Landtag,
25. Sitzung vom 27.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 32
und so weiter, und so weiter. Also
es ist eine ganz, ganz lange Liste, die wir jetzt einmal in diese
Vorverhandlungen eingebracht haben, weil das natürlich genau die Punkte sind,
über die wir besonders genau reden wollen. Dann werden wir sehen, wann es zu
einem Hauptverfahren kommt. Dann möchten wir natürlich möglichst vielen
Wienerinnen und Wienern die Möglichkeit bieten, dass sie sich an diesem
Verfahren beteiligen können. Wir werden umfassend informieren.
Präsident Prof Harry Kopietz:
Danke. Die 1. Zusatzfrage stellt Frau Abg Matiasek. Ich ersuche darum.
Abg Veronika Matiasek
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke.
Frau Stadträtin! Ich schätze Ihre
Bemühungen und auch Ihren Standpunkt. Nur, wenn man die Sache realistisch
betrachtet, wird man in der Atompolitik als Land – ich meine jetzt im Sinn von Bundesland
– auch nationalstaatlich nicht sehr viel ausrichten können, sondern es wird im
Wesentlichen darauf ankommen, wie in diesem Falle die EU-Linie läuft, wie wir
hier auf europäischer Ebene agieren, denn alle Bemühungen sind gut. Und selbst
wenn sich Wienerinnen und Wiener beteiligen können, ist das so eine schöne
Sache, aber ich glaube, trotzdem nicht wirksam genug, um jetzt so einen
Schrottreaktor nicht nur zu verbessern, sondern überhaupt zu verhindern. Das
wäre ja das Ziel. Die SPÖ hat ja von allen Parteien für mich ein bisserl die
durchaus unklarste Linie in der Frage der Atomenergie. Wir haben aber auch
gesehen, dass Sie auch in der Europapolitik ja durchaus flexibel sind. Ich
denke an den berühmten „Kronen Zeitungs“-Brief.
Ich frage Sie, in dem Fall Frau
Landesrätin: Inwiefern wirken Sie auf die europäische Linie in punkto
Atomenergie, Atomkraft ein - wir haben am 7. Juni Wahlen – und wie wird da
die Position der SPÖ sein? Sie haben ja Ihren Wiener Parteikollegen als
Spitzenkandidaten. Ich denke, Sie haben auch etwas mitzureden, vielleicht wie
das Programm ausschaut, wie die künftige Linie sein wird.
Präsident Prof Harry Kopietz:
Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima:
Aus meiner Sicht ist die Linie der SPÖ seit Zwentendorf unverändert, nämlich
ganz klar eine Ablehnung der Nutzung der Kernenergie zur Energieerzeugung und
auch für andere Zwecke. Ich glaube, das liegt ganz eindeutig am Tisch.
Schwierig ist es natürlich, diese Linie auch bei Nachbarländern durchzusetzen.
Das haben wir auch beim AKW Temelin gesehen. Das ist ja nicht immer nur eine
leichte Geschichte gewesen. Ich glaube, dass es trotzdem wichtig ist, die Menge
aufzuzeigen. Das ist einmal der erste Schritt, das durch Experten fundiert
aufzuzeigen und nicht irgendwie in einer Aufgeregtheit zu sagen, sondern
wirklich mit fundierter Expertise einmal hineinzugehen und sich am Verfahren zu
beteiligen.
Die zweite Ebene und Ansatzpunkt
ist, meiner Meinung nach, die Finanzierung. Sie erinnern sich möglicherweise,
dass bei den Blöcken 1 und 2 von Mochovce es damals durch
österreichisches Engagement gelungen ist, die Finanzierung mit dem EBRD-Kredit
zu verhindern, mit diesem Kredit der EBRD. Das hat dann im Endeffekt zu einer
Verzögerung von doch einigen Jahren geführt. Ich sehe auch hier die
Finanzierung als einen möglichen Hebel. Aber die Betreiber von Mochovce 3
und 4 haben aus den Erfahrungen in den 90er Jahren gelernt und haben
bisher noch nicht auf den Tisch gelegt, wie sie diesen Ausbau der Blöcke 3
und 4 zu finanzieren gedenken. Ich bezweifle allerdings massiv, dass sie
das alles aus eigenen Reserven zustande bringen, weil es doch eine Summe von
2,8 Milliarden EUR ist. Das ist doch eine stattliche Summe. Das heißt, da
wird es sicher irgendwie die eine oder andere Form der Finanzierung geben. Es
wird jetzt darauf ankommen, wollen sie auf Eurotom-Mittel zurückgreifen? Gibt
es andere Kredite? Wie schaut das jetzt auch im Lichte der Finanz- und
Wirtschaftskrise aus? Wird sich da an der Finanzierung etwas ändern?
Wie gesagt, es ist bisher noch
nicht offen gelegt. Das hüllen sie noch in Schweigen, wohl auch um leidvolle
Erfahrungen aus der Vergangenheit zu vermeiden, wo man von Anfang an sehr stark
bei diesem Finanzierungspunkt angesetzt hat. Das sehe ich nun sozusagen als
eine potenzielle Möglichkeit.
Die EU-Kommission hat im
Zusammenhang mit Mochovce 3 und 4 eine recht interessante Position,
weil auch die bisher die Sicherheitsmängel kritisiert hat. Da sehe ich
zumindest eine gewisse Hoffnung auf einen Ansatz eines Verbündeten in diesem
Bereich, weil ganz genau weiß man es natürlich dann erst am Schluss. Aber die
Kommission hat auch hier einmal Bedenken angemeldet.
Ein weiterer Ansatzpunkt, den ich
noch sehe ist, ist Enel, der italienische Strom- und Energieerzeuger, der auch
im Eigentum des italienischen Staates ist und hier mittlerweile
Mehrheitseigentümer von Slovenske elektrarne ist. Das heißt, Italien ist da
sehr massiv involviert. Ich habe auch schon Gespräche mit dem Umweltminister
geführt, dass wir versuchen, auch über Italien einzuwirken und zu sagen: Moment
einmal, das kann irgendwie nicht sein, dass Italien zwar selbst keine
Atomkraftwerke mehr haben will, aber freundlicherweise uns dann eins in der
Nähe, nämlich in der Slowakei, 160 km von Wien vor die Türe stellt. Noch dazu
eines, das diesen Standard aufweist.
Die UVP ist jetzt nicht der
einzige Ansatzpunkt, den wir verfolgen. Da kann ich Sie beruhigen. Ich sehe
noch ein paar andere Ansatzpunkte, wo sich aber dann erst in Zukunft weisen
wird, welche Möglichkeiten wir da haben. Ich bin wirklich davon überzeugt, dass
wir diesen Kampf führen sollten, auch auf das Risiko hin, dass wir
möglicherweise nicht gewinnen können.
Präsident Prof Harry Kopietz:
Danke. Die 2. Zusatzfrage stellt Herr Abg Mag Maresch. Ich ersuche darum.
Abg Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Landesrätin!
Ich schätze natürlich Ihr
Engagement in dieser Sache. Leider Gottes hat die Regierung Berlusconi
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular