Landtag,
25. Sitzung vom 27.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 32
punktgenau und sehr behutsam
drehen muss, denn Kapital ist sehr flüchtig. Es ist wahr, wir haben ja davon auch
eine gewisse Zeit profitiert, als die Kapitalertragsbesteuerung in Österreich
eben nicht unerheblich geringer war als in Deutschland und daher natürlich
mächtig Kapital nach Österreich geflossen und aus Deutschland abgeflossen ist.
Es ist ja keine Frage, man kann nicht Realitätsverleugnung betreiben, tut mir
leid. Es ist so. Wenn das Geld anonym ist, ist es auch wurscht. Es geht ja
nicht nur um Steuerflüchtlinge und es geht ja nicht nur um Betrüger, sondern da
geht es ganz um legale - einen Herrn Flick zum Beispiel möchte ich nicht als
Betrüger bezeichnen, also da wäre ich vorsichtig; also es gibt genug und
hinreichend Beispiele, dass man hier behutsam und vorsichtig vorgehen soll.
Das ändert nichts an der Tatsache,
dass ich durchaus der Auffassung bin, das, was ich vorhin gesagt habe, dass bei
Aktienverkäufen nicht eine andere Besteuerung eintreten soll als etwa bei
Sparbüchern. Das ist aus meiner Sicht nicht einzusehen. Selbstverständlich
trete ich auch für die Transaktionssteuer ein, denn auch das scheint mir
ergänzend zu Regulierungsmaßnahmen ein vernünftiges ökonomisches
Lenkungsinstrument der internationalen Finanzmärkte zu sein, gar keine Frage.
Das ist durchaus ein interessanter Vorschlag, der vor nicht allzu langer Zeit
erst gemacht wurde - na ja, auch schon wieder ein Jahr -, dass diese als eine
europäische Steuer eingeführt wird. Das würde ich außerordentlich begrüßen aus
dem einfachen Grund, weil natürlich die Besteuerung im internationalen
Kapitalverkehr durchaus auch international, zumindest einmal einheitlich
innerhalb der Union, sein sollte, so wie ich generell der Auffassung bin, dass
es zu einer Vereinheitlichung des Steuersystems in der Europäischen Union
kommen sollte. Das wäre eine lohnende Aufgabe für die Europäische Union, sich
nicht um die Größe der Kaffeebohnen oder um die Krümmung der Bananen zu
kümmern, im Sinne der Subsidiarität. Dafür werde ich mit Sicherheit eintreten,
dass man zu dieser einen Weg in Richtung hin zu einer Vereinheitlichung des
Steuersystems in Europa beschreitet, durchaus auch mit
Kapitalertragsbesteuerung. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Prof Harry Kopietz:
Danke, Herr Landeshauptmann!
Bevor ich zur 2. Frage komme,
möchte ich noch die Gelegenheit nützen, die Kolleginnen und Kollegen auf der
Galerie zu begrüßen, die im Rahmen ihrer Dienstprüfung den Landtag besuchen.
Schönen guten Morgen! (Allgemeiner Beifall.)
Die 2. Frage (FSP -
00208-2009/0001 - KVP/LM) wurde von Herrn Abg Dr Wolfgang Ulm gestellt
und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Integration,
Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal gerichtet. (Werden Sie sich
für eine Reform des Wiener Beamtenpensionsrechtes einsetzen, die verstärkt beim
übergeordneten Ziel der Harmonisierung der Pensionssysteme mitwirkt?)
Bitte, Frau Stadträtin!
Amtsf StRin Sandra Frauenberger:
Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
Die Frage kann ich als erstes
einmal ganz kurz beantworten, nämlich, wie Sie vielleicht wissen, hat der
Stadtsenat am 20. Jänner zu den Ergebnissen der Überprüfung des
Rechnungshofs betreffend die Wiener BeamtInnenpensionsreform eine Stellungnahme
beschlossen und in dieser Prüfung sind Empfehlungen drinnen. Wir haben in
dieser Stellungnahme natürlich auch zugesichert, dass wir diese Empfehlungen
für uns noch einmal ganz genau anschauen und daran werde ich mich halten.
Präsident Prof Harry Kopietz:
Danke. 1. Zusatzfrage, Herr Abg Ulm!
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Ja, guten Morgen, Frau Stadträtin!
Es stellt sich für mich aber die
Frage, was ist vom Jänner bis zum März passiert? Es gibt eine fundierte Kritik
des Rechnungshofs an den Pensionsregelungen in Wien und an der Umsetzung, an
der Anwendung dieser Pensionsregelungen. Ich glaube, wir sind uns einig, dass
hier Handlungsbedarf besteht. Die Pensionsregelungen sind nicht kompatibel mit
denen von anderen Ländern oder mit den Regelungen des Bundes und die Regelungen
sind sehr teuer. Der Rechnungshof hat errechnet, dass
130 Millionen EUR Einsparungen möglich wären, wenn seinen
Empfehlungen gefolgt werden würde.
Ich frage Sie daher, ich glaube,
dass die Zeit drängt: Was ist von Jänner bis März passiert, respektive in
welcher Art und Weise haben Sie vor, den Empfehlungen des Rechnungshofs zu
folgen und das Pensionssystem und die Anwendung der Pensionsregelungen zu
verbessern?
Präsident Prof Harry Kopietz:
Frau Stadträtin!
Amtsf StRin Sandra Frauenberger:
Erstens teilen wir natürlich diese Berechnungen nicht und haben grundsätzlich
auch einen anderen Zugang. Wenn man sich allerdings auch den Bericht des
Rechnungshofs genau anschaut, dann sieht man, dass es große
Unterschiedlichkeiten in den Zugängen der Länder gegeben hat. Der Zugang von
Wien war der, in einer sehr ausgewogenen Form auch unter einer massiven
Berücksichtigung des Vertrauensschutzes auf eine sozialpartnerschaftliche Art
und Weise zu einer Lösung zu kommen, zu einer Lösung, die die Menschen in den
Mittelpunkt gestellt hat und wo es uns im Besonderen darum gegangen ist, einer
sozialen Verantwortung auch der Menschen nachzukommen. Wenn Sie mich jetzt
fragen, wie wir damit umgegangen sind, seitdem wir diesen Bericht bekommen
haben, dann haben wir uns natürlich auch noch einmal eine Beantwortung
vorgenommen und ich bin gerade dabei, Empfehlungen wirklich auch auf Herz und
Nieren zu prüfen, diese Korridoridee, et cetera, et cetera und ich bin da auch
nicht abgeneigt, das eine oder andere zustandezubringen. Es geht aber in erster
Linie darum, dass wir
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