Landtag,
25. Sitzung vom 27.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 32
Wenn man sich dann anschaut,
welche Faktoren letztendlich zur Einkommensschiene beitragen, dann wissen wir,
das ist auf der einen Seite Arbeitszeit, Kinderbetreuung, das ist Ausbildung,
alles, alles, wobei Ausbildung für mich als Frauenstadträtin ja gar nicht mehr
gilt, weil Frauen mittlerweile besser qualifiziert sind als Männer. Aber dann
bleibt ein Faktor über, ein Parameter bleibt über. Statistisch stimmt das, tut
mir leid. Ein Faktor bleibt über und der begründet sich ausschließlich aus der
Tatsache Geschlecht. Das ist etwas, was man nicht hinnehmen kann und was
letztendlich sehr viel Gesellschaftspolitik braucht.
Wir haben deshalb auch am Internationalen
Frauentag eine große Maßnahme gestartet, wo wir versuchen, auch noch einmal aus
einer gesellschaftspolitischen Motivation heraus das Thema Rollenbilder zu
diskutieren und zu sagen, wo sozusagen eine Umverteilung von bezahlter zu
unbezahlter Arbeit in Wirklichkeit auch der Schlüssel dafür ist, dass man
diesen Faktor Geschlecht auch in der Einkommensschere schließen kann. Dieser
Faktor Geschlecht macht aber unterschiedliche Studien, unterschiedliche
Ergebnisse zwischen 5 und 7 Prozent aus. Es geht jetzt darum, dass
man Maßnahmen setzen muss, die auch wirklich schnell zu Konsequenzen führen.
Also man kann zum Beispiel sagen, die Einkommensschere kann geschlossen werden
und kann mit Maßnahmen, wie wir sie hier in der Stadt zum Beispiel setzen, mit
einer Quote für Führungspositionen gut geschlossen werden. Ansonsten wartet man
ewig, ewig und ewig.
Diese Quotenregelung brauchen wir
nicht nur in politischen Gremien, die brauchen wir nicht nur hier in der Stadt
und in der Verwaltung, solche Quotenregelungen bräuchte es durchaus auch in
privaten Unternehmen, bräuchte es auch durchaus in Aufsichtsratspositionen,
denn das ist in Wirklichkeit einer der Faktoren, wo man ganz schnell ganz
effizient was tun kann. Also das ist etwas, wofür ich mich auf jeden Fall
einsetze.
Wenn es darum geht, die
Einkommensschere dann auch noch besser analysieren zu können, dann müssen wir
uns auch vor Augen führen, dass nicht jedes System wie jetzt zum Beispiel das
Wiener Besoldungssystem mit all seinen durchaus auch streitbaren Feldern
trotzdem so transparent ist. Das heißt, in der Einreihung von Positionen in
privaten Betrieben nach Kollektivverträgen ist nicht transparent erkennbar,
welches Geld ich für welche Position bekomme. Es kann zum Beispiel nicht sein,
dass man als Leiterin einer Buchhaltungsabteilung auf einmal nur mehr
1 500 EUR verdient für denselben Job, den davor vielleicht ein Mann
als Leiter der Buchhaltungsabteilung gemacht hat und dort dann, ich weiß nicht,
2 300 EUR verdient hat. Das sind Differenzen, die Frauen nicht
einholen können und dafür braucht es gesetzliche Regelungen. Das kann man auf
der einen Seite letztendlich in den Kollektivverträgen regeln, aber in
Wirklichkeit wäre es schöner, eine solche Transparenz in eine gesetzliche Form
zu gießen, wo ganz, ganz klar ist - das muss klar sein -, für welche Position
beziehe ich welches Gehalt. Also, das heißt, Einkommenstransparenz, Quoten und
natürlich auch eine entsprechende betriebliche Frauenförderung, die auch
durchaus für Klein- und Mittelbetriebe geht. Ich habe das mit dem Handbuch
versucht zu beweisen. Das wäre letztendlich mein Beitrag, auch auf der
kommunalen Ebene die Einkommensschere letztendlich schließen zu können. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsident Prof Harry Kopietz:
Danke. Die 4. Zusatzfrage, Herr Abg Dr Ulm.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Ja, Frau Stadträtin, jetzt würde ich Sie schon
ganz gerne beim Wort nehmen. Sie sagen, Ihr Ziel ist es, Beschäftigte so lange
wie möglich in Beschäftigung zu halten. Sie könnten das in einem Bereich von
heute auf morgen ganz leicht umsetzen und zwar bei den frühzeitigen
Pensionierungen aus organisatorischen Gründen. Da gibt es einen klaren
Widerspruch zu Ihrer Aussage. Wir haben im vergangenen Jahr 68 Personen
aus organisatorischen Gründen vorzeitig in den Ruhestand geschickt, nicht aus
gesundheitlichen, die waren Gott sei Dank nicht krank. Sie als
Personalstadträtin haben es nicht geschafft (Heiterkeit bei den GRÜNEN.),
im Magistrat anderswo eine Beschäftigung zu finden. Diese Personen sind nicht
in Beschäftigung verblieben, so wie Sie das zusagen und wünschen, sondern die
hat man geschickt.
Ich frage Sie daher: Wann werden
Sie diese Ruhestandsversetzungen aus organisatorischen Gründen beenden und in
der Handhabung letztendlich auf null kommen?
Präsident Prof Harry Kopietz:
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger:
Sie können mich gerne festnageln. Wenn Sie sich die Statistik anschauen und
vergleichen, dann sehen Sie, dass wir da auf einem guten Weg sind. Was ich vorhin
auch mit dieser sozialen Verantwortung und mit den Frühpensionierungen gemeint
habe, da müssen wir uns schon auch eines vor Augen führen: Wir haben auf der
einen Seite ein ganz ein anderes System, ein ganz ein anderes Prinzip als es
zum Beispiel der Bund hat. Wir haben eine sehr heterogene
Beschäftigtenstruktur, das heißt, wir haben Menschen, die mit kranken Menschen
arbeiten, genauso wie Menschen, die im Kanal arbeiten, Menschen, die bei der
Feuerwehr tätig sind, Müllaufleger, wir haben auch viele, viele
KindergärtnerInnen und dann haben wir auch den großen Bereich des jetzt, sage
ich einmal, organisatorischen Büroteiles, des kaufmännischen Teiles. Und das
heißt, diese Heterogenität in der Beschäftigtenstruktur muss man sich einmal
vor Augen führen, wenn wir darüber sprechen, wie früh oder wie spät Wiener
Beschäftigte in Pension gehen. Das ist der eine Punkt.
Der zweite Punkt ist, dass wir
immer wiederum sehr harte Schicksalsschläge vorfinden, wo man letztendlich
traurig zur Kenntnis nehmen muss, da muss man eine vorzeitige Pensionierung in
Kauf nehmen, da kann man nichts dagegen tun. Dann gibt es Menschen, die werden
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