüber nachdenken kann. Ich bin auch der Auffassung:
Jawohl, die Krise hat, wie das Wort schon sagt beziehungsweise die Wortwurzel,
auch die Chance der Veränderung, vielleicht heute mehr Chance. Was ich nicht
will - und da haben Sie mir jetzt die Gelegenheit dafür geboten, das hier auch
zu sagen, weil ich es nämlich auch nicht für sinnvoll halte -, ist, dass man
jetzt Landeshauptleuten unterstellt, synonym für die Länder, dass die völlig
reformunwillig sein sollen, auch für die Verwaltungsreform und Ähnliches. Es
gibt auch zur Frage der Schulverwaltung sehr konkrete Vorschläge, die vor mehr
als zwei Jahren von Lhptm Erwin Pröll und mir ausgearbeitet wurden, was man
hier machen kann und wo es zweifelsohne zu einem - man sagt dann immer so leicht
„sparen“ - effizienten Mitteleinsatz kommen könnte, den man sicherlich auf
anderer Seite auch braucht. Und das halte ich für vernünftig und das halte ich
für richtig. Ja, selbstverständlich gibt es selbst im Gesundheitswesen zwar
nicht täglich die drei Milliarden des Herrn Rechnungshofpräsidenten, aber
selbst dort gibt es selbstverständlich Möglichkeiten, auch so einzusparen, dass
die Mittel, die man braucht, damit die Hightech-Medizin tatsächlich für alle
verfügbar ist, unabhängig von ihrer Brieftasche, zur Verfügung stehen und man
diese Mittel effizienter einsetzen kann und vielleicht nicht soviel zusätzliche
Mittel braucht. Der Unterschied ist schon relativ klar und liegt auf der Hand.
Man braucht sich nur anzuschauen, wie beim KAV der Zuwachs bei Medikamentenkosten
ausschaut oder wie das im Bereich der Wiener Gebietskrankenkasse ausschaut. Wer
sich diesem Vergleich nur einmal unterzieht, der kann daran auch erkennen: Ja,
es gibt bei effizienter Verwaltung selbstverständlich auch entsprechenden
effizienten Mitteleinsatz, also Geld einsparen, das man mit Sicherheit auf
anderer Seite
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